• 11.06.2021
      20:15 Uhr
      Panorama 60 Jahre Panorama im Ersten | tagesschau24
       

      "Panorama", das politische Magazin des NDR im Ersten, feiert Jubiläum. Seit 60 Jahren berichten Reporter*innen über Missstände und sorgen damit für Schlagzeilen und Debatten. In der Jubiläumssendung im Stil einer Polit-Late-Night blickt Moderatorin Anja Reschke zurück auf die bewegte Geschichte des Magazins und zieht Parallelen zu den heutigen Debatten. Zum Jubiläum fragt Panorama, wie unbequem Journalismus sein darf, was politische Unabhängigkeit bedeutet und setzt sich auch mit der Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auseinander.

      Freitag, 11.06.21
      20:15 - 20:45 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      "Panorama", das politische Magazin des NDR im Ersten, feiert Jubiläum. Seit 60 Jahren berichten Reporter*innen über Missstände und sorgen damit für Schlagzeilen und Debatten. In der Jubiläumssendung im Stil einer Polit-Late-Night blickt Moderatorin Anja Reschke zurück auf die bewegte Geschichte des Magazins und zieht Parallelen zu den heutigen Debatten. Zum Jubiläum fragt Panorama, wie unbequem Journalismus sein darf, was politische Unabhängigkeit bedeutet und setzt sich auch mit der Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auseinander.

       

      Stab und Besetzung

      Moderation Anja Reschke

      Am 4. Juni 1961 lief die erste Ausgabe Panorama. Damals war kritischer TV-Journalismus etwas Neues in Deutschland, das Fernsehen bestand ansonsten aus unterhaltsamen Tanzsendungen, seichten Heimatfilmen oder alkoholgeschwängerten Diskussionen in Werner Höfers internationalem Frühschoppen.

      "Nun wollen wir uns noch ein wenig mit der Bundesregierung anlegen" - mit diesen Worten kündigte Gert von Paczensky im Jahr 1963 einen Panorama-Beitrag an. Heute, 60 Jahre danach, ist dieser Journalismus gefragter denn je. In der aktuellen Diskussion über die Öffentlich-Rechtlichen ist kritischer Journalismus zum wichtigsten Existenzgrund geworden. Die Demokratie braucht ein Bollwerk gegen "Fake News" und Populismus.

      Anja Reschke: Engagiert und kritisch
      Daraus hat sich nun eine paradoxe Situation ergeben: während sich Panorama auch heutzutage mit regierenden Politikern anlegt, die davon oft mittelschwer genervt sind, etwa Olaf Scholz, Markus Söder oder Jens Spahn, beschimpft der rechte Rand Panorama als eine Art Regierungsfernsehen - "Reschke-TV", wie es Alexander Gauland nennt. Auch wenn Gauland die Regierung mit der Verfassung verwechselt und sich damit als Verfassungsfeind zu erkennen gibt: tatsächlich steht Anja Reschke klar für die Werte unserer Verfassung, insbesondere für die Menschenrechte. Was übrigens auch unser Auftrag laut § 3 Rundfunkstaatsvertrag ist. Diese Haltung ist Rechtsradikalen ein Dorn im Auge, umgekehrt gehört sie untrennbar zur Marke Panorama. Wie auch Anja Reschke, die die Sendung seit 2001 moderiert - also nunmehr seit 20 Jahren!

      Kein Politikmagazin in Deutschland gibt es schon so lange, keines hat eine so bekannte Moderatorin. Im Meer von Social Media und Häppchen-News weiß das Publikum dies durchaus zu schätzen. Die Einschaltquoten von Panorama und den anderen ARD Magazinen sind im linearen TV stabil, online hat Panorama neues Publikum hinzu gewonnen, sowohl mit klassischen Inhalten (etwa über Social Media) als auch mit seinem jungen Ableger "STRG_F", einem Format aus der funk-Familie.

      Zwar stehen Panorama und die Öffentlich-Rechtlichen im allgemeinen zur Zeit schwer unter lautem Beschuss, etwa von Teilen der CDU Sachsen-Anhalts, doch die positive Resonanz einer stillen Mehrheit wird dabei leicht übersehen. Und die Tatsache, dass auch dieser "Beschuss" für Panorama nichts Neues ist. "Es waltet ein Unstern über der Sendung Panorama", sagte schon Franz Josef Strauß in den 60er Jahren. Und reihte sich damit ein in viele Versuche von Politikern, die Sendung und ihre Redakteure kleinzukriegen. Mehrere Redaktionsleiter von Panorama mussten ihre Plätze auf politischen Druck, meist des konservativen Lagers, räumen. Nach der Panorama-Berichterstattung über die Spiegel-Affäre 1962 musste ein Redaktionsleiter (Gert von Paczensky) gehen, weitere Panorama-Berichte über AKW-Proteste waren sogar Auslöser für die teilweise Zerschlagung des NDR im Jahr 1980 durch Ministerpräsidenten der Union.

