• 16.01.2018
      23:05 Uhr
      Schatten auf der Völkerfreundschaft Rassistische Verbrechen in der DDR | MDR FERNSEHEN
       

      "Schlagt die Algerier tot!" - mit diesem Ruf hetzen im August 1975 Gruppen junger Männer drei Tage lang Nordafrikaner durch Erfurt. Schon in den Monaten zuvor hatte es in der damaligen DDR-Bezirksstadt immer wieder tätliche Auseinandersetzungen zwischen Deutschen, Ungarn und Algeriern gegeben.
      Der Film sucht Antworten: Was ist damals wirklich passiert? Warum kam es zu diesen Verbrechen? Warum wurde so viel vertuscht und verdrängt? Welche Konsequenzen hat das bis heute?

      "Schlagt die Algerier tot!" - mit diesem Ruf hetzen im August 1975 Gruppen junger Männer drei Tage lang Nordafrikaner durch Erfurt. Schon in den Monaten zuvor hatte es in der damaligen DDR-Bezirksstadt immer wieder tätliche Auseinandersetzungen zwischen Deutschen, Ungarn und Algeriern gegeben.
      Der Film sucht Antworten: Was ist damals wirklich passiert? Warum kam es zu diesen Verbrechen? Warum wurde so viel vertuscht und verdrängt? Welche Konsequenzen hat das bis heute?

       

      "Schlagt die Algerier tot!" - mit diesem Ruf hetzen im August 1975 Gruppen junger Männer drei Tage lang Nordafrikaner durch Erfurt. Schon in den Monaten zuvor hatte es in der damaligen DDR-Bezirksstadt immer wieder tätliche Auseinandersetzungen zwischen Deutschen, Ungarn und Algeriern gegeben.
      Die sogenannten Vertragsarbeiter waren von der DDR-Führung angeworben und ins Land geholt worden, um den Arbeitskräftemangel zu beseitigen. Die ersten kamen Mitte der 1960er Jahre. Ihr Aufenthalt war fast immer zeitlich befristet. Sie lebten getrennt von den Einheimischen in Wohnheimen, durften keine Familienangehörigen mitbringen und mussten nach Ablauf der Vertragszeit das Land wieder verlassen. Private Beziehungen zwischen Vertragsarbeitern und Einheimischen waren nicht vorgesehen und wurden oft unterdrückt. 1989 lebten 94.000 Vertragsarbeiter in der DDR.
      Die Hetzjagd von Erfurt war kein Einzelfall. Drei Jahre später jagen Volkspolizisten in Freyburg in der Nähe von Halle ihre abgerichteten Schäferhunde auf Kubaner. Es kommt zu tiefgehenden diplomatischen Verstimmungen zwischen den Regierungen in Havanna und Ostberlin. Fidel Castro protestiert energisch bei Erich Honecker und droht mit ernsten Konsequenzen für das Verhältnis beider Staaten sollte sich so etwas wiederholen.
      Übergriffe gegenüber Ausländern und Hetzjagden passten nicht zum offiziellen Selbstverständnis der Partei- und Staatsführung. Denn nach ihrer Lesart bauten DDR-Bürger Seite an Seite mit ausländischen Werktätigen und Studenten den Sozialismus auf - und zwar ganz im Geiste des proletarischen Internationalismus.
      Der Historiker Harry Waibel hat jahrelang geforscht und entsprechende Stasi-Akten ausgewertet. Demnach forderten rassistisch motivierte Gewalttaten mehrere tausend Verletzte und sogar Todesopfer: Raúl García Paret und Delfin Guerra aus Kuba, Manuel Antonio und Carlos Conceicao aus Mosambik. Sie wurden getötet, weil sie Ausländer waren, anders aussahen und sich anders benahmen.
      Christian Bergmann und Tom Fugmann gehen den Spuren der damaligen Verbrechen nach. Bis heute sind die genauen Umstände vieler Taten unklar. Selbst Todesfälle wurden nur halbherzig oder gar nicht aufgeklärt. Täter gingen straffrei aus. Die Autoren stoßen auf Unglaubliches: Angehörige wurden bis heute über die Verbrechen völlig im Unklaren gelassen und Ermittlungen damals auf Anweisung von ganz oben eingestellt.

      Film von Christian Bergmann und Tom Fugmann

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