• 09.05.2021
      22:45 Uhr
      Frauen, die Geschichte machten: Sophie Scholl Sophie Scholl - Die Seele des Widerstands | arte
       

      Sophie Scholl besaß weder Macht noch Einfluss. Den Platz in den Geschichtsbüchern erhielt sie, weil sie - von der Welt weitgehend unbeachtet - Stellung bezog und für ihre Haltung in den Tod ging. Dadurch wurde sie posthum zum Vorbild und zur moralischen Instanz. Sophie Scholl ist neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg die wohl populärste Figur des Widerstands gegen die Nazis. Fotografien zeigen das jugendliche, beinahe kindliche Gesicht einer 20-Jährigen, das in merkwürdigem Gegensatz zu ihrer mutigen, unbeugsamen Haltung beim Verhör und vor Gericht steht. Es hat sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben.

      Sonntag, 09.05.21
      22:45 - 23:40 Uhr (55 Min.)
      55 Min.
      Stereo

      Sophie Scholl besaß weder Macht noch Einfluss. Den Platz in den Geschichtsbüchern erhielt sie, weil sie - von der Welt weitgehend unbeachtet - Stellung bezog und für ihre Haltung in den Tod ging. Dadurch wurde sie posthum zum Vorbild und zur moralischen Instanz. Sophie Scholl ist neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg die wohl populärste Figur des Widerstands gegen die Nazis. Fotografien zeigen das jugendliche, beinahe kindliche Gesicht einer 20-Jährigen, das in merkwürdigem Gegensatz zu ihrer mutigen, unbeugsamen Haltung beim Verhör und vor Gericht steht. Es hat sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Christian Twente
      Michael Löseke

      Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das den Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie den Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gern Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Früh entwickelt sie eine politische Meinung - zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil - so begeisterten sich die Geschwister Scholl wie viele Intellektuelle ihrer Generation anfangs für die Hitlerjugend, für das Wandern und Singen, für Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machte sie Karriere in der Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, was zu Spannungen im Elternhaus führte. Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete.

      Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht. Dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um die millionenfache Ermordung von Juden und die sinnlosen Opfer im längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten.

      Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der Verteilung von Flugblättern an der Münchner Universität verhaftet wurden, bestand für Sophie Scholl noch eine Chance, der Gestapo zu entrinnen. Der Gestapobeamte Robert Mohr, der die Verhöre leitete, sagte nach dem Krieg aus, er habe Sophie Scholl nahegelegt, sich darauf zu berufen, dass sie unbedarft und schuldlos in die Sache ihres Bruders hineingezogen worden sei. Die junge Frau sei darauf jedoch nicht eingegangen. Stattdessen entschied sich Sophie Scholl dafür, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Im Vernehmungsprotokoll heißt es nüchtern: "Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren sei, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist." Sophie Scholl hatte der Wahrheit die Ehre gegeben. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen.

      Anders als die bisherigen Filme über Sophie Scholl und die Widerstandsgruppe Weiße Rose setzt dieser Beitrag zur Dokumentationsreihe "Frauen, die Geschichte machten" nicht erst kurz vor der Verhaftung der Geschwister am 18. Februar 1943 ein, sondern geht zurück bis in die Kindheit. Die Schauspielerin Liv Lisa Fries verkörpert die unbeugsame Studentin Sophie Scholl, die bereit war, für ihre Überzeugung zu sterben.

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