• 15.10.2019
      04:45 Uhr
      Rabiat Die Selbstoptimierer Rabiat | Das Erste
       

      Die Kontrolle und Steigerung möglichst aller Körperfunktionen mit Fitnessarmbändern, drillartigem Training oder auch Selbstmedikation - ein Riesentrend. Das Ziel: die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers und Geistes zu optimieren - teilweise mit drastischen Mitteln. In der Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Die Selbstoptimierer“ besucht der Y-Kollektiv- und "Rabiat"-Autor Alexander Tieg Bio-Hacker, Extrem-Sportler und Powerjobber und probiert aus, wie es sich anfühlt, sich selbst zu optimieren. Doch wie schädlich kann ein übersteigerter Selbstanspruch sein? Was passiert, wenn der eigene Ehrgeiz und Leistungswille krank machen?

      Nacht von Montag auf Dienstag, 15.10.19
      04:45 - 05:30 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Die Kontrolle und Steigerung möglichst aller Körperfunktionen mit Fitnessarmbändern, drillartigem Training oder auch Selbstmedikation - ein Riesentrend. Das Ziel: die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers und Geistes zu optimieren - teilweise mit drastischen Mitteln. In der Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Die Selbstoptimierer“ besucht der Y-Kollektiv- und "Rabiat"-Autor Alexander Tieg Bio-Hacker, Extrem-Sportler und Powerjobber und probiert aus, wie es sich anfühlt, sich selbst zu optimieren. Doch wie schädlich kann ein übersteigerter Selbstanspruch sein? Was passiert, wenn der eigene Ehrgeiz und Leistungswille krank machen?

       

      Es ist kurz nach acht an einem Montagmorgen, Andreas Breitfeld liegt in einer Gefriertruhe mit vier Grad kaltem Wasser, er atmet schwer, schnauft. „Im ersten Moment kickt es dich total und danach wird eigentlich alles so ein bisschen angenehmer“, sagt er. Zwei Minuten bibbert Breitfeld im Eiswasser, persönliche Herausforderung auf seinem Weg zur Selbstoptimierung. Denn wenn der Morgen so brutal beginne, meint Breitfeld, könne der Rest des Tages ja nur besser werden.

      Der Wunsch nach Optimierung hat längst nicht mehr nur mit Sport zu tun. Die Verbesserung des eigenen Körpers, tausendfach auch geliked und geteilt im Netz, Abbilder von Schönheit und Fitness, haben neue Ideale geschaffen. Und noch nie war es so einfach, mit Spritze und Skalpell nachzuhelfen. Oder Gehirn und Körper via Selbstmedikation bis an die Grenze der Legalität fit zu machen für Top-Performance. Andreas Breitfeld ist Bio-Hacker: Er misst und kontrolliert nahezu alle Körperfunktionen und diese Werte beeinflussen, was er isst, wann er ruht und wie viel Sport sein Körper verträgt. Es geht um: mehr Energie im Alltag, ein höheres Fitnesslevel und mentale Stärke.

      Für Gleichgesinnte betreibt er ein Bio-Hacking-Labor in München, eine Mischung aus Fitness- und Reha-Studio. Seine Kunden: überambitionierte Junge und alternde Macher. „Wir bemessen uns nach: weiter, höher und schneller“, sagt Breitfeld, dies führe teilweise zu einer übersteigerten Leistungserwartung.

      Die Optimierung des eigenen Ichs ist kein neuer Trend einiger Weniger. Der Wunsch nach maximaler Leistungsfähigkeit findet sich längst in allen Berufs- und Altersgruppen. In einer repräsentativen Studie des Münchner Marktforschungsinstituts Kantar TNS im Auftrag des Bundesverbands Gesundheitsstudios Deutschland, des Deutschen Fitness- und Aerobic-Verbands und des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit äußerten im Jahr 2016 bereits 97 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer den Wunsch, ihre Körper verbessern zu wollen. Hauptsache mithalten, Hauptsache: nicht abgehängt werden. Doch woher kommt diese Sehnsucht, schöner und schneller sein zu müssen, höher und weiter kommen zu wollen? Und überhaupt: Wieviel Ehrgeiz und Disziplin sind notwendig, um die eigene Leistung messbar zu steigern?

      Für die Radio-Bremen-Reportage „Rabiat: Die Selbstoptimierer“ geht auch Autor Alexander Tieg an die eigene Leistungsgrenze, unterstützt durch seinen ehemaligen Jugendtrainer. Vor mehr als 15 Jahren trainierte dieser den Reporter schon einmal, als Jugendlichen im Radsport: jede Woche ungezählte Kilometer auf dem Rennrad, gemeinsame Rennwochenenden von März bis September. Nun arbeiten sie wieder an der Leistungssteigerung des Reporters: Was ist mit acht Wochen Training möglich? Und wie entbehrungsreich ist der Alltag, wenn alles der eigenen Optimierung untergeordnet wird? „Das Gefühl fürs Training wird schon wiederkommen“, sagt Helmar Gröbel nach dem ersten Leistungstest und verordnet mindestens vier Trainingseinheiten pro Woche: Laufen und Radfahren für die Ausdauer, Gewichttraining für die Beinkraft.

      Autor Alexander Tieg wird zum Selbstoptimierer und trifft andere, die ebenfalls das Optimum erreichen wollen. In Hamburg trainiert er mit Silvia Nordmann, sie sagt: „Für meine Ziele bin ich bereit, unheimlich hart zu arbeiten.“ Die Steuerprüferin ist gerade zwei Runden um die Außenalster gejoggt, 15 Kilometer noch vor der Arbeit. „Jedes Mal geht es einen Tick besser“, sagt sie: „Und das ist ein gutes Gefühl.“ Ihr Ziel: Im kommenden Jahr will die 63-Jährige einen 100-Kilometer-Lauf absolvieren. Dafür trainiert sie bis zu 15 Stunden pro Woche, zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob.

      Doch wie schädlich kann ein übersteigerter Selbstanspruch letztlich auch sein? Was passiert, wenn der Druck so immens wird, dass der eigene Ehrgeiz und unbedingte Leistungswille krank machen?

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      Nacht von Montag auf Dienstag, 15.10.19
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