• 09.03.2019
      21:15 Uhr
      Levit spielt Brahms 3sat
       

      Schon 2010 zählte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Igor Levit zu den "großen Pianisten dieses Jahrhunderts". Da war der gebürtige Russe gerade 23 Jahre alt. In Brahms' forderndem Klavierkonzert bestätigt Levit dies eindrucksvoll.

      • Igor Levit (Klavier)
      • Johannes Brahms: Konzert Nr. 1 d-Moll für Klavier und Orchester op. 15
      • Arnold Schönberg: Pelleas und Melisande op. 5, Sinfonische Dichtung nach dem Drama von Maurice Maeterlinck

      Samstag, 09.03.19
      21:15 - 22:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      HD-TV Stereo

      Schon 2010 zählte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Igor Levit zu den "großen Pianisten dieses Jahrhunderts". Da war der gebürtige Russe gerade 23 Jahre alt. In Brahms' forderndem Klavierkonzert bestätigt Levit dies eindrucksvoll.

      • Igor Levit (Klavier)
      • Johannes Brahms: Konzert Nr. 1 d-Moll für Klavier und Orchester op. 15
      • Arnold Schönberg: Pelleas und Melisande op. 5, Sinfonische Dichtung nach dem Drama von Maurice Maeterlinck

       

      Der Weg, den Johannes Brahms mit seinem Ersten Klavierkonzert ging, war steinig: Zur fünfjährigen Entstehungsgeschichte kamen Selbstzweifel und Kritik bei der Uraufführung im Jahr 1859.

      Ursprünglich hatte Brahms eine Sonate für zwei Klaviere geschrieben und sie gemeinsam mit Clara Schumann ausprobiert, dabei aber bemerkt, dass seine Ideen größer sind: "Eigentlich genügen mir nicht einmal zwei Klaviere."

      Bei der Uraufführung am Königlichen Hoftheater in Hannover saß der 25-jährige Brahms selbst als Solist am Flügel. Das Konzert wurde aber in Gänze verrissen. Ein namentlich nicht genannter Kritiker beklagte sich über "schreiendste Dissonanzen", über ein "Würgen und Wühlen" und dass die Komposition "an keiner einzigen Stelle etwas Fesselndes und Wohlthuendes" habe.

      Die Aufregung des Publikums scheint aus heutiger Sicht nur noch schwer nachvollziehbar, zu fest ist das Werk im klassischen Kanon der Romantik verankert, und zu sehr haben sich unsere Hörgewohnheiten verändert. Gleichwohl ist es bis heute eine Herausforderung für Orchester und Klavier, die hier "als gleichwertige Partner" aufeinandertreffen, wie Starpianist Igor Levit sagt. Gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester meistert er diese Herausforderung mit Bravour und schenkt den Zuhörern einen ganz besonderen Konzertgenuss.

      Ähnlich kritisch reagierte man seinerzeit auf Schönbergs spätromantische Tondichtung "Pelleas und Melisande". Sie fußt auf Maurice Maeterlincks Drama "Pelléas et Mélisande" von 1893 - eine fast traumwandlerische, märchenhafte Erzählung entlang düsterer Bilder:

      Golaud, ein alternde König, befindet sich auf der Jagd. Im Wald entdeckt er die geheimnisvolle Prinzessin Mélisande, bringt sie auf sein Schloss und heiratet sie. Doch Mélisande ist unglücklich, einzig die Nähe zu Golauds jungem Halbbruder Pelléas schenkt ihr Momente von Unbeschwertheit und beinahe übersinnlicher Liebe. Golaud wird eifersüchtig und tötet Pelléas im Zweikampf. Bald stirbt auch Mélisande - wahrscheinlich aus Gram und Liebeskummer. Sie ist das Abbild einer "Femme fragile", einer zerbrechlichen, schutzbedürftigen Frau, typisch für die Literatur der Jahrhundertwende.

      1905 führte Schönberg seine sinfonische Dichtung zum ersten Mal im Wiener Musikverein auf. Das österreichische Publikum war zur Jahrhundertwende mit neuen Entwicklungen der Sinfonik durchaus vertraut, gerade auch mit der Begegnung von Dichtung und Musik. Franz Liszt und Richard Strauss wurden geliebt. Aber bei Einflüssen der Moderne war das Publikum skeptisch, mit Gustav Mahler hatte es seine Probleme. Und auch Schönbergs "Pelleas"-Komposition schien zu komplex, zu wenig greifbar die darin einkomponierte Dichtung. Der Komponist erinnerte sich später: "Einer der Kritiker schlug vor, mich in eine Irrenanstalt zu stecken und Notenpapier außerhalb meiner Reichweite aufzubewahren."

      Schönberg gibt den wichtigsten auftretenden Personen und Schlüsselmomenten des Dramas musikalische Motive, eingebettet in eine komplexe sinfonische Form - eine spätromantisch flutende Tondichtung. Erst 15 Jahre nach "Pelleas und Melisande" hat Schönberg begonnen, sein Konzept der Zwölftonmusik zu entwickeln.

      Das Konzert bildete den Auftakt der letzten Saison des WDR Sinfonieorchesters mit seinem derzeitigen Chefdirigenten Jukka-Pekka Saraste. Entsprechend wurden dafür besondere Glanzlicher der achtjährigen gemeinsamen "Ära Saraste" ausgewählt. Für den Finnen sind Johannes Brahms und dessen großer Verehrer Arnold Schönberg "Meilensteine in meiner Arbeit mit dem WDR Sinfonieorchester".

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      Samstag, 09.03.19
      21:15 - 22:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      HD-TV Stereo

programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.03.2024