• 07.06.2013
      04:10 Uhr
      Capriccio Das Kulturmagazin des Bayerischen Fernsehens | BR Fernsehen
       

      Ein Capriccio Spezial von der 55. Biennale in Venedig: der größten und wichtigsten Kunstschau der Welt. Es sind die olympischen Spiele der Kunst. Über 80 Länder konkurrieren um den Hauptpreis der Biennale, den Goldenen Löwen. Chefkurator Massimiliano Gioni hat etwas ganz besonderes vor: Er will zurück an die Ursprünge der Kunst. Deshalb hat er neben den Insidern diesmal zahlreiche Outsider für die Kunst entdeckt. Er setzt dem kommerziellen Kunstmarkt und dessen Verkaufsmechanismen eigene, sperrige und bisher im Kontext der Kunst unbeachtete Bilder entgegen.

      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 07.06.13
      04:10 - 04:40 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      VPS 04:00
      Geänderte Sendezeit!
      Stereo

      Ein Capriccio Spezial von der 55. Biennale in Venedig: der größten und wichtigsten Kunstschau der Welt. Es sind die olympischen Spiele der Kunst. Über 80 Länder konkurrieren um den Hauptpreis der Biennale, den Goldenen Löwen. Chefkurator Massimiliano Gioni hat etwas ganz besonderes vor: Er will zurück an die Ursprünge der Kunst. Deshalb hat er neben den Insidern diesmal zahlreiche Outsider für die Kunst entdeckt. Er setzt dem kommerziellen Kunstmarkt und dessen Verkaufsmechanismen eigene, sperrige und bisher im Kontext der Kunst unbeachtete Bilder entgegen.

       

      Es ist wie ein Blick in das menschliche Gehirn, wild, phantastisch, bunt, laut - manchmal wie eine Wunderkammer, manchmal wie eine Rumpelkammer. "Capriccio Spezial" berichtet auch über den Pavillon-Tausch zwischen Deutschland und Frankreich und macht sich auf die Suche nach den stärksten Arbeiten sowie nach den schlimmsten Sünden wider den guten Geschmack.

      Der Fotokünstler Edson Chagas hat Fundstücke aus Luanda, der Hauptstadt Angolas, fotografiert. Jetzt liegen sie als Poster gedruckt in großen Stapeln im Palazzo Cini und können von den Besuchern mitgenommen werden ... Angolas Beitrag zur 55. Kunstbiennale von Venedig.

      Das Land, ein Neuzugang auf der Biennale, fand nicht in einem Pavillon in den Giardini Platz, sondern in einem alten Palast in der Stadt, zwischen einer Sammlung Alter Meister. Ein Kontrast, wie er für Venedig während der Kunstbiennale so typisch ist. Neu zu entdeckende Gegenwartskunst trifft auf die großartige Kunst vergangener Jahrhunderte - die ganze Stadt wird zum Gesamtkunstwerk. Angolas Debüt auf der Biennale wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

      Das Motto das der Kurator Massimiliano Gioni für die aktuelle Biennale ausgegeben hat, lautet "Il Palazzo Encyclopedia" - der enzyklopädische Palast: Thematisiert wird das Sammeln von Weltwissen sowie der vergebliche Versuch dieses in eine Ausstellung zu packen. Die Schau im Arsenale, der ehemaligen Schiffswerft für Venedigs Flotte, stellt damit auch die Frage, wer zum Kunstkreis gehört und wer nicht. Sie präsentiert auch Kunst von Menschen, die sich nicht als Künstler betrachtet haben. Wir haben Massimiliano Gioni zum Interview getroffen. Innerhalb seiner Ausstellung hat die Künstlerin Cindy Sherman einen ganz besonderen Teil kuratiert, hat Künstler eingeladen und Arbeiten versammelt, die sich - wie sie in ihren eigenen Selbstporträts - mit Körperlichkeit, Gesicht und Identität auseinandersetzen.

