• 31.01.2015
      02:40 Uhr
      Nachtcafé Erbe gut, alles gut? | SWR Fernsehen BW
       

      Eines ist gewiss: Nie zuvor gab es so viele alte Menschen in Deutschland, nie zuvor waren sie so reich, nie zuvor hatten sie so wenig Nachkommen. Rund 250 Milliarden Euro werden jährlich vererbt. Jede fünfte Erbschaft hat einen Wert von über 100.000 Euro. Tendenz steigend. Eine Erbschaftswelle rollt durchs Land. Da wird die Frage laut, inwieweit eine die Generationen übergreifende Weitergabe von Vermögen mit dem Leistungsprinzip unserer Gesellschaft vereinbar ist: Wie gerecht ist unser Erbrecht? Muss Erbe stärker besteuert und umverteilt werden? Und macht ein Erbe tatsächlich glücklich? Michael Steinbrecher fragt nach.

      Nacht von Freitag auf Samstag, 31.01.15
      02:40 - 04:10 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      Stereo

      Eines ist gewiss: Nie zuvor gab es so viele alte Menschen in Deutschland, nie zuvor waren sie so reich, nie zuvor hatten sie so wenig Nachkommen. Rund 250 Milliarden Euro werden jährlich vererbt. Jede fünfte Erbschaft hat einen Wert von über 100.000 Euro. Tendenz steigend. Eine Erbschaftswelle rollt durchs Land. Da wird die Frage laut, inwieweit eine die Generationen übergreifende Weitergabe von Vermögen mit dem Leistungsprinzip unserer Gesellschaft vereinbar ist: Wie gerecht ist unser Erbrecht? Muss Erbe stärker besteuert und umverteilt werden? Und macht ein Erbe tatsächlich glücklich? Michael Steinbrecher fragt nach.

       

      Eines ist gewiss: Nie zuvor gab es so viele alte Menschen in Deutschland, nie zuvor waren sie so reich, nie zuvor hatten sie so wenig Nachkommen. Rund 250 Milliarden Euro werden jährlich vererbt. Jede fünfte Erbschaft hat einen Wert von über 100.000 Euro. Tendenz steigend.

      Eine Erbschaftswelle rollt durchs Land. Doch flutet die große Geldschwemme nicht alle gleichmäßig. Tatsächlich kommt der Erbschaftssegen sehr ungleich über die Deutschen. Nur ein kleiner Kreis profitiert davon. Denn die Reichen der Gegenwart und Zukunft sind nicht mehr unbedingt Menschen, die Unternehmen gegründet und Werte geschaffen haben, sondern zum großen Teil die Kinder und Enkel jener Schöpfer des Vermögens. Reich ist also, wer in die richtige Familie geboren wird. Es zählt nicht zwangsläufig die eigene Leistung.

      Da wird die Frage laut, inwieweit eine die Generationen übergreifende Weitergabe von Vermögen mit dem Leistungsprinzip unserer demokratisch und marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft vereinbar ist: Wie gerecht ist unser Erbrecht? Muss Erbe stärker besteuert und umverteilt werden? Und macht ein Erbe tatsächlich glücklich? Michael Steinbrecher fragt nach.

      Die Gäste:

      Es war ein Schlag ins Gesicht: Allegra Curtis wurde von ihrem Vater, der Hollywood-Legende Tony Curtis, enterbt. Kurz vor seinem Tod änderte der Schauspieler sein Testament zu Gunsten seiner 46 Jahre jüngeren Ehefrau. Tochter Allegra ist sich sicher: Meine Stiefmutter hatte es von Anfang an nur auf das Erbe meines Vaters abgesehen und alle für mich wichtigen Erinnerungsstücke aus Geldgier versteigert.

