Die dritte Folge erzählt die Geschichte des Urlaubs von den Anfängen des Club- und All-Inclusive-Urlaubs bis in die 90er Jahre. Der Film zeigt, wie sehr die DDR-Bürger die Reisefreiheit vermissten und wohin sie fuhren, als die Mauer fiel.
Die dritte Folge erzählt die Geschichte des Urlaubs von den Anfängen des Club- und All-Inclusive-Urlaubs bis in die 90er Jahre. Der Film zeigt, wie sehr die DDR-Bürger die Reisefreiheit vermissten und wohin sie fuhren, als die Mauer fiel.
In den 80er Jahren gibt es im Westen Urlaubsangebote für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel. Bei den Ostdeutschen dagegen wächst das Gefühl, eingesperrt zu sein. Für Monika Schuhmann aus Leipzig sind die meisten ausländischen Ferienziele nach ihrem Ausreiseantrag 1983 unerreichbar. Immerhin darf sie nach Ungarn an den Balaton reisen. Dort trifft sie sich mit Freunden aus dem schwäbischen Backnang und wird dabei von einem westdeutschen Fernsehteam begleitet.
Die klassischen Urlaubsgebiete der Westdeutschen geraten in den 80er Jahren in die Krise. Rimini und Mallorca sind out, Fernziele, wie die Dominikanische Republik boomen und der Reiseunternehmer Vural Öger macht die Türkei zum begehrten Billig-Reiseland. Frank Rumpf zieht es woanders hin. Er will auch im Urlaub unterhalten werden. Der Cluburlaub macht's möglich, man muss sich um nichts kümmern, alles wird organisiert: Frühsport, gemeinsame Ausflüge, Unterhaltungsprogramm. Ähnlichkeiten zum FDGB-Urlaub jenseits der Mauer sind nicht beabsichtigt, aber unübersehbar.
Die Individualisten in Ost und West halten nichts von organisiertem Urlaub und schaffen sich ihre Nischen. Jürgen Reichmann aus Donaueschingen gehört zu den Enthusiasten, die sich gleich mehrmals auf das Abenteuer Interrail eingelassen. Jan Oelker aus Radebeul bereist illegal mit der Kamera und per Anhalter die Sowjetunion, immer auf der Suche nach Abenteuern. Und der Leipziger Dietmar Mickeleit macht in der DDR das Dachzelt für den "Trabi" populär. Wildes Zelten ohne viel Geld ausgeben zu müssen, das verschafft der Erfindung bald eine große Fangemeinde. Das Dachzelt spielt auch später, im Film "Go Trabi Go" von 1991, eine wichtige Rolle. Hauptdarsteller Wolfgang Stumph erinnert sich an seine erste Italienreise, festgehalten mit der eigenen Kamera.
Mit dem Fall der Mauer wird alles anders. Die Ostdeutschen nutzen die Reisefreiheit und entdecken neue Länder. Das krisengeschüttelte Mallorca lädt 10.000 Ostdeutsche zum kostenlosen Urlaub ein. Familie Hauschild aus Dresden hat ihre Kamera dabei, als sie mit der ersten Interflug-Maschine auf der Insel landet, und filmt begeistert die bis dahin unbekannten Orangenbäume: "Es war eine ganz andere Welt auf Mallorca, es war für uns wie im Märchen". Mallorca erlebt in den 90er Jahren noch einmal einen einzigartigen und zwiespältigen Boom - als Ballermann-Insel. Für Kegelclubs, wie den Essener Club 119, bedeutet Mallorca vor allem, einmal im Jahr auf den Putz zu hauen und einen konstant hohen Alkoholpegel zu pflegen.
Nach dem Mauerfall können sich jetzt die Ost- und Westdeutschen ungehindert treffen, die sich vor dem Mauerfall am Balaton kennengelernt haben. Auch Elisabeth Schmidt aus Westberlin fragt sich, was aus ihren ostdeutschen Balaton-Bekanntschaften wurde. Hat man sich noch etwas zu sagen? Oder war es doch nur eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft?
Ein Film von Jobst Thomas und Martin Groß.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 30.03.2023