• 16.07.2013
      09:30 Uhr
      B.sucht Autismus | WDR Fernsehen
       

      Das Wort "Autismus" weckt bei den meisten Menschen unweigerlich Assoziationen von schrullig-sympathischen Genies á la "Rainman"; Menschen, die im normalen Alltag völlig überfordert sind und sich kaum eigenständig die Schuhe zubinden können. Die aber über ein Superhirn verfügen und schwierigste Rechenaufgaben blitzschnell im Kopf rechnen können. Mit der Wirklichkeit indes hat dieses Klischee zumeist nur wenig zu tun. Tatsächlich ist die Bandbreite autistischer Erscheinungsformen riesengroß und jeder Autist hat einen ganz eigene Geschichte.

      Dienstag, 16.07.13
      09:30 - 10:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Das Wort "Autismus" weckt bei den meisten Menschen unweigerlich Assoziationen von schrullig-sympathischen Genies á la "Rainman"; Menschen, die im normalen Alltag völlig überfordert sind und sich kaum eigenständig die Schuhe zubinden können. Die aber über ein Superhirn verfügen und schwierigste Rechenaufgaben blitzschnell im Kopf rechnen können. Mit der Wirklichkeit indes hat dieses Klischee zumeist nur wenig zu tun. Tatsächlich ist die Bandbreite autistischer Erscheinungsformen riesengroß und jeder Autist hat einen ganz eigene Geschichte.

       
      • Peter Schmidt sagen Steine mehr als Gesichter

      Bettina Böttinger besucht Dr. Peter Schmidt. Von Anfang an habe er gewusst, dass er anders ist, erzählt er. Er ist promovierter Geophysiker. Und Asperger Autist. Dr. Peter Schmidt sagen die Strukturen von Steinen mehr als die Gesichter von Menschen. Die Diagnose bekam er, als er schon erwachsen war. Als Kind und Jugendlicher war er schrullig, ungewöhnlich, ein schräger Typ. Er liebte es stundenlang an Bahngleisen zu stehen und vorbeifahrende Züge zu beobachten.

      Vor allem die Gefühle anderer stellen ihn seit jeher vor große Probleme. Dennoch hat er im Laufe seines Lebens gelernt, mit seinen autistischen Eigenarten zurechtzukommen und sich in die Welt der "Normalen" einzufügen. Peter Schmidt hat einen Job, er hat eine Frau und Kinder. Doch seine Kinder zu trösten, sie in den Arm zu nehmen, wenn sie traurig sind, das ist für Peter Schmidt bis heute eine schier unlösbare Aufgabe.

      • Julius brauchte klare Strukturen

      Julius war einverstanden, dass Bettina Böttinger ihn besucht. Schon Wochen vor dem Treffen schaut er sich regelmäßig Fotos von Bettina und dem Team an, damit die neuen Gesichter ihm vertraut sind. Julius leidet an frühkindlichem Autismus, ein sehr schweren Form von Autismus. Seit einigen Jahren lebt er in einer Autismus-Wohngruppe. Seine Eltern haben es sich nicht länger zugetraut ihn zu Hause zu betreuen. In der Wohngruppe hat er einen komplett durchstrukturierten Tagesablauf, der ihm Orientierung geben soll. Alle Ereignisse - Aufstehen, Essen, Pause machen, Arbeit - sind mit kleinen Symbolbildern auf einem Plan festgehalten.

      In regelmäßigen Abständen besucht Julius seine Eltern zu Hause. Auch dort muss er rund um die Uhr betreut werden. Eine große Herausforderung für seine Eltern. Sie sind aber wie alle Eltern stolz auf ihr Kind. Stolz darauf, dass Julius trotz seiner schweren Erkrankung ein glücklicher Mensch werden konnte.

      • Für Sabine Kiefner war die Diagnose Autismus eine Erlösung

      In ihrer Kindheit in den 60er Jahren gab es noch keinen Namen für ihre Krankheit. Sabine Kiefner reagiert hypersensibel auf Lärm, Licht und Gerüche. Die Diagnose Autismus bekam sie vor vier Jahren. Das war für sie eine Befreiung. Sabine Kiefner war immer eine gute Schülerin. Sie strengte sich ihr ganzes Leben lang an, nicht aufzufallen, obwohl sie schon immer wusste, dass sie anders ist.

      So hat sie als junges Mädchen stets darauf geachtet, dass sie beim Laufen über den Bürgersteig nicht auf die Rillen zwischen den Platten tritt. Tat sie es doch, dann lief sie bis zu letzten Straßenkreuzung zurück und begann den Weg von Neuem. Etwas für jeden anderen Alltägliches wie eine Kantinenbesuch, ein Stadtbummel oder eine Straßenbahnfahrt ist für sie fast unerträglich. Jede Form von Menschenansammlungen lösen bei ihr größtes Unwohlsein aus.

      Eine feste, langjährige Partnerschaft konnte Sabine Kiefner nicht eingehen. Zuviel Nähe hält sie nicht aus. Körperliche Nähe und Sexualität würde sie am liebsten nur nach einem genauen Zeitplan "erledigen".

      Für die neue WDR-Reportage-Sendung "B.sucht" verlässt Bettina Böttinger im Sommer das Fernsehstudio. Ab dem 4. Juli (jeweils donnerstags, 22 bis 22.30 Uhr, WDR Fernsehen) stellt sich die Journalistin der Herausforderung, Einblicke in wenig bekannte Welten der Gesellschaft zu bekommen. Bettina Böttinger besucht in fünf Folgen jeweils drei Menschen, die ein Thema verbindet. Sie leben oft im Verborgenen. Dort, wo es manchmal Mut kostet, genauer hinzusehen. Es sind zum Beispiel Menschen, die Sex für Geld anbieten, die ihr Leben im Gefängnis verbringen oder die mit ihrem Geschlecht nicht leben wollen. Bettina Böttinger führt Gespräche und sucht Antworten auf ganz persönliche Fragen. Dabei erfährt sie Überraschendes, Interessantes, Ungewöhnliches und muss manchmal ihre eigenen Bilder im Kopf ganz neu sortieren

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      09:30 - 10:00 Uhr (30 Min.)
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