• 17.09.2013
      21:10 Uhr
      Frauen leiden anders, Männer auch Thema: Die unberechenbare Medizin | arte
       

      Mann - oder Frau: Das ist zumeist das erste, das wir feststellen, wenn wir jemandem gegenüberstehen. Die Frage, inwiefern sich Mann und Frau hinsichtlich diverser Aspekte unterscheiden, führt immer wieder zu Diskussionen. Im Alltag der Medizin jedoch spielt das eine überraschend geringe Rolle. Nun rückt die sogenannte "Gendermedizin" die Geschlechterunterschiede bei Krankheitssymptomen und ihrer Behandlung in den Fokus und fragt nach, bei welchen Krankheiten eine geschlechterbasierte Medizin die Patientensicherheit deutlich verbessern kann.

      Dienstag, 17.09.13
      21:10 - 22:05 Uhr (55 Min.)
      55 Min.
      HD-TV Stereo

      Mann - oder Frau: Das ist zumeist das erste, das wir feststellen, wenn wir jemandem gegenüberstehen. Die Frage, inwiefern sich Mann und Frau hinsichtlich diverser Aspekte unterscheiden, führt immer wieder zu Diskussionen. Im Alltag der Medizin jedoch spielt das eine überraschend geringe Rolle. Nun rückt die sogenannte "Gendermedizin" die Geschlechterunterschiede bei Krankheitssymptomen und ihrer Behandlung in den Fokus und fragt nach, bei welchen Krankheiten eine geschlechterbasierte Medizin die Patientensicherheit deutlich verbessern kann.

       

      Die Ergebnisse der sogenannten "Gendermedizin", die Geschlechterunterschiede bei Krankheitssymptomen und ihrer Behandlung in den Fokus rückt, sind erstaunlich. Frauen weisen bei vielen Erkrankungen gänzlich andere Symptome auf als Männer. Während Männer beispielsweise bei Brustschmerzen sofort an einen Herzinfarkt denken, erkennen Frauen ihre Herzprobleme oftmals nicht als solche. Viele behandelnde Ärzte missdeuten die Symptome ebenfalls und schicken die schwer kranken Frauen wieder nach Hause - womöglich mit fatalen Folgen.

      Männer dagegen zeigen bei einer Depression oft ein völlig anderes Verhaltensmuster als man gemeinhin annimmt. Sie zeigen sich eher aggressiv als traurig und in sich gekehrt und erhalten so weder die zutreffende Diagnose, noch die ihnen dienliche Behandlung. Auch die Verträglichkeit von Medikamenten ist bei Männern und Frauen zum Teil sehr verschieden. Dennoch werden nach wie vor die meisten Studien zur Medikamentenverträglichkeit mit männlichen Probanden durchgeführt. Gerade bei chronischen Erkrankungen können falsch dosierte Medikamente jedoch fatale Folgen haben.

      Eine Behandlung, die den Geschlechterunterschieden Rechnung trägt, könnte hier für deutlich mehr Patientensicherheit sorgen, die Auswahl geschlechterspezifischer Schmerzmittel, Antibiotika und Betablocker die Lebensqualität vieler Patienten verbessern.

      "Frauen leiden anders, Männer auch" erzählt die Geschichten von Patienten, die in Diagnose und Therapie unter der Missachtung von Geschlechterunterschieden zu leiden hatten, oft mit dramatischen Folgen. Manche wurden falsch behandelt, bei anderen die Krankheit schlicht falsch diagnostiziert. Die Dokumentation gewährt Einblicke in die klinische Praxis und in die Forschung und Lehre der "Gendermedizin" in Europa, deren erste Adresse das "Institut für Geschlechterforschung in der Medizin" der Berliner Charité liegt. Experten und Ärzte geben Auskunft über ihre Erfahrungen mit den Geschlechterunterschieden im medizinischen Alltag. Die Erkenntnisse über die Unterschiede zwischen Mann und Frau und eine dementsprechende Behandlung versprechen, dass das Individuum zukünftig wieder mehr in den Fokus rücken könnte. Das dürfte ein ganzheitlicher Ansatz sein, der der Medizin von heute die Chance für einen Paradigmenwechsel bietet: für eine bessere Gesundheitsversorgung für jeden Patienten und jede Patientin.

      Themenabend: Die unberechenbare Medizin - Risiken und Chancen der Gesundheit nach Maß

      Ärzte handeln immer mehr nach Studien, Statistiken und Leitlinien. Doch die Medizin scheint dadurch nicht besser zu werden. Im Gegenteil: Zweifel sind angebracht, denn der einzelne Patient gerät aus dem Blick und Fehler nehmen zu. Was läuft schief? "Thema" beleuchtet in zwei Dokumentationen das Dilemma des modernen Medizinbetriebs und zeigt neue Wege auf.

      Falsche Diagnosen und unwirksame Therapien, tödliche Nebenwirkungen, unentdeckte Krankheiten: Bis zu 40.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr durch Wechselwirkungen von Medikamenten. Fast 4.000 Patienten werfen Ärzten sogenannte "Kunstfehler" im Operationssaal vor. Allein in Krankenhäusern endeten Ärzte-Fehler für über hundert Menschen sogar tödlich. Das sind einige der offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer wird zehnmal so hoch geschätzt, denn in Deutschland liegt die Beweislast beim Patienten.

      Dabei sollte doch alles besser werden. So wurde als Bollwerk gegen Ärztefehler vor knapp zwanzig Jahren die Leitlinien-Medizin entwickelt. Sie basiert auf der Grundlage international anerkannter wissenschaftlicher Grundsätze und heißt daher "evidenzbasierte Medizin".

      Diese Leitlinien-Medizin dient den Ärzten als Sicherungsanker bei ihren Entscheidungen, denn die Angst vor Behandlungsfehlern ist groß. Der medizinische Kurs weg vom Erfahrungswissen hin zu verlässlicher Statistik sollte verhindern, dass Fehler unter zunehmendem Druck ansteigen. Ein nachvollziehbarer Gedanke. Doch das ist nicht gelungen.

      Nach jahrelangem Praxistest bekommt nun die Dominanz der Daten und Statistiken beim medizinischen Handeln immer mehr Kritiker. Die Sehnsucht nach einer individualisierten Medizin wächst unter den Ärzten ebenso wie bei Patienten. Lauter wird ebenso die Forderung nach mehr Beachtung der Unterschiede anstelle der Betonung des Standards. Was nämlich im weltweiten Durchschnitt "richtig" zu sein scheint, kann für den einzelnen Patienten genau das Falsche sein. Seltene oder komplexe Krankheiten geraten auf diese Weise aus dem Blickfeld. Die Unterschiede zwischen Lebenssituationen, Jung und Alt, Mann und Frau werden, so der Vorwurf, zu wenig beachtet.

      Während sich die erste Dokumentation des Themenabends den Risiken und Möglichkeiten eines standardisierten medizinischen Handelns widmet, führt die zweite am Beispiel der tatsächlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen in die Zukunft einer individualisierten Medizin. Damit wird über die Chancen Aufschluss gegeben, die Neuerungen einer standardisierten Geräte-Medizin mit den neuesten Erkenntnissen der Gendermedizin zu vereinen, wovon vor allem einer profitiert: der Patient.

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      Dienstag, 17.09.13
      21:10 - 22:05 Uhr (55 Min.)
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