      Doch auch Erben macht nicht zwangsläufig glücklich. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Susanne Auwärter-Brodbeck das schwäbische Familienunternehmen. Durch den unfreiwilligen Verkauf war sie plötzlich Millionärin. Doch den unerwarteten Geldregen empfand sie als Bürde: Das Geld hat mich depressiv gemacht, ich wollte es einfach wieder loswerden. Daher unterstützt die heutige Stifterin mit ihrem Vermögen gemeinnützige Projekte.

      Wer viel besitzt bekommt noch mehr, wer wenig hat geht häufig leer aus: Wirtschafts-Journalist Christian Rickens hält das deutsche Erbrecht für völlig unsozial. Die momentane Gesetzeslage ist eine einzige Ungerechtigkeit und ein eklatanter Verstoß gegen die Leistungsgesellschaft! Der Spiegel-Redakteur fordert daher dringend eine Reform des bestehenden Erbrechts.

      Der streitlustige TV-Rechtsanwalt Ingo Lenßen hält von der Erbschaftssteuer rein gar nichts: Dass reiche Erben den Staat an ihrem Geld teilhaben lassen sollen, ist für ihn ein massiver Einschnitt in das Recht auf Selbstbestimmung und äußerst unfair. Der eine hat s verdient, der andere soll s bekommen, warum? Daher fordert Lenßen: So viel Freiheit wie möglich in Sachen Erben!

      Der Erbstreit zwischen Baron Helmut von Finck und seinen Halbbrüdern entzieht sich fast jeglicher Vorstellungskraft: Seit zehn Jahren kämpft die Bankiersfamilie erbittert um Milliarden und liefert sich damit eine der größten Erbstreitigkeiten der Nachkriegszeit. Privatier und Pferdezüchter von Finck fühlt sich um einen Großteil seines väterlichen Erbes gebracht und sagt heute: Die Geld- und Erbgier meiner Halbbrüder hat die ganze Familie zerstört. Das ist einfach nur unmenschlich.

      Wegen gerade mal 5.500 Euro wiederum zerstritt sich Monika Kühne mit ihrer Schwester. Zu Lebzeiten der Mutter hatten die beiden ein enges Verhältnis, doch das Erbe zerriss das schwesterliche Band. Finanzielle Streitigkeiten gerieten immer mehr zur Nebensache, verletzte Gefühle traten in den Vordergrund. Die haben den Streit angefangen, weil sie Recht bekommen wollten. Und da habe ich mir gedacht, ich habe doch auch mein Recht. Bis heute reden die Schwestern kein Wort mehr miteinander.

      Fälle wie diesen kennt Dr. Frank Bräutigam zuhauf. Beim Erben wird es schnell hochemotional , erklärt der Jurist und ARD-Rechtsexperte. Und zugleich ist es ein Thema, das jeden irgendwann betrifft: Jeder stirbt, jeder erbt, jeder vererbt. Wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit seinem Nachlass auseinanderzusetzen und wie sich Erbstreitigkeiten doch vermeiden lassen dazu gibt Bräutigam zahlreiche Tipps aus der Praxis.

      Ein paar Ratschläge hätten Renate Klonau sicher viel Ärger erspart, denn sie wurde Opfer eines Erbschleichers. Ihr Lebensgefährte wurde von einem Krankenpfleger manipuliert und änderte daraufhin kurz vor seinem Tod das Testament. Das Renate Klonau versprochene Wohnhaus ging somit an den Pfleger. Er hat die hilflose Situation meines Lebenspartners schamlos ausgenutzt, um sich zu bereichern. Nach einem langen Gerichtsverfahren verlor die Sozialpädagogin nicht nur den Prozess sondern musste zudem ihre Rente pfänden lassen.

      Das Nachtcafé ist keine Arena für Exhibitionisten und Voyeure. Zynismus und Krokodilstränen haben keinen Platz, wohl aber Menschen aller Art, die den Zuschauern etwas zu erzählen haben.

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      Nacht von Freitag auf Samstag, 31.01.15
      02:40 - 04:10 Uhr (90 Min.)
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