• 25.05.2018
      20:15 Uhr
      Wegsperren für immer? Vom Umgang mit Schwerverbrechern | 3sat
       

      Haben Menschen selbst nach schwersten Straftaten nicht das Recht auf eine zweite Chance? Und wie schützt man dann gleichzeitig die Umgebung vor Wiederholungstaten? Mit diesen Fragen reist Wolfgang Luck in die JVA Ludwigshafen. Er trifft dort einen Mann, der seine Frau ermordet hat und der jetzt mit Hilfe umfangreicher Therapieangebote auf das Leben in Freiheit vorbereitet wird. Wie zuverlässig sind solche Therapien? Und was ist mit dem Anspruch der Allgemeinheit vor möglichen gefährlichen Wiederholungstaten geschützt zu werden? Der Karlsruher Richter Klaus Michael Böhm sagt, Wegsperren allein sei keine Lösung.

      Freitag, 25.05.18
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Haben Menschen selbst nach schwersten Straftaten nicht das Recht auf eine zweite Chance? Und wie schützt man dann gleichzeitig die Umgebung vor Wiederholungstaten? Mit diesen Fragen reist Wolfgang Luck in die JVA Ludwigshafen. Er trifft dort einen Mann, der seine Frau ermordet hat und der jetzt mit Hilfe umfangreicher Therapieangebote auf das Leben in Freiheit vorbereitet wird. Wie zuverlässig sind solche Therapien? Und was ist mit dem Anspruch der Allgemeinheit vor möglichen gefährlichen Wiederholungstaten geschützt zu werden? Der Karlsruher Richter Klaus Michael Böhm sagt, Wegsperren allein sei keine Lösung.

       

      Der kleine Eifelort Randerath machte im Jahr 2009 bundesweit Schlagzeilen. Aufgebrachte Bürger gingen hier monatelang auf die Straße. Sie wehrten sich dagegen, dass ein ehemaliger Vergewaltiger in ihre Nachbarschaft gezogen war. Der Protest lief aus dem Ruder, Rechtsextremisten nutzen den Fall für ihre Zwecke; und die Boulevard-Medien trugen ihren Teil dazu bei, die Stimmung aufzuheizen.

      Und heute? Tiefe Wunden sind in der Gemeinde zurückgeblieben. Der Bruder des entlassenen Häftlings lebt inzwischen an einem geheimen Ort, der Haftentlassene war zeitweise freiwillig zurück in eine JVA gegangen. Es sei eine 'konstruierte Panik' gewesen, sagt der Anwalt der Brüder im Rückblick. Und der Organisator der Proteste bekennt: "Es ging uns nicht um den Täter oder seinen Bruder - es ging uns darum, die Medien wachzurütteln". Ihm ging ums Prinzip.

      Fälle wie diese werfen vor allem zwei Fragen auf: Haben Menschen selbst nach schwersten Straftaten nicht das Recht auf eine zweite Chance? Und wie schützt man dann gleichzeitig die Umgebung vor Wiederholungstaten? Mit diesen Fragen reist Autor Wolfgang Luck in die JVA Ludwigshafen. Er trifft dort einen Mann, der seine Frau ermordet hat und der jetzt mit Hilfe umfangreicher Therapieangebote auf das Leben in Freiheit vorbereitet wird. Der Sozialarbeiter der Anstalt sieht das ganz pragmatisch: "Vielleicht sind unsere Häftlinge tickende Zeitbomben. Aber wir sind dafür da, sie zu entschärfen." Die Anstaltsleiterin ergänzt: "Der schwierigste Tag im Leben eines Häftlings ist der Tag der Freilassung. Der löst Lebenskrisen aus."

      Doch was ist mit dem Anspruch der Allgemeinheit, vor möglichen gefährlichen Wiederholungstaten geschützt zu werden? Und wie zuverlässig sind solche Therapien: Machen sie tatsächlich aus Schwerverbrechern integrationswillige Normalbürger? Der Karlsruher Richter Klaus Michael Böhm spricht von 'präventivem Opferschutz', wenn er mit seinem Verein BIOS pädophilen Kriminellen und Vergewaltigern zu Therapien verhilft. Wegsperren allein sei keine Lösung, sagt er. Und: das Justizsystem müsse sich dringend umstellen. Bislang würden Therapien oft erst genehmigt, wenn ein Täter zum zweiten oder dritten Mal verurteilt werde. "Aber eine Gesellschaft darf es sich nicht leisten, auf Rückfälle zu warten."

      Doch die Frage bleibt: ein wie großes Risiko ist für eine Gesellschaft zumutbar?

      Ein Film von Wolfgang Luck

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