      Natürlich haben wir uns auch in den klassischen Länderpavillons in den Giardini umgesehen. Der Deutsche Beitrag befindet sich diesmal im Französischen Pavillon. Anlässlich des 50. Jahrestages des Vertrages der deutsch-französischen Freundschaft haben Deutschland und Frankreich die Pavillons getauscht. Und Deutschlands Beitrag zur Biennale ist diesmal sehr international ausgefallen - worüber im Vorfeld schon viel debattiert worden war. Kuratorin Susanne Gaensheimer lässt den Pavillon von vier Künstlern bespielen:

      Die indische Fotokünstlerin Dayanita Singh zeigt unter anderem einen Film über "Mona Ahmed", einen Eunuchen, mit dem sie befreundet ist. Sie wollte Mona porträtieren, aber ihr neuer Fotoapparat stand auf "Film", so ist ein ganz eigenes Videoporträt entstanden. - Der südafrikanische Fotograf Santu Mofokeng beschäftigt sich damit, wie die Erinnerung an schwarze Vergangenheit getilgt wird. Etwa dadurch, dass in ausgestellten und archivierten Fotos vom Anfang des 20. Jahrhunderts bürgerliche schwarze Afrikaner nicht vorkommen - so dass der Eindruck entsteht, diese Bürgerschicht habe es gar nicht gegeben. Oder ganz gegenwärtig dadurch, dass alte Grabstätten schwarzer Afrikaner durch Minengesellschaften für den Rohstoffabbau vernichtet werden.

      Der Chinese Ai Weiwei, der auch für die Biennale nicht aus China ausreisen durfte, hat eine Installation aus Hunderten alter dreibeiniger Hocker in den Raum bauen lassen. Traditionelle Schemel, die früher vererbt wurden, in der Familie blieben und im Laufe ihrer langjährigen Nutzung zu ganz individuellen Stücken geworden sind. Nun haben sie ausgedient - und werden in Ai Weiweis Installation auch zum Kommentar über die Werte von Individualität und Familie in der modernen chinesischen Gesellschaft. - Ein Blick aus einem Fenster. Draußen Bäume im Wind, warten auf den Wirbelsturm Sandy ... Ein Film des in Deutschland lebenden Filmemachers Romuald Karmakar, der auf der Biennale einige seiner Filme präsentiert. Etwa auch "Hamburger Lektionen", für den er die Hasspredigten des Hamburger Imans Mohammed Fazazi ins Deutsche übersetzt, vom Schauspieler Manfred Zapattka vortragen lässt. Sowie den Film "8. Mai", für den er 2005 bei einer Kundgebung der NPD anlässlich des 60-jährigen Kriegsendes auf dem Alexanderplatz gedreht hat.

      Im Deutschen Pavillon der französische Beitrag: "Ravel Ravel Unravel von Anri Sala. Zwei Aufnahmen von Ravels "Konzert für die linke Hand für Klavier und Orchester", das der Komponist für Paul Wittgenstein geschrieben hatte, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Zwei Pianisten haben für Anri Salas Beitrag das Werk unterschiedlich eingespielt, und in einer Videoprojektion sieht und hört man nun die Aufnahmen als eine Art gegenseitiger Echos - der Raum im Pavillon selbst wurde dabei in einen schalltoten Raum umgebaut, der jeglichen Halls beraubt ist. Weitere Videoprojetkionen zeigen die Techno DJane Chloé beim Versuch, die beiden Aufnahmen mit Plattenspielern und Mischpult doch wieder synchron laufen zu lassen.

      Bei den Russen beschäftigt sich Vadim Zakharo mit dem Danae-Mythos, und es gibt einen permanenten Geldregen - Frauen dürfen mit Schirmen hinein und sich eine Münze holen ... Die Niederländer zeigen große Skulptureninstallationen von Mark Manders, etwa einen zwischen Holzbretter eingezwängten Kopf ... Und aus dem Britischen Pavillon, machte der Künstler Jeremy Deller einen Mitmachpavillon, in dem Tee ausgeschenkt wird ... Ein Rundgang mit Capriccio.

      Die 55. Biennale in Venedig ist bis zum 24. November 2013 zu sehen.

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