• 04.11.2017
      11:15 Uhr
      Nachtcafé An den Rand gedrängt - von denen, die nicht gehört werden | SR Fernsehen
       

      Zu Gast:

      • Klaus Rasch, beklagt nach dem Tod seiner Frau Behördenversagen
      • Udo Paffrath - der LKW-Fahrer bekommt Druck durch die osteuropäische Billigkonkurrenz
      • Magda Kunkel - Armutsrentnerin
      • Andreas Braun - der Bürgermeister kämpft für ein attraktives Dorfleben
      • Jasmin Memis - Tochter einer Alleinerziehenden, muss schon immer sparen
      • Ilona Beubauer - berichtet aus ihrem hektischen Klinikalltag
      • Prof. Christoph Butterwegge - Armutsforscher/Sozialwissenschaftler

      Samstag, 04.11.17
      11:15 - 12:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Zu Gast:

      • Klaus Rasch, beklagt nach dem Tod seiner Frau Behördenversagen
      • Udo Paffrath - der LKW-Fahrer bekommt Druck durch die osteuropäische Billigkonkurrenz
      • Magda Kunkel - Armutsrentnerin
      • Andreas Braun - der Bürgermeister kämpft für ein attraktives Dorfleben
      • Jasmin Memis - Tochter einer Alleinerziehenden, muss schon immer sparen
      • Ilona Beubauer - berichtet aus ihrem hektischen Klinikalltag
      • Prof. Christoph Butterwegge - Armutsforscher/Sozialwissenschaftler

       

      Es brodelt mächtig! Mitten durchs Land zieht ein Gefühl von Ungerechtigkeit und spaltet zunehmend unsere Gesellschaft, der Ton zwischen "denen da oben" und "wir da unten" wird deutlich schärfer. Dabei glänzt doch die Oberfläche - unsere Wirtschaft ist robust, die Arbeitsämter vermelden ein neues Rekordtief bei der Arbeitslosenquote, die Löhne steigen.

      Alles bestens? Keinesfalls. Die betagte Nachbarin muss nach 40 Jahren ihr Viertel verlassen, weil die Rente nicht mehr für die Miete reicht. Immer mehr Kinder aus sozial schwachen Familien sitzen morgens hungrig im Schulunterricht, Alleinerziehende können trotz Job oft kaum den Kita-Platz bezahlen.

      Es mehren sich die Stimmen, die sich nicht gehört, die sich vergessen und übergangen fühlen. Sie sehen sich von der Politik mit Floskeln abgespeist, von den Medien mit ihren Ängsten nicht ernst genommen und als Verlierer an den Rand gedrängt. Die Quittung haben die großen Parteien bei der Bundestagswahl zu spüren bekommen: Die Wähler wenden sich ab.

      Die Zukunftsangst geht um - gepaart mit Wut, Enttäuschung und der Frage: Sieht so soziale Gerechtigkeit aus? Im Nachtcafé "An den Rand gedrängt - von denen die nicht gehört werden" kommen Bürger zu Wort, die offen über ihre Sorgen, Ängste und Probleme sprechen, mit denen sie alltäglich konfrontiert sind.

      Zu Gast:

      • Klaus Rasch, beklagt nach dem Tod seiner Frau Behördenversagen

      Die Angst vor steigender Kriminalität und das Gefühl, nicht mehr ausreichend von Staat und Polizei beschützt zu werden - diese Sorgen treiben immer mehr Bürger um. "Der Tod meiner Frau im Berliner Tiergarten hätte verhindert werden können, hätten Polizei und Justiz rechtzeitig gehandelt", beklagt Klaus Rasch. Der Mord an der Kunsthistorikerin Susanne Fontaine im September löste eine große Diskussion über Staatsversagen aus, seit Jahren ist der Park als krimineller Brennpunkt bekannt.

      • Udo Paffrath - der LKW-Fahrer beikommt Druck durch die osteuropäische Billigkonkurrenz

      Miese Bezahlung, ständig den nächsten Termin im Nacken, dazu Konkurrenz aus Billiglohnländern. So sieht das Fernfahrerleben von Udo Paffrath aus. Seit zehn Jahren arbeitet er in der Speditionsbranche, fast ebenso lang kämpft er für bessere Arbeitsbedingungen. Geändert hat sich aus seiner Sicht nichts. Stattdessen verspürt er immer mehr Druck durch osteuropäische Fahrer, die für einen Bruchteil seines Lohnes hinterm Steuer sitzen: "Für Gewinnmaximierung wird alles gemacht, was geht."

