• 13.01.2012
      03:20 Uhr
      Die letzten Knechte der Schweiz Aus dem Leben von Blunier, Paul und Franz | 3sat
       

      Sie haben viel geschuftet, wenig verdient und wurden im Alter häufig vom Hof gejagt: Knechte und Mägde in der Schweiz. Ohne sie hätte die Landwirtschaft früher kaum existieren können, heute gehören sie einer aussterbenden Berufsgruppe an.

      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 13.01.12
      03:20 - 03:55 Uhr (35 Min.)
      35 Min.
      Stereo

      Sie haben viel geschuftet, wenig verdient und wurden im Alter häufig vom Hof gejagt: Knechte und Mägde in der Schweiz. Ohne sie hätte die Landwirtschaft früher kaum existieren können, heute gehören sie einer aussterbenden Berufsgruppe an.

       

      Hansruedi Blunier ist 76 Jahre alt. Als Kleinkind wurde er seiner ledigen Mutter weggenommen und kam in ein Heim, bis er mit acht Jahren als Verdingbub zu einem Bauern auf den Hof kam. Eine Ausbildung war für ihn nicht vorgesehen. Für "so einen" hielt das Leben nicht viel bereit. Aus "so einem" wurde ein Knecht. Immerhin hatte er Glück mit der Bauernfamilie und wurde anständig behandelt. Das war damals nicht selbstverständlich. Das Schicksal von Hansruedi Blunier ist eines von vielen. Die Landwirtschaft war angewiesen auf billige Arbeitskräfte. Verdingkinder waren besonders begehrt, denn offiziell galten sie als Pflegekinder, für die der Staat zahlte. Die Bauernfamilie erhielt so nicht nur eine zusätzliche Arbeitskraft, sondern auch eine finanzielle Unterstützung. Wie viele Verdingkinder auf diese Art eingesetzt wurden, weiß heute niemand. Genaue Zahlen fehlen. Die Geschichte der Knechte und Mägde in der Schweiz ist wenig erforscht. Ohne sie hätte die Landwirtschaft jedoch kaum funktioniert, auf praktisch jedem größeren Hof wurde ein Knecht oder eine Magd beschäftigt. Die Handarbeit hatte einen hohen Stellenwert, Maschinen waren teuer und für den durchschnittlichen Bauernbetrieb unerschwinglich. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich dies rasant. Die Industrialisierung machte auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Fabriken und Bauunternehmen rekrutierten ihre Angestellten aus der Landwirtschaft, die Bauern konnten sich nun Maschinen leisten und waren immer weniger auf Knechte und Mägde angewiesen. Der landwirtschaftliche Facharbeiter gewann an Bedeutung. Die Zeit der Mägde und der Knechte war vorbei.

      Ein Film von Eveline Falk.

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      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 13.01.12
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