• 03.02.2016
      21:15 Uhr
      Mein Körper - mein Werk Junge Menschen im Fitnessrausch | 3sat
       

      Nie waren junge Menschen sportlicher als heute. Muskelaufbau hat sich zu einer Art Religion entwickelt, Ergänzungsnahrung und definierte Körperpartien sind deren Gebet. Doch der Körperkult kann auch krank machen. Für Jenny Dietschweiler, 22, ist der Körper zum Vollzeitjob geworden. Jede Kalorie hat bei der gelernten Pharmaassistentin Gewicht, fast alles dreht sich um den "Nullfettkörper" und um Fitness. Wie befeuern soziale Medien den Selbstdarstellungszwang?

      Mittwoch, 03.02.16
      21:15 - 22:05 Uhr (50 Min.)
      50 Min.
      HD-TV Stereo

      Nie waren junge Menschen sportlicher als heute. Muskelaufbau hat sich zu einer Art Religion entwickelt, Ergänzungsnahrung und definierte Körperpartien sind deren Gebet. Doch der Körperkult kann auch krank machen. Für Jenny Dietschweiler, 22, ist der Körper zum Vollzeitjob geworden. Jede Kalorie hat bei der gelernten Pharmaassistentin Gewicht, fast alles dreht sich um den "Nullfettkörper" und um Fitness. Wie befeuern soziale Medien den Selbstdarstellungszwang?

       

      Nie waren junge Menschen sportlicher als heute. Muskelaufbau hat sich zu einer Art Religion entwickelt, Ergänzungsnahrung und definierte Körperpartien sind deren Gebet.

      Für Jenny Dietschweiler, 22, ist der Körper zum Vollzeitjob geworden. Jede Kalorie hat bei der gelernten Pharmaassistentin Gewicht, fast alles dreht sich um den "Nullfettkörper" und um Fitness. Aus ihrem Äußeren will sie ein Kunstwerk gestalten, um dieses an einem Schönheitswettbewerb für Kraftsportler präsentieren zu können. Dafür ist ihr kein Aufwand zu groß. Sie vergießt ihren Schweiß in einer Fitnessanlage, geht das Risiko von Übertraining ein und nimmt Schmerzen beim Stechen von Tattoos in Kauf. Jenny ist mit ihrem Körperkult längst keine Exotin mehr, sondern entspricht einem neuen Schönheitsideal vieler junger Menschen.

      Kathy Fleig, Inhaberin eines der größten Fitnesszentren der Schweiz in Zürich Schlieren, spricht von "Heerscharen von Jungen, die heute ins Training gehen". Die Statistiken bestätigen den Boom: Rund die Hälfte aller Schweizer Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren betätigt sich mehrmals pro Woche sportlich. Im Rahmen der Studie "Sport Schweiz" (2008) gab fast die Hälfte der jungen Menschen an, dass ihr Trainingsaufwand höher sei als in jüngeren Jahren. Gleichzeitig kommt eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft zum Schluss, dass bei Jugendlichen die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper wächst. Die jungen Männer wünschen sich mehr Muskeln, die Mädchen fühlen sich zu dick. Das kann im Extremfall bis zu Essstörungen und Depressionen führen.

      Muskelauf- und Fettabbau ist auch der Lebensinhalt von Alessandro Stambene. Sein "Lifestyle" hat bereits zwanghafte Züge angenommen. Geplante Ruhetage kann er kaum einhalten, und gemeinsame Mahlzeiten mit seiner Familie sind selten, weil sich der 20-Jährige gezwungen fühlt, einen strikten Ernährungsplan mit starren Essenszeiten einzuhalten. Unter anderem verzichtet er auf Salz, weil dieses im Körper Wasser einlagere und ihn dadurch aufschwemme. Ein schöner und fettbefreiter Körper sei aber erforderlich, um den erhöhten Ansprüchen der Frauen zu genügen, sagt der junge Mann.

      Bei Miguel Bieger türmen sich daheim zahlreiche Dosen mit Ergänzungsnahrung. Der 22-Jährige will damit seinen Muskelaufbau optimieren. Für das Ziel eines perfekten Körpers schreckte er auch schon vor dem Griff zu illegalen Substanzen nicht zurück.

      Jenny, Alessandro und Miguel stehen für eine ganze Generation junger Menschen, die mit Bizeps, Brustmuskeln und breitem Kreuz imponieren, um letztendlich mehr Selbstsicherheit zu gewinnen. Wie nachhaltig ist diese Selbstsicherheit? Doch der Körperkult kann auch krank machen. Wie befeuern soziale Medien den Selbstdarstellungszwang? Filmautor Hanspeter Bäni geht diesen und weiteren Fragen nach.

      Film von Hanspeter Bäni

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      Mittwoch, 03.02.16
      21:15 - 22:05 Uhr (50 Min.)
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