• 11.05.2024
      05:45 Uhr
      Mare Nostrum - Wem gehört das Mittelmeer? Der Traum von Freiheit und Wohlstand | phoenix
       

      46.000 Kilometer Küstenlinie verteilt auf 22 Länder: Das Mittelmeer ist die Badewanne Europas, Seeroute für Frachter aus aller Welt und Fluchtweg für Menschen aus den armen Ländern Afrikas. Die ZDF-Reporter Nicola Albrecht und Andreas Postel sind mit ihren Teams durch zahlreiche Mittelmeerländer gereist. Auf ihrem Weg von der Meerenge von Gibraltar bis nach Istanbul fragten sie: Was trennt und was verbindet uns? Und: Wem gehört das Mittelmeer? Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig. Verschiedene Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen machen den Mittelmeerraum zum Schmelztiegel.

      Nacht von Freitag auf Samstag, 11.05.24
      05:45 - 06:30 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      DGS TV Stereo

      46.000 Kilometer Küstenlinie verteilt auf 22 Länder: Das Mittelmeer ist die Badewanne Europas, Seeroute für Frachter aus aller Welt und Fluchtweg für Menschen aus den armen Ländern Afrikas. Die ZDF-Reporter Nicola Albrecht und Andreas Postel sind mit ihren Teams durch zahlreiche Mittelmeerländer gereist. Auf ihrem Weg von der Meerenge von Gibraltar bis nach Istanbul fragten sie: Was trennt und was verbindet uns? Und: Wem gehört das Mittelmeer? Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig. Verschiedene Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen machen den Mittelmeerraum zum Schmelztiegel.

       

      46.000 Kilometer Küstenlinie verteilt auf 22 Länder: Das Mittelmeer ist die Badewanne Europas, Seeroute für Containerschiffe aus aller Welt und Fluchtweg für Menschen aus den armen Ländern Afrikas. ZDF-Reporterin Nicola Albrecht und ZDF-Reporter Andreas Postel sind mit ihren Teams durch zahlreiche Mittelmeerländer gereist. Auf ihrem Weg von der Meerenge von Gibraltar bis nach Istanbul fragten sie: Was trennt und was verbindet uns? Und: Wem gehört das Mittelmeer? Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig.

      Die Reise beginnt im spanischen Tarifa, wo Europa und Afrika scheinbar nur einen Steinwurf auseinanderliegen. Gerade 35 Minuten braucht die Fähre von hier bis zur marokkanischen Hafenstadt Tanger. Für Touristen ist es ein Tagesausflug, das Visum wird ganz unkompliziert auf dem Schiff ausgestellt. Umgekehrt ist die Meerenge von Gibraltar für Menschen aus dem Süden ein kaum zu überwindendes Hindernis. Immer wieder versuchen einige, begleitet von geldgierigen Schleppern, auf meist seeuntüchtigen Booten, ins "gelobte" Europa zu gelangen. Jedes Jahr bezahlen Hunderte, manchmal Tausende diese Flucht mit dem Leben. Die spanische Guardia civil bewacht und kontrolliert den Schiffsverkehr in der Meerenge und muss immer wieder Bootsflüchtlingen, die in Seenot geraten, zu Hilfe kommen.

      Marokko soll als Bollwerk gegen die Fluchtwilligen wirken und kassiert dafür Milliardensummen aus Europa. So kommt es, dass die Reise vieler Migranten in Tanger endet. Sie sind zum festen Bestandteil der lebhaften und mythengeschwängerten Küstenstadt geworden. Doch ist ihre Anwesenheit nicht erwünscht. Salvador aus Kamerun ist ständig auf der Flucht vor den Behörden. Er ist Künstler, hat es zu einiger Bekanntheit gebracht. "Nach Europa will ich nicht mehr. Ich fühle mich hier in Tanger nämlich nicht mehr fremd, irgendwie geben mir die Menschen das Gefühl, Teil ihrer Gesellschaft sein zu dürfen." Ab und zu leistet sich Salvador ein Mittagessen bei Diana. Auch sie kam als Flüchtende nach Tanger und führt im Windschatten der Behörden ein Restaurant für Migranten, serviert ihnen traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat. Während der Kameruner Salvador die Exil-Wirtin Diana um Nachschlag bittet, resümiert er: "Ich fühle mich hier wie zu Hause in meinem Dorf. Das ist schön und traurig zugleich."

