• 08.06.2013
      11:35 Uhr
      Nachtcafé Schule - so geht's nicht weiter! | SWR Fernsehen BW
       

      Gäste:

      • Andreas Stoch, Kultusminister in Baden-Württemberg
      • Richard David Precht, Philosoph
      • Pauline Wahl, Gymnasiastin
      • Ingo Naujoks, Schauspieler
      • Margret Rasfeld, Schulleiterin
      • Stefanie Knop
      • Silke Sommer-Hohl

      Samstag, 08.06.13
      11:35 - 13:05 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      HD-TV Stereo

      Gäste:

      • Andreas Stoch, Kultusminister in Baden-Württemberg
      • Richard David Precht, Philosoph
      • Pauline Wahl, Gymnasiastin
      • Ingo Naujoks, Schauspieler
      • Margret Rasfeld, Schulleiterin
      • Stefanie Knop
      • Silke Sommer-Hohl

       

      Die Schule ist in der Krise: Überforderte Schüler, gestresste Lehrer und Eltern mit Angst um die Zukunft ihrer Kinder - das ist Schulalltag heute. Wie soll es mit der Bildung weiter gehen, wie kommen wir aus dieser Misere? Die einen sehen die Gemeinschaftsschule als einzigen Weg, mit gleichen Chancen für alle. In Baden-Württemberg ist sie Teil der neuen Bildungsreform unter Kultusminister Andreas Stoch. Doch für dieses Konzept erscheinen die Klassen zu groß, die wenigen Lehrkräfte nicht richtig ausgebildet und nicht genug Geld vorhanden.

      Viele Eltern fordern dagegen eine noch rigorosere Auswahl der Schüler nach Leistung und Befähigung, um das alte System zu retten. Sie fürchten einen Ausverkauf der Schulbildung und eine Zukunft im Mittelmaß. Philosophen und Autoren wie Richard David Precht gehen sogar noch einen Schritt weiter und hinterfragen das System Schule komplett. Kann die Schule nicht so bleiben wie sie ist? Birgt eine Gemeinschaftsschule wirklich gleiche Chancen für alle? Sind diese Ideen überhaupt zielführend? Muss die Vorbereitung unserer Kinder auf das Leben nicht besser komplett neu überdacht werden? Unter anderem mit dem Kultusminister von Baden-Württemberg Andreas Stoch und dem Philosophen und Autor Richard David Precht.

      Die Gäste:
      Gemeinschaftsschulen, Abschaffung des Sitzenbleibens und Reduzierung von Lehrerstellen: Kultusminister Andreas Stoch erhitzt mit der neuen Bildungsreform die Gemüter im Ländle. Obwohl unsere Schulen auch im internationalen Vergleich gut dastehen, hält er "eine konsequente Modernisierung unseres Bildungssystems für notwendig, um diesen Erfolg unseres Landes nicht zu gefährden."

      Genau diesen Erfolg sieht Silke Sommer-Hohl gerade durch die Reform gefährdet. Die Mutter sorgt sich um das Bildungsniveau ihrer Kinder. Als ihrer Heimat Bad Saulgau die Gemeinschaftsschule drohte gründete sie eine Elterninitiative und mobilisierte den landesweit ersten Bürgerentscheid: "Leider haben wir das Quorum nicht erreicht, aber es formiert sich an vielen Orten Widerstand. Es brodelt überall im Land!"

      Dass in den Schulen nicht alles in Ordnung ist, weiß Pauline Wahl. Die Gymnasiastin war immer eine gute Schülerin, bis sie dem Leistungsdruck nicht mehr Stand hielt: "Ich konnte morgens nicht mehr aufstehen, mir wurde alles zu viel. Ich bekam eine Sozialphobie, wurde Menschen gegenüber richtig scheu." Die Abiturientin entwickelte Versagensängste, Schlafstörungen, nahm an Gewicht zu und kam schließlich in psychologische Betreuung.

      Statt Leistungsdruck und stupidem "Bulimie-Lernen" ist Richard David Precht für eine intensive Auseinandersetzung
      mit Lernstoff, der auf das Leben vorbereitet. Der Philosoph rechnet mit dem deutschen Schulsystem ab und fordert eine radikale Bildungsrevolution: "Die bisherigen Reformen sind nur immer neue kleine Anbauten an ein marodes Gebäude. Es muss sich grundsätzlich etwas ändern."

      Die Schulzeit von Schauspieler Ingo Naujoks glich einer Achterbahnfahrt: "Als junger Schüler habe ich erst in der
      neunten Klasse verstanden, dass Lernen Spaß machen kann." Nach einigen schulischen Rückschlägen traf er schließlich auf engagierte Lehrer, die ihn auf den richtigen Weg brachten und sein Leben prägten. Auch durch Erfahrungen mit seinen Kindern ist er heute überzeugt: Vor allem auf den Lehrer kommt es an.

      Mit ihren ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden zog Margret Rasfeld oft skeptische Blicke auf sich. 2007 gründete sie
      kurzerhand die Evangelische Schule Berlin Zentrum, eine Gemeinschafts- und Reformschule, die bundesweit als vorbildlich gilt: "Für Innovation ist im deutschen Schulsystem bisher überhaupt kein Platz gewesen. Darum ist es an der Zeit, das Ganze zu wenden."

      Stefanie Knop ist dieser Weg noch nicht radikal genug. Als sie bemerkte, dass ihr Sohn in der Schule unglücklich ist, entschied sie sich dazu, ihn von der Schulpflicht zu befreien. "Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und mag es überhaupt nicht, wenn man mich zu etwas zwingt - wieso sollte das für meine Kinder anders sein?" Seither besucht der Junge keinen Unterricht, sondern lernt vom Leben.

      An der Bar:
      Anders als die meisten Kinder gehen Paulina Unfried und Jacomo Wallner richtig gerne zur Schule. Die beiden 14- Jährigen besuchen die achte Klasse der Evangelischen Schule´ Berlin Zentrum. In jedem Schuljahr stellen sie sich drei Wochen lang einer selbst gewählten Herausforderung - ganz ohne Lehrer und Eltern. "Wir haben eine alte Hotelanlage aufgebaut und waren Extrem-Wandern. Da geht es zwar nicht um schulische Inhalte, doch man lernt sehr viel fürs Leben!"

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