• 24.11.2017
      23:00 Uhr
      Nachtcafé Abschied vom Auto - Ende einer Liebesbeziehung? | SWR Fernsehen RP
       

      Das Auto ist des Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel. Aber es ist noch viel mehr als das: Der Inbegriff von Unabhängigkeit und Freiheit. Aktuell sind mehr als 45 Millionen PKW in Deutschland zugelassen. Autos, die Mobilität garantieren, aber auch Autos, die Straßen verstopfen, Staus und Unfälle verursachen, ebenso Verkehrslärm und Luftverschmutzung. Eine Gefahr für die Gesundheit. Doch es gibt Alternativen: Elektroautos, Carsharing-Modelle, öffentliche Verkehrsmittel. Ist das eigene Auto heute also überhaupt noch notwendig? Steht es vor dem Aus? Und wie wird sich der Mensch in Zukunft fortbewegen?

      Freitag, 24.11.17
      23:00 - 00:30 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Das Auto ist des Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel. Aber es ist noch viel mehr als das: Der Inbegriff von Unabhängigkeit und Freiheit. Aktuell sind mehr als 45 Millionen PKW in Deutschland zugelassen. Autos, die Mobilität garantieren, aber auch Autos, die Straßen verstopfen, Staus und Unfälle verursachen, ebenso Verkehrslärm und Luftverschmutzung. Eine Gefahr für die Gesundheit. Doch es gibt Alternativen: Elektroautos, Carsharing-Modelle, öffentliche Verkehrsmittel. Ist das eigene Auto heute also überhaupt noch notwendig? Steht es vor dem Aus? Und wie wird sich der Mensch in Zukunft fortbewegen?

       

      Das Auto ist des Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel. Aber es ist noch viel mehr als das: treuer Begleiter, Familienmitglied, Statussymbol, Objekt der Begierde. Ganze Generationen fieberten auf den 18. Geburtstag hin, auf den Führerschein und das eigene Auto, den Inbegriff von Unabhängigkeit und Freiheit. Aktuell sind mehr als 45 Millionen PKW in Deutschland zugelassen. Autos, die die Menschen zur Arbeit fahren, die Kinder zum Sportverein bringen und die Wocheneinkäufe transportieren. Autos, mit denen man einen aufregenden Wochenend-Trip gestaltet oder auch Langstrecken in den Urlaub bestreitet. Aber auch Autos, die Straßen verstopfen, Staus und Unfälle verursachen und die Menschen mit Verkehrslärm und Luftverschmutzung belasten. Das Umweltbundesamt meldet bedenkliche Feinstaubwerte für weite Teile der Republik. In Stuttgart wurde sogar eine Stickoxid-Belastung gemessen, die den Grenzwert um mehr als das Doppelte überschritten hatte. Eine Gefahr für die Gesundheit. Doch es gibt Alternativen. Umweltfreundliche Elektro-Autos sind inzwischen markttauglich und werden ständig weiterentwickelt. Car-Sharing-Modelle werden immer zahlreicher. Neben dem Fahrrad bringen auch die öffentlichen Verkehrsmittel die Menschen ans Ziel. Ist das eigene Auto heute also überhaupt noch notwendig? Hat diese Liebesbeziehung eine Zukunft oder steht sie vor dem Aus? Und wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen?

      Als Formel1-Rennfahrer hatte Heinz-Harald Frentzen Benzin im Blut. Doch als der Vize-Weltmeister das umweltschädliche Image des Motorsports erkannte, handelte er: Mit Hybridfahrzeugen leistete Frentzen Pionierarbeit im Rennsport und ist auch privat auf E-Mobilität umgestiegen: "Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass mein Auto mit Strom fährt, der von der Sonne kommt."

      Bereits seit seiner Kindheit schwärmt Toni Gräff für die Automarke Jaguar. Inzwischen besitzt er zehn Oldtimer, die er liebevoll hegt und pflegt. Eher würde der Pfälzer sein Haus verkaufen, als sich von einem seiner Schätze zu verabschieden. Denn für "Jaguar-Toni" sind sie mehr als nur Autos: "Diese Fahrzeuge spürt und hört man, die riecht und erlebt man."

      Auch Silvana Joppich liebt Autos und hat aus ihrer Begeisterung einen Beruf gemacht: "Autoverkaufen ist für mich eine Leidenschaft, weil man den Menschen damit etwas Gutes tut", stellt die Berlinern fest. Sie weiß genau, worauf Männer und Frauen bei Autos Wert legen und ist überzeugt davon, dass sich die Menschen noch lange nicht vom Auto verabschieden müssen.

      Heinrich Strößenreuther lebt bereits ein Leben ohne Auto. Und ärgert sich als leidenschaftlicher Fahrradfahrer über das Vorrecht der Autos in deutschen Städten: "Als Radfahrer ist man ein Verkehrsteilnehmer dritter Klasse." Damit sich das ändert, kämpft er für fahrradfreundliche Städte und brachte mit einer Initiative in Berlin das erste Fahrradgesetz Deutschlands auf den Weg.

      Für die Landwirtin Monika Schnaiter ist ein Abschied vom eigenen Auto unvorstellbar. Doch ist es für sie weniger eine Liebesbeziehung als eine Zweckehe. Denn sie lebt mit ihrer Familie auf einem Hof, vier Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Sie ist angewiesen aufs Auto. Bus und Bahn können da nicht mithalten. Für die Schwäbin steht fest: "Das Auto ist alternativlos hier."

      Die Liebesbeziehung zwischen den Deutschen und ihren Autos kann Klaus Gietinger nicht nachvollziehen. Denn er hasst Autos und würde sie am liebsten sofort abschaffen. Autos machen Lärm, verpesten die Umwelt und kosten Millionen Menschenleben, so der Regisseur und Autor. Deshalb mahnt er: "Diese Massenvernichtungswaffe muss unschädlich gemacht werden."

      Dass von Autos tödliche Gefahr ausgehen kann, musste Thomas Gsella auf tragische Weise erfahren: Seine Schwester und seine Nichte wurden Opfer eines Autobahnrasers, der mit 200 km/h den Kleinwagen der beiden Frauen rammte. "Da wirkt Gewalt ein, das ist ein Tod wie im Krieg", stellt der Schriftsteller fest und fordert deshalb ein Tempolimit auf Autobahnen.

      Als Mobilitätsforscher und Sozialwissenschaftler weiß Dr. Weert Canzler, warum das Auto einen so hohen Stellenwert für die Deutschen hat und wie schwer ihnen ein Abschied fallen würde. Doch er warnt: "Wir können nicht weitermachen wie bisher." Gleichzeitig klärt er darüber auf, welche Alternativen es schon heute zum Auto gibt und wie sich die Menschen in Zukunft fortbewegen werden.

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