• 28.08.2012
      22:30 Uhr
      Wir brauchen keine Liebe! Unterwegs mit Wladyslaw Bartoszewski | WDR Fernsehen
       

      "Man ist doch ein Mensch!", sagt Wladyslaw Bartoszewski auf die Frage, woher er Zeit seines Lebens seinen Mut nahm. Mit dieser Haltung hat er Auschwitz überlebt und das Gefängnis der polnischen Staatssicherheit überstanden. Der polnische Publizist und Politiker wurde vor kurzem 90. Der WDR zeigt Momentaufnahmen aus dem Leben eines Mannes, der in die Abgründe des 20. Jahrhunderts geblickt hat.

      Dienstag, 28.08.12
      22:30 - 23:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      "Man ist doch ein Mensch!", sagt Wladyslaw Bartoszewski auf die Frage, woher er Zeit seines Lebens seinen Mut nahm. Mit dieser Haltung hat er Auschwitz überlebt und das Gefängnis der polnischen Staatssicherheit überstanden. Der polnische Publizist und Politiker wurde vor kurzem 90. Der WDR zeigt Momentaufnahmen aus dem Leben eines Mannes, der in die Abgründe des 20. Jahrhunderts geblickt hat.

       

      Wie kaum ein anderer polnischer Politiker hat er sich für die deutschpolnischen Beziehungen eingesetzt. Wladyslaw Bartoszewski, zwei Mal polnischer Außenminister, Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, "Gerechter unter den Völkern" in Israel. Wir haben den leidenschaftlichen Politiker, Publizisten, Aktivisten im Dienste der deutschpolnischen Beziehungen mit der Kamera begleitet - was nicht einfach war. Mit dem Tempo seines Schritts und seiner Gedanken hängt er viele Jüngere in seiner Umgebung ab! Noch immer veröffentlicht er Bücher, hält Vortragsreisen, sitzt unzähligen nationalen und internationalen Gremien und Komitees vor. Schon in den 60er Jahren knüpfte er Kontakte zu bundesdeutschen Jugendorganisationen. Sein Beichtvater hatte ihm mit auf den Weg gegeben: "Du hast die Freiheit bekommen - du sollst erzählen und erinnern!". Er hatte seine Abiturarbeit über Minna von Barnhelm geschrieben und dachte, die Deutschen wären Dichter und Denker. Bis sie sein Land überfielen und ihn nach Auschwitz verschleppten. Dort, auf dem Appellplatz, vor Hunger, Angst und Kälte zitternd, hätte er jeden "für einen Narren gehalten", der ihm vorher gesagt hätte, dass er ein paar Jahre später mit Deutschen befreundet sein würde. Als dann bundesdeutsche Jugendorganisationen ihn baten, mit ihnen zu sprechen, setzte er den Rat seines Beichtvaters in die Tat um.

      Schwer krank wurde er 1941 aus Auschwitz entlassen - und gründete den Hilfsrat für die verfolgten Warschauer Juden. Für die polnische Exilregierung schrieb er Meldungen über das Warschauer Ghetto. 1944 nahm er am Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer teil.

      Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, während der stalinistischen Zeit, geriet er ins Visier der polnischen Staatssicherheit und verbrachte sechs Jahre im Gefängnis. 1980 war er einer der ersten, der sich für die Gewerkschaft Solidarnosc engagierte. Woher nimmt ein Mensch soviel Mut und soviel Kraft? Das ist eine der häufigsten Fragen, die junge Deutsche ihm stellen. Seine Antwort ist immer so plausibel, wie einfach: "Man ist doch ein Mensch!"

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