• 17.04.2014
      20:15 Uhr
      Wahnsinn Wohnungsmarkt Dokumentation von Andrea Hauner | tagesschau24
       

      Die Deutschen geben durchschnittlich zwischen 35 und 40 Prozent des Einkommens für Miete aus. Jeder vierte Mieter sucht deshalb nach einer günstigeren Wohnung. Doch der Markt bietet immer weniger bezahlbaren Wohnraum, auch für Menschen mit "normalem" Einkommen, für Familien, Paare, Singles. In den Städten fehlen derzeit fast 300.000 Wohnungen, während in ländlichen Regionen Wohnraum leer steht und verfällt. Mit diesem "Wahnsinn" beschäftigt sich Autorin Andrea Hauner.

      Donnerstag, 17.04.14
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Die Deutschen geben durchschnittlich zwischen 35 und 40 Prozent des Einkommens für Miete aus. Jeder vierte Mieter sucht deshalb nach einer günstigeren Wohnung. Doch der Markt bietet immer weniger bezahlbaren Wohnraum, auch für Menschen mit "normalem" Einkommen, für Familien, Paare, Singles. In den Städten fehlen derzeit fast 300.000 Wohnungen, während in ländlichen Regionen Wohnraum leer steht und verfällt. Mit diesem "Wahnsinn" beschäftigt sich Autorin Andrea Hauner.

       

      In Hamburg-Eppendorf kämpfen acht Mieter gegen ihre Vertreibung. Ein Investor hatte 2009 ihre Häuser gekauft, er will sie bis auf die Fassaden abreißen und neue Eigentumswohnungen bauen. Aus 36 Wohnungen sollen 24 werden. Der Stadtteil ist bei Wohnungssuchenden begehrt und damit teuer, für die alten Mieter ist kein Platz mehr. Der Investor rechnet ihnen vor, dass sie einem Spekulationsgewinn in Millionenhöhe im Wege stehen.

      Helga Dohms ist 82, sie hat nur eine kleine Rente und wohnt seit über 50 Jahren in ihrer Wohnung. Jetzt soll sie ihr Zuhause verlieren. "Was mit uns passiert, passiert in vielen Städten. Eppendorf ist überall", sagt sie. Wer darf bestimmen, wo wir leben und aus welchen Bewohnern sich unsere Stadtviertel zusammensetzen? Der Markt? Die Bürger? Dürfen Eigentümer mit ihren Häusern wirklich machen, was sie wollen?

      Seit über 30 Jahren wohnt das Ehepaar Mönch in einer kleinen Dreizimmerwohnung in Kiel. Dann wurden die städtischen Wohnungen an einen Investor verkauft. Seitdem geht es bergab. Der Investor kassierte die Miete, machte aber nichts an den Gebäuden. Schließlich ging der Eigentümer pleite. Rund 700 Wohnungen sind betroffen. "Wir zahlen unsere Miete jetzt an den Insolvenzverwalter. Wie es weitergeht, wissen wir nicht", sagt das Rentnerehepaar.

      Das Haus wuchert zu, im Erdgeschoss sind die ersten Scheiben eingeschlagen. "Die Firmen investieren in deutsches Beton-Gold, kaufen ganze Wohnblöcke auf. An den Wohnungen wird kaum etwas modernisiert und selbst gesetzliche Sicherheitsauflagen werden nicht erfüllt. Inzwischen haben wir viele Gebäude, die vor sich hin rotten", sagt Jochen Kiersch vom Kieler Mieterverein.

      Der deutsche Wohnungsmarkt driftet auseinander. In den attraktiven Großstädten und ihren Speckgürteln nimmt die Einwohnerzahl ständig zu. Kleine Städte schrumpfen, die ländlichen Gemeinden erst recht. Ökonomen sprechen bereits vom langsamen Verfall vieler Regionen in Ost und West.

      "Die Preise hier sind am Boden", sagt Bürgermeister Walter Lampe, sein Landkreis Goslar ist einer der Landkreise mit der stärksten Bevölkerungsabnahme in Niedersachsen. Bis zu 26 Prozent weniger Einwohner werden es bis 2030 sein, so lauten die Prognosen. Die Immobilien haben bereits ein Drittel an Wert verloren. In den Außenbezirken von Goslar und Clausthal-Zellerfeld stehen immer mehr Geschäfte leer. Und auch immer mehr Wohnhäuser, vor allem alte. Der Bürgermeister unternimmt alles, um seine Gemeinde zu retten.

      Aus der Reihe "45 Min"

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      Donnerstag, 17.04.14
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
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