• 16.03.2013
      12:30 Uhr
      alpha-Campus DOKU Malochen bevor die Muse küsst - Stirbt die Kreativität? | ARD alpha
       

      "Change Management", "Innovation" - das sind Schlüsselbegriffe in vielen Unternehmen, und von diesen Faktoren hängt oft deren Erfolg ab: neue, kreative Ideen, die am Ende der ganzen Gesellschaft zugute kommen. Denn jedes Unternehmen lebt von den Ideen seiner Mitarbeiter - nicht nur derjenigen, die explizit eine "Kreativ-Position" haben. Doch laut einer Studie des Kreativitätsforschers Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla von der Universität Heidelberg haben es "Querdenker" und "Kreative" immer schwerer in den Unternehmen und Organisationen.

      Samstag, 16.03.13
      12:30 - 13:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      "Change Management", "Innovation" - das sind Schlüsselbegriffe in vielen Unternehmen, und von diesen Faktoren hängt oft deren Erfolg ab: neue, kreative Ideen, die am Ende der ganzen Gesellschaft zugute kommen. Denn jedes Unternehmen lebt von den Ideen seiner Mitarbeiter - nicht nur derjenigen, die explizit eine "Kreativ-Position" haben. Doch laut einer Studie des Kreativitätsforschers Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla von der Universität Heidelberg haben es "Querdenker" und "Kreative" immer schwerer in den Unternehmen und Organisationen.

       

      Zu viele und zu langsame Prozesse sowie stark hierarchische Strukturen und die strenge Orientierung nach Kostenfaktoren hemmen den Freiraum, lassen zu wenig Zeit und Raum für die Entfaltung kreativer Ideen.

      Eine Entwicklung, die sich nicht nur in der Arbeitswelt abzeichnet, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Dimension hat. Ob es um innovative Lösungen in ökologischen, politischen oder gesellschaftlichen Fragen geht, oft mangelt es an neuen, frischen Ideen, vieles scheint nur noch ein Weiterführen längst gedachter Modelle zu sein. Denn "Zeit ist Geld", also unterstehen Arbeitsprozesse einem immer engeren Controlling. Da helfen auch viele Kreativitätstechniken nichts, wenn sie nicht eine "Suche nach Neuem ohne Ziel" und auch Fehler zulassen - beides ist elementar für die Schöpfung von neuem.

      Ist in einer Arbeits-Gesellschaft, die auf Effizienz und Produktivität getrimmt ist und die Risiken scheut, überhaupt noch Platz für das "Spinnen" neuer Ideen? Was aktiviert die Kreativität im Menschen? Campus DOKU geht diesen Fragen nach und versucht zu ergründen, wie Strukturen und Prozesse in Unternehmen aussehen müssten, um das kreative Potential der Mitarbeiter zu fördern.

      Was ist Kreativität? "Kreativität" - das ist ein Wort, das man heute nahezu überall liest. Ist nicht jeder kreativ? Gibt es Kriterien, mit denen man bestimmen kann, was und wer "kreativ" ist? Es gibt zahlreiche Definitionen von Kreativität. Dazu kommen unterschiedliche Begriffsauffassungen in populärwissenschaftlichen Publikationen und nicht-wissenschaftlichen Ratgebern. Viele der Definitionen haben Gemeinsamkeiten. Häufig werden Adjektive wie "neu", "originell" oder "ungewöhnlich" verwendet.

      Der Kreativitätsforscher und Ökonom Prof. Dr. Karl-Heinz-Brodbeck definiert Kreativität als etwas von "Neuheit und Wert". Beides muss einer Sache oder einem Prozess zu Eigen sein, damit man von Kreativität sprechen kann. Die Einschätzung des "Wertes" ist aber eine subjektive, sie wird von der jeweiligen gesellschaftlichen Gruppe getroffen.
      Was passiert eigentlich im Gehirn, wenn man kreativ ist?

      Physiologisch gesehen ist Kreativität eine Leistung des menschlichen Gehirns: Hier sind bis zu 1000 Milliarden Nervenzellen aktiv: Jede von ihnen steht im Kontakt mit 10.000 anderen. Das heißt: Wenn Menschen etwas wahrnehmen, wird das im Gehirn sofort gleichzeitig bewertet und mit Erinnerungen verknüpft.

      Dabei arbeitet das Gehirn aber auch sehr effizient: Es gleicht die vielen neuen Eindrücke fortwährend mit gewohnten Annahmen ab, um sie einzuordnen. Kreativität beginnt dann, wenn es gelingt, die gewohnten Muster zu durchbrechen. Denn in einem kreativen Prozess werden Dinge miteinander verknüpft, die vorher nicht miteinander verknüpft waren. Dann fällt einem plötzlich etwas Neues ein. Je mehr Möglichkeiten der Verbindung es gibt, desto kreativer bin ich! Und das heißt, dass Lernen eine Grundvoraussetzung ist, um kreativ zu sein.

      Divergentes bzw. laterales Denken: Mit Kreativität verbinden wir ungewöhnliche und unbekannte Ideen, Gedanken und Lösungen. Die Wahrscheinlichkeit für kreative Einfälle kann erhöht werden, indem gewohnte Denkpfade verlassen und mentale Schranken überwunden werden.

      Divergentes und konvergentes Denken: Für diese Art des Denkens prägte Joy Paul Guilford den Begriff "divergentes Denken". Divergentes Denken bedeutet, sich offen, unsystematisch und experimentierfreudig mit einem Thema oder Problem zu beschäftigen. Das divergente Denken ist das Gegenstück zum konvergenten Denken. Konvergentes Denken beschreibt das gewöhnliche, lineare, streng rational-logische Denken.

