• 20.07.2017
      08:15 Uhr
      Gesichter Chinas Zwischen Mao und Moderne | phoenix
       

      Kaum ein Land hat sich in den letzten 30 Jahren so rasant verändert wie China. Geprägt durch seine Jahrtausende alte Geschichte pflegt die heutige Volksrepublik ihre eigene Mischung aus Kommunismus und Kapitalismus. Die zunehmende Modernisierung ist überall sichtbar. Der Kontrast zwischen Wandel und Kontinuität des modernen China macht seinen besonderen Reiz aus. China ist nicht nur ein fernes Land, es ist eine vollkommen andere Welt. Faszinierend und widersprüchlich zugleich.

      Donnerstag, 20.07.17
      08:15 - 09:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Kaum ein Land hat sich in den letzten 30 Jahren so rasant verändert wie China. Geprägt durch seine Jahrtausende alte Geschichte pflegt die heutige Volksrepublik ihre eigene Mischung aus Kommunismus und Kapitalismus. Die zunehmende Modernisierung ist überall sichtbar. Der Kontrast zwischen Wandel und Kontinuität des modernen China macht seinen besonderen Reiz aus. China ist nicht nur ein fernes Land, es ist eine vollkommen andere Welt. Faszinierend und widersprüchlich zugleich.

       

      Kaum ein Land hat sich in den letzten 30 Jahren so rasant verändert wie China. Geprägt durch seine Jahrtausende alte Geschichte pflegt die heutige Volksrepublik ihre eigene Mischung aus Kommunismus und Kapitalismus. Die zunehmende Modernisierung ist überall sichtbar. Der Kontrast zwischen Wandel und Kontinuität des modernen China macht seinen besonderen Reiz aus. China ist nicht nur ein fernes Land, es ist eine vollkommen andere Welt. Faszinierend und widersprüchlich zugleich. ARD-Korrespondentin Ariane Reimers berichtete fünfeinhalb Jahre lang aus dem Riesenreich der Mitte.

      In der südchinesischen Provinz Guizhou sind zahlreiche Bauern aus strukturschwachen Bergregionen in Städte umgesiedelt worden. Einer von ihnen ist Long Guoyuan, der mit seiner Familie in eine subventionierte Wohnung in die Kleinstadt Liping gezogen ist. Er ist sehr zufrieden mit seinem neuen Zuhause. Die meisten Bauern haben sich eine kleine Wohnung in der Stadt gekauft, auch wenn manche kein Geld haben für Bad und Kücheninstallationen. Die Umsiedelung der Landbevölkerung ist Teil eines gigantischen Urbanisierungsprogramms der chinesischen Regierung. 200 Millionen Chinesen sollen in den kommenden zwanzig Jahren in Städte umsiedeln. Das bedeutet Fortschritt und neue Chancen für die Entwicklung Chinas, aber auch das Ende dörflicher Kultur.

      Künstler werden vom chinesischen Staat sehr streng kontrolliert. Während auf dem großen Volkskongress in Peking die politischen Weichen in Richtung "neuer Normalität" gestellt werden, gilt für die Kunstschaffenden schon seit einer Weile eine ganz andere, stark reglementierte "Normalität". Im Oktober 2014 forderte Chinas Staatschef Xi Jinping auf einer Konferenz die Künstler auf, Werke zu schaffen, die dem Sozialismus und dem Volke dienen. Gewünscht sind positive Botschaften in der Kunst, mehr Sozialismus und weniger Kommerz. Seitdem verschwimmt die Grenze zwischen Kunst und Propaganda. Die kreativen Freiräume werden enger, die unabhängigen Künstler kämpfen um ihre Nische und versuchen, die Zensurbehörden mit Kreativität zu schlagen. Ariane Reimers hat beobachtet, wie die Kunstwelt auf die neue Doktrin reagiert.

      Im modernen China waren die Exzesse von Maos Kulturrevolution und das Debakel um den "Großen Sprung nach vorn" über Jahrzehnte ein großes Tabu. Im November 1957 verkündete der Große Vorsitzende der Kommunistischen Partei eine einzigartige Industrialisierungskampagne, China werde binnen 15 Jahren Großbritannien überholen. Doch die Fristen wurden in den folgenden Monaten laufend verkürzt. "Drei Jahre harte Arbeit und Entbehrungen, dann tausend Jahre Wohlstand", tönte die Propaganda. Planung, Mobilisierung, Bau - alles sollte zugleich passieren. Einer der Gründe für das blutige Scheitern des großen Plans war das aberwitzige Tempo. Die 83-jährige Deng Dongzhen berichtet: "Je mehr wir arbeiten mussten, desto weniger gab es zu essen. Gekocht wurde in der Kollektivküche, aber es war kaum etwas im Topf. Nach dem Essen mussten wir in den Bergen weiterarbeiten, obwohl wir uns nicht annähernd satt gegessen hatten. Wer sich beim Stehlen erwischen ließ oder Nahrungsmittel versteckte, wurde hart bestraft. Oft waren die Vorwürfe aber nur erfunden, die Denunzianten erhofften sich eine Belohnung." Maos Traum vom sozialistischen Paradies endete in einem mörderischen Chaos und kostete mindestens 30 bis 40 Millionen Menschen das Leben. Die meisten Opfer verhungerten. Hinzu kommen mindestens 2,5 Millionen Menschen, die gefoltert und totgeschlagen wurden. Erst ganz allmählich beginnt in China eine Debatte über den verhängnisvollen "Großen Sprung nach vorn".

      In einem entlegenen Tal des tibetischen Hochlandes liegt auf 4.000 Metern Höhe Larung Gar, die weltweit größte Schule des tibetischen Buddhismus. Im Zentrum stehen die prächtigen Tempelhallen, umgeben von Tausenden Hütten aus Holz und Wellblech. Mönche und Nonnen leben streng getrennt und sehr bescheiden. Der 20-jährige Dorjee hat als kleiner Junge gesehen, wie glücklich die Mönche sind. Alle, die Buddhismus studiert haben, machten auf ihn einen zufriedenen Eindruck. "So bin ich auf die Idee gekommen, Mönch zu werden", sagt er. "Vielleicht haben die Menschen Geld, schöne Häuser, ein großes Auto - aber das ist nichts, es ist kein Glück. Sie suchen darin Glück, aber finden es nicht." Manche kommen dann hierher auf den Mönchsberg von Larung Gar, widmen sich dem Buddhismus und erfahren das wahre Glück. ARD-Korrespondentin Ariane Reimers besuchte Dorjee in Larung Gar.

      Ein Film von Ariane Reimers

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