• 28.10.2021
      21:00 Uhr
      scobel - Gemeinwohl am Ende 3sat
       

      Verschwindet das Gemeinwohl der Gesellschaft von der politischen Agenda und wird zum prekären Gut? Ist das Gemeinwohl am Ende? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. Wie die Spaltung mit Bürgerbeteiligungsverfahren überwunden und das Gemeinwohl gefördert werden könnte, untersucht die Politologin Patrizia Nanz. Mit dem Ökonom Uwe Schneidewind und dem Soziologen Stephan Lessenich spricht Scobel über diese und andere Fragen.

      Donnerstag, 28.10.21
      21:00 - 22:00 Uhr (60 Min.)
      60 Min.
      Stereo

      Verschwindet das Gemeinwohl der Gesellschaft von der politischen Agenda und wird zum prekären Gut? Ist das Gemeinwohl am Ende? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. Wie die Spaltung mit Bürgerbeteiligungsverfahren überwunden und das Gemeinwohl gefördert werden könnte, untersucht die Politologin Patrizia Nanz. Mit dem Ökonom Uwe Schneidewind und dem Soziologen Stephan Lessenich spricht Scobel über diese und andere Fragen.

       

      Individuen, Einzelgruppen und Staaten treten immer vehementer für die Durchsetzung ihrer Belange ein. Politik und Wirtschaft haben jedoch längst globale Interessengemeinschaften formiert. Wie ist es noch möglich, zu bestimmen, was dem höchstmöglichen Wohl aller dient?

      Was Gemeinwohl, also das Gut, das möglichst vielen innerhalb einer Gemeinschaft zukommen soll, zur jeweiligen Zeit in der jeweiligen Gemeinschaft ist, muss immer wieder neu ausgehandelt und definiert werden. In einer pluralistischen Gesellschaft bestimmen über das Gemeinwohl meist die Gruppen, die sich darauf berufen und einen unmittelbaren Nutzen davon haben. Gemeinwohl kann sich auf Familie, Religionsgemeinschaften und Staaten beziehen – und auch auf natürliche Ressourcen. In der Coronakrise verzichten Milliarden von Menschen auf ihre Freiheitsrechte – oder lassen sich impfen. Auch das dient letztlich vor allem dem Gemeinwohl.

      Sind Staatsräson, Politik und auch das Handeln der Wirtschaft in Deutschland derzeit wirklich auf das Interesse der Gemeinschaft ausgerichtet? Agrarsubventionen in Milliardenhöhe ohne Knüpfung an Bedingungen, Dieselskandal, Maskenaffäre, marode Infrastruktur und die große Zögerlichkeit angesichts der Klimakrise sprechen nicht dafür. Welchen Anspruch gibt es in der Theorie? Wo ist dieser festgeschrieben, und wie kann es sein, dass in so vielen Bereichen gegen das Gemeinwohl verstoßen wird?

      Der amerikanische Philosoph Michael Sandel sieht das "common good", das Wohl der Gemeinschaft, noch aus anderen Gründen in Gefahr. Er fordert in seinem Buch "Vom Ende des Gemeinwohls – Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt" eine Abkehr von der "Tyrannei des Erfolgs", welche die Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten oder keine Arbeit haben zu Verlierern abstempele, ihnen keine Wertschätzung entgegenbringe und so moderne Gesellschaften spalte. Die Eliten beharren auf dem Glauben, dass Erfolg und Aufstieg durch Leistung und Bildung für jede und jeden in der Gesellschaft möglich sind und sehen sich durch ihre eigene Stellung in ihrem Leistungsstreben bestätigt. Die "Verlierer", die nicht mithalten können, sind an ihrem Schicksal selbst schuld. Ihnen sprechen sie so unwillkürlich die Teilhabe an Politik und Gesellschaft ab – und treiben sie in die Arme von populistischen Bewegungen.

      Die Gäste der Sendung:

      • Uwe Schneidewind

      Der Ökonom war bis April 2020 Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Nachhaltigkeitsforschung und hielt bis Oktober desselben Jahres den Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit der Bergischen Universität Wuppertal. Seit November 2020 ist er Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal.

      • Stephan Lessenich

      Der Soziologe Stephan Lessenich ist seit dem Wintersemester neuer Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung - dem Ursprungsort der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule - und hält eine Professur für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Theorie des Wohlfahrtsstaats, vergleichende Makrosoziologie und die politische Soziologie sozialer Ungleichheit.

      • Patrizia Nanz

      Patrizia Nanz ist Politikwissenschaftlerin und Expertin für Demokratie (es wird versucht werden, sie zur Sendung zu schalten, da sie am Sendungstag auf Reisen sein wird)

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