• 07.11.2018
      22:45 Uhr
      Schätze der Welt - Erbe der Menschheit Die Jahrhunderthalle in Breslau - Zukunftsweisend | 3sat
       

      Breslau, 1913: Die Konstruktionstechnik der neuen Jahrhunderthalle war für die Bauarbeiter so ungewohnt, dass sie sich weigerten, die Verschalung der mächtigen Betonpfeiler zu entfernen.

      Sie fürchteten, die Riesenkuppel würde in sich zusammenbrechen. Der Architekt Max Berg musste einen Passanten dazu überreden, ihm beim Entfernen der Verschalung des ersten Pfeilers zu helfen. Ganz unverständlich war die Befürchtung der Arbeiter nicht.

      Das Bauwerk war zu damaliger Zeit Beton gewordener Wagemut.

      Mittwoch, 07.11.18
      22:45 - 23:00 Uhr (15 Min.)
      15 Min.
      HD-TV Stereo

      Breslau, 1913: Die Konstruktionstechnik der neuen Jahrhunderthalle war für die Bauarbeiter so ungewohnt, dass sie sich weigerten, die Verschalung der mächtigen Betonpfeiler zu entfernen.

      Sie fürchteten, die Riesenkuppel würde in sich zusammenbrechen. Der Architekt Max Berg musste einen Passanten dazu überreden, ihm beim Entfernen der Verschalung des ersten Pfeilers zu helfen. Ganz unverständlich war die Befürchtung der Arbeiter nicht.

      Das Bauwerk war zu damaliger Zeit Beton gewordener Wagemut.

       

      Breslau, 1913: Die Konstruktionstechnik der neuen Jahrhunderthalle war für die Bauarbeiter so ungewohnt, dass sie sich weigerten, die Verschalung der mächtigen Betonpfeiler zu entfernen.

      Sie fürchteten, die Riesenkuppel würde in sich zusammenbrechen. Der Architekt Max Berg musste einen Passanten dazu überreden, ihm beim Entfernen der Verschalung des ersten Pfeilers zu helfen. Ganz unverständlich war die Befürchtung der Arbeiter nicht.

      Das Bauwerk war zu damaliger Zeit Beton gewordener Wagemut. Vier Mal hatten Statiker die Berechnungen überprüft. Die Spannweite der aus 32 Gewölberippen gebildeten Kuppel beträgt 65 Meter, fast das Doppelte des Pantheons in Rom.

      Die Jahrhunderthalle in Breslau wirkt wie ein verweltlichter Tempelbau, monumental und mystisch zugleich, und doch sachlich und nüchtern. Zwar bedient sich der Architekt einer gleichsam sakralen Formsprache, doch diese Kuppel überwölbt kein Heiligtum, sondern die Leere, die je nach Bedarf für andere Zwecke genutzt werden kann.

      Errichtet wurde der weltgrößte Kuppelbau aus Stahlbeton als Ausstellungs- und Festhalle zur Hundertjahrfeier der Befreiung von der napoleonischen Herrschaft. Dass hier später auch unheilvolle Kulturveranstaltungen abgehalten wurden, konnte der Architekt nicht vorhersehen. Nicht nur Wirtschaftsausstellungen, Sängerfeste, Boxkämpfe und andere sportliche und theatralische Aufführungen sollten in der Jahrhunderthalle stattfinden, die Nazis nutzten den monumentalen Raum, der über 6000 Menschen Platz bietet, als Bühne für politische Großveranstaltungen. Dass das Bauwerk den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstand, als Breslau fast völlig zerstört wurde, ist ein Glückfall für die Architekturgeschichte.

      Das eigentlich Revolutionäre dieses heute als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichneten Bauwerks ist nicht nur die frühe Nutzung des formbaren Betons, sondern auch, dass der Architekt jedes Dekorationselement verweigerte. Die Konstruktion bestimmt die Ästhetik. Materialsichtig, ohne den Beton zu "beschönigen", stellte Berg die damaligen Vorstellungen von einem Repräsentationsraum auf den Kopf und schuf einen Meilenstein der modernen Architektur. Das Bauwerk sollte nach der Vorstellung seines Schöpfers "noch nach Jahrhunderten Zeugnis von der Kultur unserer Zeit ablegen".

      Ein Jahrhundert ist nun beinah erreicht. Im heute polnischen Wroclaw wird die Jahrhunderthalle "Hala Ludowa" - "Volkshalle" - genannt. Doch wie der Name des gewaltigen Mehrzweckbaus auch lautet, er hat nichts von seiner zukunftweisenden Kühnheit eingebüßt und wirkt auch nach einem Jahrhundert technischen Fortschritts nicht veraltet - wenn auch an manchen Stellen renovierungsbedürftig.

      Film von Christian Romanowski

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      22:45 - 23:00 Uhr (15 Min.)
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