Die Metropole New York, 1987: Claireece "Precious" Jones wächst im erschütternden Ghetto-Elend des Stadtteils Harlem auf. Die gerade einmal 16-Jährige erwartet bereits ihr zweites Kind vom eigenen Vater. Wiederholt von ihm vergewaltigt, hat der Teenager bereits ein am Down-Syndrom erkranktes Baby zur Welt gebracht. Zudem ist sie Analphabetin, schwarz und wiegt an die 200 Kilo. Als HIV-Infizierte hat sie unter damaligen Umständen quasi bereits ihr Todesurteil erhalten.

Precious' Flucht aus dem bitteren Alltag sind schillernde Fantasien, in denen sie sich sich in eine glamouröse Showbusiness-Welt träumt - von allen geliebt und bewundert. Doch das krasse Gegenteil ist Realität: In der Schule wird sie von ihren Mitschülern aufgrund des Übergewichts und der mangelnden Bildung gehänselt; zu Hause ist sie eine Sklavin der von Alkohol und Sozialhilfe abhängigen sadistischen Mutter.

Als sie die Chance erhält, an einem Förderschulprogramm für legasthenische junge Frauen teilzunehmen, trotzt sie ihrem Schicksal, durchläuft Schritt für Schritt eine schonungslose Entwicklungsreise, wobei sie in der Lehrerin Miss Rain eine verständnisvolle Förderin findet.

Von amerikanischen Kritikern als Horrorfilm bezeichnet, wirft "Precious" einen erschütternden Blick hinter die Fassade der Wohlstandsgesellschaft. Daniel Lees' unsentimentale Sozialstudie sollte kein Hirngespinst eines linken Schwarzmalers sein, sondern das Leben in einem Schwarzen-Ghetto in den 80ern recht detailgetreu widerspiegeln. Eine bewundernswerte Offensive, sich einem Thema widmet, vor dem die meisten Augen und Ohren verschließen und dessen Authentizität Wegschauen unmöglich macht.

Nach dem Erfolgsroman "Push" von Sapphire gelang Lee Daniels ein kraftvoll dramatisches, zeitweilen humorvolles Melodram über Hoffnung und menschliche Würde, das zeigt wie soziales Engagement und Hartnäckigkeit das Schicksal verändern können. Die grandiose Besetzung von Paula Patton über Mariah Carey und Lenny Kravitz wird getoppt von der Neuentdeckung Gabourey Sidibe.