      • Magda Kunkel - Armutsrentnerin

      Immer mehr Rentner in Deutschland leben an der Armutsgrenze, auch Magda Kunkel. Im Krieg geboren, hat sie später drei Kinder großgezogen und vier Jahrzehnte lang in die Rentenkasse eingezahlt - ob als Verkäuferin, Schneiderin oder Buchhalterin. Was ihr monatlich bleibt, reicht kaum zum Überleben. Heute fühlt sich die 75-Jährige als Teil einer betrogenen Generation: "Unsere Lebensleistung wird nicht ausreichend gewürdigt, das ist ungerecht und eine große Demütigung."

      • Andreas Braun - der Bürgermeister kämpft für ein attraktives Dorfleben

      Einkaufsladen, Arzt, Bus, Schule? Fehlanzeige. Die Versorgung in dünn besiedelten ländlichen Regionen empfinden viele Dorfbewohner als katastrophal. Vor allem für ältere Bewohner werden die sterbenden Dörfer zunehmend zur Belastungsprobe. Andreas Braun, Bürgermeister der Schwarzwaldgemeinde Unterkirnach, kämpft auch mit unkonventionellen Ideen für ein lebenswertes Leben auf dem Land: "Wir können nicht immer nur Jammern und Klagen, wir müssen auch selbst etwas in die Hand nehmen und zupacken."

      • Jasmin Memis - Tochter einer Alleinerziehenden, muss schon immer sparen

      Was es bedeutet, von vielem ausgeschlossen zu sein, das hat Jasmin Memis in ihrer Kindheit erfahren müssen. Stets war das Geld bei ihrer alleinerziehenden Mutter knapp, Verzicht von Kindesbeinen an der tägliche Lebensbegleiter des jungen Mädchens. Weder Schulausflüge, Klassenfahrten oder eine Vereinsmitgliedschaft waren drin: "Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem Geld keine Rolle gespielt hat", so die heute 22-Jährige.

      • Ilona Beubauer - berichtet aus ihrem hektischen Klinikalltag

      Zu wenig Personal, zu wenig Geld, zu wenig Anerkennung. Ilona Neubauer hat sich vor 40 Jahren mit voller Überzeugung für den Beruf der Krankenschwester entschieden, wollte helfen und heilen. Heute rauben ihr viele Überstunden den Schlaf, Bürokratie frisst ihr die Zeit, sich würdevoll und angemessen um Patienten kümmern zu können: "Die Patienten spüren unsere Hektik und trauen sich teils gar nicht mehr zu klingeln, wenn ihnen etwas fehlt."

      • Prof. Christoph Butterwegge - Armutsforscher/Sozialwissenschaftler

      "Kinder- und Rentnerarmut sind in Deutschland weiter auf dem Vormarsch", stellt Prof. Dr. Christoph Butterwegge fest. Der Sozialwissenschaftler ist überzeugt, dass die Schere zwischen Arm und Reich zunehmend auseinandergeht. Immer mehr Bürger hätten das Gefühl, ihnen gehe es schlechter, als es in einem so reichen Land wie Deutschland der Fall sein sollte, so der Armutsforscher. Gleichzeitig beklagt er ein mangelndes Solidaritätsgefühl in unserer Gesellschaft und sieht schnellen Handlungsbedarf.

      "Nachtcafé": Seit der ersten Ausstrahlung 1987 bietet die Sendung facettenreiche Diskussionen und Geschichten, die das Leben schreibt. Sie bringt Woche für Woche unterschiedlichste Lebenswelten zusammen und sieht sich als Ort des Austauschs aller gesellschaftlichen Gruppen.

      Fragen zu Liebe, Beziehung und Familie, zu Gesundheit und Moral oder auch existenzieller Art stehen im Mittellpunkt - sei es der berufliche Absturz, eine Behinderung, eine unglückliche Liebe, sei es eine späte Vaterschaft, der Erfolg über Nacht oder die Lebensfreude im Alter. Jeder Gast berichtet aus seiner persönlichen Perspektive. Im E-Werk in Baden-Baden unterhalten sich talkunerfahrene Gäste, Prominente und Experten auf Augenhöhe miteinander.

      Michael Steinbrecher moderiert sein 2015 das 90-minütige Format, das wöchentlich bundesweit etwa eine Million Zuschauer erreicht. Geradlinig und einfühlsam filtert er aus jeder individuellen Runde und Fragestellung die Essenz für die Zuschauerinnen und Zuschauer heraus.
      Michael Steinbrecher ist TV-Journalist und seit 2009 Professor für Fernseh- und Crossmedialen Journalismus an der TU Dortmund. Er bekam viele Preise und Auszeichnungen, darunter der Adolf-Grimme-Preis.

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      Samstag, 04.11.17
      11:15 - 12:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

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