      Laterales und vertikales Denken: Eine sehr ähnliche Unterscheidung von kreativem und konventionellem Denkstil macht Edward de Bono. Er gilt als Urheber des Begriffs "laterales Denken". Laterales Denken steht ebenso wie divergentes Denken für offenes, spielerisches Denken über ein Thema. Das Gegenstück ist vertikales Denken und lehnt sich stark am Begriff des konvergenten Denkens an.

      Da beide Begriffspaare von Guilford und de Bono sich stark ähneln, werden sie häufig gleichbedeutend verwendet.

      Denkstile im kreativen Prozess: Im kreativen Prozess spielen sowohl divergentes Denken als auch konvergentes Denken eine Rolle. Kreativitätstechniken und Kreativitätsprozessmodelle versuchen, durch Berücksichtigung beider Denkstile neue, kreative aber auch umsetzbare Ideen zu fördern. Divergentes und konvergentes Denken sind komplementär: sie ergänzen sich, können aber nicht gleichzeitig ausgeführt werden.Wie ist es denn heute um die Kreativität in der Arbeitswelt bestimmt? In unserer modernen Welt scheint es, als ob vor lauter Effizienzdenken oft wenig Platz für die Kreativität Einzelner bleibt. Obwohl Innovationen doch angeblich heiß begehrt sind! Dass nur wenige kreativ am Arbeitsplatz sein können, belegt eine Studie des Kreativitäts-Instituts IQudo von 2010 unter rund 500 Arbeitnehmern in Deutschland: Nur 6,4 Prozent können in ihrem Unternehmen kreativ sein! Als Grund nannten die Befragten an erster Stelle Stress. Jeder Siebte gab auch an, dass die Unternehmensführung Kreativität gar nicht wünsche. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Die meisten Menschen kommen außerhalb der Arbeit auf Ideen: in der Badewanne, beim Duschen, oder in Bewegung - beim Joggen und Spazierengehen.

      Kreativitätsmethoden - helfen sie? Immer mehr Studien kommen zu der Erkenntnis, dass Menschen alleine auf bessere Gedanken und Ideen kommen als in der Gemeinschaft. Dennoch sind Methoden wie das Brainstorming, das Alex Osborn vor rund fünfzig Jahren erfunden hat, weit verbreitete Methoden in den meisten Unternehmen. Es handelt sich meist um sogenannte "intuitive Methoden", denn sie sollen das Unterbewusste aktivieren und möglichst viele Ideen in kurzer Zeit generieren.

      Diese Methoden reichen aber sicherlich nicht aus, um die Kreativität jedes Mitarbeiters fest in die Arbeitsplanungen und -Prozesse einzubringen und das Potential für Innovationen zu generieren. Methoden wie die "Scrum"-Methode (aus dem engl. "Gedränge") sind hierfür wirksamere Mittel.

      Die "Scrum"-Technik: Die Scrum-Methode zielt darauf ab, Arbeitsprozesse zu verändern. Einmal, indem die Kreativität aller Mitarbeiter in einen Entwicklungsprozess einbezogen wird. Und zum anderen durch schrittweise Arbeitsphasen, die Veränderungen zulassen, das sogenannte "iterative Arbeiten". Damit werden Arbeitsprozesse flexibler und: Das Unternehmen damit kreativer. Das ist die Idee von "Scrum": Die traditionelle Befehls- und Kontrollorganisation in Unternehmen wird ersetzt. Die Arbeitsteams bekommen lediglich Zielvorgaben. Für die Umsetzung sind sie alleine verantwortlich. So bekommen die Mitarbeiter den nötigen Freiraum, um ihr Wissen und ihre Kreativität voll einzubringen.

      Neu dabei ist, dass jeder Mitarbeiter aus jedem Bereich an der Entwicklung eines Produktes beteiligt ist. Jeder übernimmt dabei eine bestimmte Rolle: Vom Kunden über den Entwickler bis zum Qualitätsmanager und Moderator. Jeder bringt sich ein - aus der Sicht seiner jeweiligen Rolle.

      Die Arbeits- und Planungsphasen sind zyklisch und immer auf zwei Wochen angelegt - damit kann ein Unternehmen bei einer Produktentwicklung auf die Veränderungen am Markt schnell reagieren. Die Teams machen nach den zweiwöchigen "Sprints", also den Arbeitszyklen, eine gemeinsame Review und überlegen zusammen, wie sie weiterarbeiten - ohne Kontrolle durch übergeordnete Manager. Die Führungskräfte lenken die Prozesse also nicht mehr, sie haben eine neue Rolle in dem Prozess: Den richtigen Rahmen zu schaffen, damit sich Kreativität entfalten kann. Dabei können sich die Mitarbeiter selbst organisieren und in einem kreativen Freiraum die Produktziele gemeinsam umsetzen. Das kreative Potential jedes Mitarbeiters wird so zu einem unerlässlichen Erfolgsfaktor für das ganze Unternehmen. Kreativität erhält wieder einen großen Stellenwert, das motiviert und führt zu besseren Ergebnissen: eine Win-Win Situation für alle.

      alpha-Campus ist Fernsehen für junge, neugierige Menschen, die wissen wollen, wie, warum und wohin sich unsere Welt entwickelt. Campus sendet viermal wöchentlich in drei Formaten: Campus DOKU macht Entdeckungsreisen dorthin, wo sich Zukunftsfragen der Gesellschaft entscheiden und zeigt, welche Antworten Forscher geben. Campus VORLESUNG greift die spannendsten Themen der Zeit auf und gibt Wissenschaftlern den Raum, ihre Erkenntnisse zu erklären. Das Campus Hochschulmagazin bringt als einziges regelmäßiges Hochschul-Format im deutschen Fernsehen Transparenz und Übersicht in die verschlungene Campus-Welt.

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