Stab und Besetzung
Dr. Anton Pfeiffer | Wilfried Klaus |
Prof. Dr. Theodor Maunz | Johannes Silberschneider |
Prof. Dr. Josef Beyerle | George Meyer-Goll |
Prof. Dr. Hans Nawiasky | Hans-Michael Rehberg |
Prof. Dr. Otto Suhr | Alexander Goebel |
Prof. Dr. Carlo Schmid | Thorsten Münchow |
Prof. Dr. Hermann Brill | Franjo Marin |
Roman | Klaus Gietinger, Bernd Fischerauer |
Kontakt | Werner Reuß |
Regie | Bernd Fischerauer |
Sie waren die Väter der Verfassung: Am 10. August 1948 trafen sich auf Herrenchiemsee mehr als 30 Politker und Staatsrechtler, um einen Verfassungsentwurf auszuarbeiten. Bernd Fischerauer hat den Verfassungskonvent von Herrenchiemsee in einem Dokumentarspiel verfilmt.
Der Anspruch der Alliierten, deutsche Interessen, parteipolitische Vorstellungen und persönliche Erlebnisse - das alles musste 1948 beim "Verfassungskonvent" von Herrenchiemsee unter einen Hut gebracht werden. Bernd Fischerauer und Klaus Gietinger schrieben ihr Drehbuch zu dem Dokumentarspiel "Der Staat ist für den Menschen da" frei nach Originalprotokollen von damals.
Vor der Kamera stehen Schauspieler wie Wilfried Klaus ("SOKO 5113", "Münchner Geschichten"), Johannes Silberschneider und Hans Michael Rehberg ("Der Totmacher", "Schindlers Liste").
1948 hatte der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard (CSU) zum Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee eingeladen. 13 Tage lang arbeiteten die Vertreter der Länder der drei Westzonen im Alten Schloss an dem Entwurf einer neuen Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland. Die hier erarbeitete Vorlage wurde später von der verfassungsgebenden Versammlung, dem Parlamentarischen Rat, inhaltlich nahezu komplett übernommen.
Die erste Klappe für das Dokumentarspiel fiel am 16. September 2008. Bis zum 18. September standen auf Herrenchiemsee die Außenaufnahmen an. Am 4. Februar 2009 stand das Team für zehn weitere Tage vor und hinter der Kamera, um die Innenaufnahmen in Haar zu drehen. Drehort: ein Raum im Kreiskrankenhaus, der den 1940er-Jahren entsprechend eingerichtet wurde. Die Originalschauplätze im Schloss von Herrnchiemsee standen für den Filmdreh nicht zur Verfügung.
70 Personen waren insgesamt an dem Dokumentarspiel beteiligt, darunter auch einige, mit denen Regisseur Bernd Fischerauer schon für "Hitler vor Gericht" zusammengearbeitet hatte. So hat "Hitler" Johannes Zirner einen Auftritt als Konventssekretär. Johannes Silberschneider und Franjo Marincic, die in "Hitler vor Gericht" als Lossow und Seißer auftraten, sind dieses Mal als Theodor Maunz und Hermann Brill zu sehen. Auch George Meyer-Goll stand für "Der Staat ist für den Menschen da" vor der Kamera als Josef Beyerle. In "Hitler vor Gericht" spielte er den Richter Georg Neithardt.
Der Regisseur Bernd Fischerauer lässt in dem für BR-alpha produzierten Dokumentar-Spiel "Der Staat ist für den Menschen da" diese bis heute Deutschland verfassungsrechtlich bestimmenden 13 Tage im August 1948 wieder lebendig werden. Schauspieler wie Wilfried Klaus (Dr. Anton Pfeiffer), Johannes Silberschneider (Prof. Theodor Maunz) und Hans Michael Rehberg (Prof. Hans Nawiasky) lassen uns auf Grundlage der Original-Protokolle miterleben, was damals geleistet werden musste: Den Spagat zu schaffen zwischen dem Anspruch der Alliierten, deutschen Interessen, parteipolitischen Vorstellungen und persönlichen Erlebnissen.
Dabei sollte es eigentlich nur eine "Zwischenlösung" sein: Angesichts der 1948 drohenden Teilung des von den Alliierten besetzten Deutschlands in einen West- und einen Oststaat ging man davon aus, dass die gemeinsam erarbeitete Vorlage lediglich für die "Übergangszeit" der Teilung gelten werde. Dieser Gedanke wird durch die Weigerung unterstrichen, von einer "Verfassung" zu sprechen - man einigt sich auf "Grundgesetz" und hält in der Präambel fest: "Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." Am 3. Oktober 1990, nach 41 Jahren "Zwischenlösung", wird das Grundgesetz gesamtdeutsche Verfassung. Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee hat weder zu seiner Zeit noch in der historischen Betrachtung in der Öffentlichkeit hinreichend Aufmerksamkeit erfahren. Dass die von ihm erarbeitete Vorlage von der verfassungsgebenden Versammlung, dem "Parlamentarischen Rat", inhaltlich nahezu komplett übernommen wurde, ist weitgehend in Vergessenheit geraten.
Anlässlich des 60. Geburtstages des Grundgesetzes produziert, würdigt das Doku-Spiel "Der Staat ist für den Menschen da" von BR-alpha nach einem Drehbuch von Klaus Gietinger und Bernd Fischerauer die großartige Leistung der "Verfassungsväter" - und das Ergebnis selbst. Denn der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee hat nicht nur den Demokratisierungsprozess in Deutschland entscheidend beeinflusst, er hat auch einen "Exportschlager" geschaffen: ob Südafrika, Ungarn, Spanien u.a. mehr - kaum eine andere Verfassung ist in den vergangen 60 Jahren von anderen Staaten häufiger als Vorbild für die eigene herangezogen worden.
Doku-Spiel Deutschland 2009
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 27.06.2022