• 22.09.2021
      10:10 Uhr
      Lodzer Lust - Lodzer Last Eine Stadt will wieder nach oben | hr-fernsehen
       

      Lodz - Deutsche kennen die Stadt aus dem Lied "Theo! Wir fahr'n nach Lodz." Dann hört es mit den Kenntnissen schnell auf. Lodz, drittgrößte Stadt Polens, träumt noch immer vom Glanz der einst florierenden Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Prunkvolle Stadtpaläste und die wohl längste Prachtstraße Europas erzählen von der Zeit, als Stoff die Stadt prägte. Da kann man anknüpfen, dachte sich das junge Paar Justyna und Maciek, und gründete in Lodz eine Firma für Modedesign.

      Mittwoch, 22.09.21
      10:10 - 10:40 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      Lodz - Deutsche kennen die Stadt aus dem Lied "Theo! Wir fahr'n nach Lodz." Dann hört es mit den Kenntnissen schnell auf. Lodz, drittgrößte Stadt Polens, träumt noch immer vom Glanz der einst florierenden Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Prunkvolle Stadtpaläste und die wohl längste Prachtstraße Europas erzählen von der Zeit, als Stoff die Stadt prägte. Da kann man anknüpfen, dachte sich das junge Paar Justyna und Maciek, und gründete in Lodz eine Firma für Modedesign.

       

      Die alten polnischen Industriehöfe haben schon viele Menschen kommen und gehen sehen. Unternehmer, Weber, arme Arbeiterfamilien. Allen gemein war der Traum von einem besseren Leben - der immer wieder zerstört wurde: in Kriegen, im Kommunismus und auch nach der Wende. Jetzt träumt ihn eine neue Generation, mitten in den alten Mauern. ARD-Korrespondentin Griet von Petersdorff berichtet in einer neuen Ausgabe "Mein Ausland" vom Bemühen der Bewohner in Lodz, ihre Stadt umzugestalten.

      Die Bevölkerung trägt ihren Traum auch auf die Straße, zum Beispiel in bunten Rikschas, Marke Lodzer Eigenbau. In rauen Mengen rollen sie durch die Piotrkowska, die Prachtstraße schlechthin. Das Besondere: In den meisten Städten sitzt man hinter dem Fahrer, aber in Lodz ist ja vieles etwas anders. Denn was macht eine polnische Großstadt, die stets im Schatten von Warschau oder Posen steht, in der sich der Glanz der einst florierenden Textilindustrie nur noch erahnen lässt? Sie erfindet sich neu - oder besser: ihre Bewohner. Was bleibt ihnen auch übrig angesichts von Arbeitslosigkeit und Stillstand? Sie gehen eigene Wege, finden ihre eigene Philosophie.

      Anna Stepkowska zum Beispiel: Mit einer Thermoskanne und Stellenangeboten ausgestattet, steigt sie morgens in den Zug nach Warschau, um Pendler zu überreden, in ihrem Unternehmen in Lodz anzuheuern. Arbeit hat sie genug. Oder Stef, ein junger Fotograf, der nicht nur fest an den Wiederaufstieg der Stadt glaubt, sondern ihn auch für die Nachwelt dokumentiert. Sein Fotoprojekt verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und er ist nicht allein mit seiner Hoffnung: Auch Michal Gauza teilt sie. Im katholischen Polen ist eher eine Ausnahme, nämlich ein Mann, der Frauenkleider trägt. Doch das ist in Lodz kein Problem. Mutig ist auch Stanislaw Zaremba, der für Lodz "brennt". Der ältere Herr - einst ein hohes Tier in der kommunistischen Partei, was ihm offenbar aber keiner übel nimmt - hat mit seiner Frau ein Drittel eines riesigen, leerstehenden Industriekomplexes gekauft. Jetzt träumt er davon, dass hier "La Boheme" inszeniert wird. Gleich neben den Werkstätten, in denen Erfinder werkeln, Künstler und Designer ihr Glück suchen und Mechaniker an einem Oldtimer-Elektromobil schrauben. Der alte Schlager, er macht auf neue Weise Sinn: "Theo! Wir fahr'n nach Lodz"!

      Film von Griet von Petersdorff

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