      "Yallah Tanger" rufen die jungen Streetdancer dem ZDF-Team zu, während sie sich in der historischen Altstadt zu Hip-Hop-Rhythmen bewegen. Ihr Tanzen gefällt hier nicht jedem. Die Regierung fördert nur die eigene, marokkanische Kultur. Vom multikulturellen Erbe, dem Mythos und den goldenen Zeiten der Stadt will sie nichts wissen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, lange vor Hippies und Backpackern, trafen sich hier Künstler und Freigeister aus Europa und Amerika auf der Suche nach orientalischem Flair, billigem Laster und Inspiration. Vom modernen Massentourismus war Marokko damals noch verschont, ebenso wie die anderen Mittelmeerländer. Dieser hat zwar einige reich gemacht und vielen sonnenhungrigen Europäern unbeschwerte und erschwingliche Urlaubstage beschert, für das Meer jedoch ist der sommerliche Massenansturm voller Unheil.

      In der französischen Hafenstadt Marseille trifft Andreas Postel Aktivisten, die sich dem Kampf gegen Plastikmüll im Meer verschrieben haben. Frankreich ist einer der größten Plastikmüllproduzenten. Der Verein "Clean my Calanques" ruft entlang der Küste zu Müllsammelaktionen auf, denen Tausende Freiwillige folgen. Mütter mit ihren Kindern, Sportvereine und Senioren, sie alle wollen mit anpacken. Nicht nur der Massentourismus ist verantwortlich. Die Umweltschützer haben am Strand eine erschreckende Entdeckung gemacht: Winzige Plastikpartikel, die aus Industrieabwässern Frankreichs und Italiens über Flüsse ins Mittelmeer gelangen und später in die Mägen von Fischen, Vögeln und Meeressäugern.

      Naturzerstörung ist in Tunesien so bitter das klingt ein Luxusproblem. Was ist aus dem Vorzeigeland der arabischen Revolution geworden? Als Nic

      ola Albrecht und ihr Team in Tunis den Rapper Isam Absy treffen, räumt dieser gleich mit möglicherweise falschen Vorstellungen auf: "Du willst wissen, was uns die Revolution gebracht hat? Mir hat sie ein paar Monate Gefängnis gebracht. Ansonsten ist es heute schlimmer als unter Ben Ali." Tunesien kämpft mit blanker Armut, die durch die akute Wirtschaftskrise noch verschärft wurde. Die zarte Pflanze Demokratie ist verwelkt, Polizeigewalt zum Problem geworden. Die Rapper schreien die Wut der jungen Generation in ihre Mikrofone. Dafür landen sie immer wieder im Gefängnis. "Das neue Regime hat Angst vor uns", meint Rapper Laya, "denn wir sprechen aus, was die Bevölkerung denkt." Auch Saida Garach ist nicht optimistisch. Die Menschenrechtsanwältin hat ihren Posten als Regierungssprecherin aufgegeben, denn Tunesien sei auf einen schiefen Weg geraten. Damit kann sie sich nicht mehr identifizieren.

      Auch in Ägypten ist der Arabische Frühling nur noch eine ferne Erinnerung, die Militärregierung steuert das Land mit eiserner Faust. Dennoch gibt es Aktivisten, die zumindest im Kleinen etwas verändern wollen. Eine Gruppe versucht seit Jahren, in der Hafenstadt Alexandria die historische, europäisch geprägte Architektur der einstigen Handelsmetropole gegen die Abrissbirne der Regierung und Investoren zu schützen. Wenigstens gegen den Verfall der Stadt wollen sie den Aufstand proben. In Alexandria blühten in der Antike Wissenschaft und Kultur, es gab einen regen Austausch mit den Nachbarn der gegenüberliegenden Küsten. Mit dem Austausch ist es längst vorbei. Alexandria kämpft gegen den Verfall. Wegen der Klimaerwärmung steigt der Meeresspiegel. Riesige Wellenbrecher sollen die Stadt vor dem Untergang bewahren. Sameh Reyad, Chef der ägyptischen Umweltbehörde, möchte Europa in die Pflicht nehmen: Ägypten sei zu arm und habe selbst zu viele Probleme, Europa müsse mehr in Klimaprojekte investieren, um die Welt und auch Alexandria vor den Folgen des Klimawandels zu retten, fordert er.

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      Nacht von Freitag auf Samstag, 11.05.24
      05:45 - 06:30 Uhr (45 Min.)
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