• 26.11.2016
      11:25 Uhr
      Tradition des Heilens Auf den Spuren der Volksmedizin | 3sat
       

      Das Spektrum der Volksmedizin reicht von Kräuteranwendungen über Salben, Pflaster und Öle bis hin zum Handauflegen und sogenannten "Gesundbeten". Es wurde über Jahrhunderte weitergegeben. Das traditionelle Heilwissen wurde von einer Generation an die nächste vererbt und sicherte das Überleben in Zeiten schlechter medizinischer Versorgung. Aber ist diese "Arme-Leute-Medizin" heute noch sinnvoll, und wo liegt ihr Potenzial?

      Samstag, 26.11.16
      11:25 - 12:10 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Das Spektrum der Volksmedizin reicht von Kräuteranwendungen über Salben, Pflaster und Öle bis hin zum Handauflegen und sogenannten "Gesundbeten". Es wurde über Jahrhunderte weitergegeben. Das traditionelle Heilwissen wurde von einer Generation an die nächste vererbt und sicherte das Überleben in Zeiten schlechter medizinischer Versorgung. Aber ist diese "Arme-Leute-Medizin" heute noch sinnvoll, und wo liegt ihr Potenzial?

       

      Das Spektrum der Volksmedizin reicht von Kräuteranwendungen über Salben, Pflaster und Öle bis hin zum Handauflegen und sogenannten "Gesundbeten". Es wurde über Jahrhunderte weitergegeben.

      Das traditionelle Heilwissen wurde von einer Generation an die nächste vererbt und sicherte das Überleben in Zeiten schlechter medizinischer Versorgung. Aber ist diese "Arme-Leute-Medizin" heute noch sinnvoll, und wo liegt ihr Potenzial?

      Aus der Volksmedizin hat sich die moderne Phytotherapie (getrocknete Pflanzenteile) entwickelt. Der Pharmakognost Johannes Saukel von der Universität Wien hat sich zwanzig Jahre lang mit Volksmedizin beschäftigt und eine gewaltige Datenbank über Heilkräuter im Alpenraum angelegt. Mit modernen wissenschaftlichen Methoden kann man heute die Wirksamkeit alter natürlicher Heilmittel nachweisen, aber auch Irrtümer des überlieferten Wissens aufzeigen. "Volksmedizin wirkt, kein Zweifel", sagt Johannes Saukel, "aber der Anwender muss wissen, was er tut, es gibt auch erhebliche Risiken."

      Die Apothekerin Monika Clar aus Bad St. Leonhard im Lavanttal beklagt das mangelnde Interesse der Ärzte an billigen und wirksamen Naturheilmitteln. Das liege auch an der Ausbildung, so die Apothekerin. Ärzte lernten viel zu wenig über Rezepturen. Vieles ginge auf diese Weise verloren. Ein Arzt greife lieber auf ein standardisiertes Präparat der Pharmaindustrie zurück als auf ein bewährtes Hausmittel. Monika Clar hat noch alte Rezepte für Salben ihres Vaters, stellt auf Wunsch noch Salben und Tinkturen her und verschickt sie auch.

      Für Sieghard Wilhelmer, den Leiter der "Naturheilklinik" am Krankenhaus des Deutschen Ordens in Friesach, müssen traditionelles Heilwissen und "High-Tech-Medizin" kein Widerspruch sein. In seiner Klinik werden die Patienten nach neuesten Erkenntnissen der Schulmedizin behandelt und die Therapie mit volksmedizinischen Mitteln ergänzt. Trotz aller Erfolge, auch bei schwersten Erkrankungen, ist Dr. Wilhelmer Realist geblieben: "Ich könnte mir nicht vorstellen, nur mit Kräutern allein zu arbeiten, wenn etwa ein Karzinom entdeckt wird. Da ist das Risiko viel zu groß, dass der Patient das nicht überlebt."

      Die Faszination von den Heilkräften der Natur lebt der Vorarlberger Otto Mätzler auf seine Weise. Er betreibt eine "Naturheilpraxis" in der Schweiz und benutzt in seiner Arbeit etwa 400 Pflanzen, die er selbst sammelt - in Europa und in Übersee. Er soll schon vielen geholfen haben. Was in Österreich verboten ist und dem sogenannten Kurpfuscher-Paragrafen unterliegt, gilt in weiten Teilen der Schweiz und in Deutschland als anerkannter Beruf. Heilpraktiker wenden Therapieverfahren an, die grundsätzlich aus der Volks- und Naturheilkunde übernommen sind. Ihre Ausbildung ist nicht geregelt, sie müssen aber gewisse medizinische Grundkenntnisse nachweisen.

      Viele Menschen rufen bei Josef Stadler in der Schweiz an und bitten ihn, für sie zu beten. Sei es um Hilfe in einer Lebenskrise, bei einer schweren Krankheit, bei einer Geburt oder die Bitte um himmlische Unterstützung bei der Führerscheinprüfung. Die Anliegen der Leute - sie kommen aus allen Bevölkerungsschichten - sind breit gestreut. Josef Stadler hat ein Ohr für jeden. Vielen legt er die Hände auf. Der mittlerweile pensionierte Kuh-Hirte sagt: "Ich bin nur ein kleiner Mensch. Ich möchte mich nicht als Heiler bezeichnen."

      Film von Wolfgang Niedermair

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