Priester als Familienväter, das ist für die katholische Kirche undenkbar. Trotz Nachwuchsmangel, scheint die Ehelosigkeit in Stein gemeißelt. Tilmann Schöberl diskutiert mit Bürgern und Kirchenvertretern: Ist der Zölibat noch zeitgemäß?
Priester als Familienväter, das ist für die katholische Kirche undenkbar. Trotz Nachwuchsmangel, scheint die Ehelosigkeit in Stein gemeißelt. Tilmann Schöberl diskutiert mit Bürgern und Kirchenvertretern: Ist der Zölibat noch zeitgemäß?
Stab und Besetzung
Moderation | Tilmann Schöberl |
Redaktion | Margot Waltenberger-Walte |
Der Zölibat ist die frei gewählte Lebensform der Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen". In der katholischen Kirche ist er vor der Weihe zum Diakon vorgeschrieben. Doch der Zölibat ist seit Jahrzehnten eine umstrittene Lebensregel. Immer mehr Pfarrer brechen den Schwur und stehen zu Frau und Kind. Vielleicht liegt es auch daran, dass Priester mittlerweile diesen Schritt publik machen. In Hammelburg unterstützten die Gemeindemitglieder ihren ehemaligen Pfarrer Michael Sell, der sich zu seiner Frau und seinem Kind bekannte. Trotz allem musste Sell seinen Beruf aufgeben. Er hatte Glück und fand eine Stelle beim Staat. Der ehemalige Pfarrer befürchtet, wenn sich die katholische Kirche nicht ändere, "steige sie in die Regionalliga ab". Auch in Rechtenbach wurde Pfarrvikar Thomas Geuppert suspendiert nachdem er seine Heiratspläne im vergangenen Jahr öffentlich gemacht hatte. Noch heute versammeln sich montags Alt und Jung in der Kirche, um gegen diesen Schritt und für Reformen zu beten. Ihnen ist ein guter Seelsorger und Mensch wichtiger als ein zölibatär lebender Priester.
Fakt ist, dass in Deutschland der Priesternachwuchs fehlt und oft genug Gemeinden durch ausländische Kirchenhirten betreut werden.
Mit offenen Briefen und einem Memorandum wurde die Diskussion von Theologieprofessoren und - professorinnen Anfang Februar noch einmal neu in die Schlagzeilen gebracht. Auch sie fordern eine Erneuerung der kirchlichen Strukturen. Ist also die Ehelosigkeit noch zeitgemäß? Müssen nicht auch Laien stärker in die Arbeit mit einbezogen werden? Lenken Frau und Kind wirklich von den wahren Aufgaben eines Seelsorgers ab? Selbst der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sei dafür, dass man über das Ende des Zölibats nachdenkt. Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, fordert einen Aufbruch und die Aufhebung des Zölibats. Die Kirche mit ihren hohen Moralansprüchen hat nicht nur letztes Jahr bewiesen, dass Sein und Schein oft nah beieinander liegen.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 21.09.2023