      "Journalismus heißt, seine Grenzen zu kennen und offen zu legen"
      Die Sendung und die Haltung der Sendung blieben trotzdem bestehen. Allzu leicht vergisst man im Sturm der Vorwürfe von politischer Einseitigkeit oder Tendenziösität, die Panorama und die politischen Magazine seit Bestehen begleiten, dass dies meist von einer lautstarken Minderheit kommt.

      Kein Grund also zur Selbstkritik?
      Doch, natürlich! Jahrelang übernahmen die ARD-Politikmagazine den Titel "Meinungsmagazin" unkritisch, geradezu stolz. Dabei muss es gerade für sie um Journalismus gehen, nicht um bloße "Meinung". Aber Journalismus heißt auch, seine Grenzen zu kennen und offen zu legen. Die jahrelange Anmaßung, "objektive Fakten" zu verbreiten (also quasi die Wahrheit), müssen die Öffentlich-Rechtlichen aufgeben: wir ringen um die größtmögliche ANNÄHERUNG daran. Denn jeder Mensch, auch jeder Journalist, hat eine subjektive Position ("Haltung"), von der aus er/sie die Realität betrachtet. Diese müssen wir transparent machen und mit Spielregeln begrenzen, statt sie pseudo-neu

      tral zu kaschieren.

      Genau diese Haltung ist die offensichtlichste Positionierung, die wir haben. Warum zum Beispiel werden auf Querdenker-Demonstrationen die Konterfeis von Anja Reschke, Claus Kleber, Dunya Hayali oder Georg Restle in Sträflingskleidung herumgetragen?

      Die westlichen Demokratien sind eine Art Monopol auf den richtigen Weg in der Geschichte gewohnt. Nun stehen sie unter Beschuss. Der Begriff der "wehrhaften Demokratie" hat ungeahnte Aktualität gewonnen. Und Magazine wie Panorama ebenso!

      "Panorama", das politische Magazin des NDR im Ersten, feiert Jubiläum. Seit 60 Jahren berichten Reporter*innen über Missstände und sorgen damit für Schlagzeilen und Debatten. Zum ersten Mal ging "Panorama" am 4. Juni 1961 auf Sendung und ist heute das älteste politische Magazin im Deutschen Fernsehen. Seit Juli 2001 moderiert Anja Reschke die Sendung. Am Donnerstag, 10. Juni, führt sie durch die Jubiläumssendung.

      NDR Intendant Joachim Knuth: "Mit 60 Jahren ist ‚Panorama' in großer Vielfalt auf allen Ausspielwegen vertreten und damit für die Zukunft bestens gerüstet. Ein qualitativ starker, sorgfältiger und damit vertrauenswürdiger Journalismus ist heute so relevant wie eh und je."

      Die Geschichte der Sendung ist geprägt von einem selbstbewussten und furchtlosen Journalismus. "Panorama" ist kritischer Beobachter des politischen Lebens, analysiert Hintergründe und bringt fragwürdiges Handeln durch seine Recherchen ans Licht der Öffentlichkeit.

      In der Jubiläumssendung im Stil einer Polit-Late-Night blickt Moderatorin Anja Reschke zurück auf die bewegte Geschichte des Magazins und zieht Parallelen zu den heutigen Debatten. Zum Jubiläum fragt Panorama, wie unbequem Journalismus sein darf, was politische Unabhängigkeit bedeutet und setzt sich auch mit der Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auseinander. Anja Reschke besucht einen Verfasser empörter Zuschauermails und reist noch einmal zurück in die 1960er Jahre.

      60 Jahre Zeitgeschichte online
      Interessierte können auch selbst auf Zeitreise gehen. Das "Panorama" Online-Archiv mit allen Sendungen aus 60 Jahren ist zum Jubiläum neu und nutzerfreundlicher gestaltet und gewährt gezielt Zugriff auf tausende Einzelbeiträge von 1961 bis heute. Ergänzt wird das Angebot durch "Playlists", die Highlights zu ausgewählten Themen bündeln, zum Beispiel "Panorama"-Berichte zum Klimawandel, zur Geschichte der Anti-AKW-Bewegung, zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, zum Zusammenbruch der DDR und zur deutschen Wiedervereinigung.

      Engagiert, kritisch und klar: Anja Reschke
      Anja Reschke ist das Gesicht von "Panorama". Seit 20 Jahren moderiert die Journalistin das Magazin im Ersten. Aufsehen erregte sie im August 2015 mit ihrem Kommentar in den tagesthemen, in dem sie über Hetze im Internet gegen Geflüchtete sprach und forderte, Haltung zu zeigen und den Mund aufzumachen. Für ihren engagierten Journalismus wurde Anja Reschke vielfach ausgezeichnet.

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