• 28.11.2015
      11:45 Uhr
      Nachtcafé Keine Angst - Menschen mit Courage! | SWR Fernsehen RP
       

      Erst die Flüchtlingskrise, dann die Terror-Gefahr. Selten waren wir so verunsichert wie in diesen Wochen. Das Nachtcafé zeigt diese Woche Menschen, die sich ohne Furcht für eine offene und freie Gesellschaft einsetzen. Immer mehr, die sich für eine Willkommenskultur aussprechen und sich in der Flüchtlingskrise engagieren, werden zur Zielscheibe rechter Gewalt. Gerade in diesen Zeiten braucht es Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen. Menschen, die mit Mut, Kreativität und Überzeugung starke Signale setzen für eine demokratische und tolerante Gesellschaft.

      Samstag, 28.11.15
      11:45 - 13:15 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      Dolby HD-TV

      Erst die Flüchtlingskrise, dann die Terror-Gefahr. Selten waren wir so verunsichert wie in diesen Wochen. Das Nachtcafé zeigt diese Woche Menschen, die sich ohne Furcht für eine offene und freie Gesellschaft einsetzen. Immer mehr, die sich für eine Willkommenskultur aussprechen und sich in der Flüchtlingskrise engagieren, werden zur Zielscheibe rechter Gewalt. Gerade in diesen Zeiten braucht es Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen. Menschen, die mit Mut, Kreativität und Überzeugung starke Signale setzen für eine demokratische und tolerante Gesellschaft.

       

      Erst die Flüchtlingskrise, dann die Terror-Gefahr. Selten waren wir so verunsichert wie in diesen Wochen. Das Nachtcafé zeigt diese Woche Menschen, die sich ohne Furcht für eine offene und freie Gesellschaft einsetzen. Die Attentate von Paris und die Terrordrohung beim Fußballspiel in Hannover haben Deutschland verändert.

      Terroristen, die mit ihren politisch motivierten Taten in unser ziviles Leben eingreifen und Politiker, die mit populistischen Forderungen Ängste schüren das hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Freiheit und Offenheit einer Gesellschaft.

      Seit der Nacht von Paris werden auch Stimmen lauter, die die Themen Terrorismus und Flüchtlingspolitik gleichsetzen. Undemokratisches Gedankengut wird in unserer Gesellschaft zunehmend salonfähig, so scheint es. Gruppen mit einer nationalistischen Weltanschauung und Parteien am rechten Rand profitieren davon und befördern den Hass.

      Immer mehr, die sich für eine Willkommenskultur aussprechen und sich in der Flüchtlingskrise engagieren, werden zur Zielscheibe rechter Gewalt. Gerade in diesen Zeiten braucht es Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen. Menschen, die zeigen, dass nicht Hetze die Antwort auf die Gefahren dieser Tage ist. Menschen, die mit Mut, Kreativität und Überzeugung starke Signale setzen für eine demokratische und tolerante Gesellschaft.

      Unsere Gäste:

      Der Journalist Helmut Schümann wurde Ende Oktober hinterrücks nieder-geschlagen, nachdem er im Tagesspiegel eine kritische Kolumne zur Stimmung im Land veröffentlicht hatte. Die Rufe der Pegida-Anhänger gegen Flüchtlinge und die sogenannte Lügenpresse machen ihn nachdenklich: Dieses bedenkenlose Gerede hat auf einmal gesellschaftlichen Konsens gefunden. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und schreibe weiter dagegen an.

      Auch Markus Müller macht sich Sorgen über die zunehmende fremdenfeindliche Stimmung im Land. Gemeinsam mit seinen 120 Mitarbeitern setzte der Intendant des Mainzer Staatstheaters deshalb ein Zeichen. Die Künstler sangen mit Beethovens Ode an die Freude gegen die AfD-Kundgebung auf dem Platz vor dem Theater an. Das war eine Botschaft der Vielfalt, der Offenheit, dass alle willkommen sind in unserem Land! Aufgrund der Störung einer angemeldeten Kundgebung sieht er sich nun jedoch mit einer Strafanzeige konfrontiert.

      Mit wüsten Beschimpfungen und Morddrohungen musste Markus Nierth und seine Familie monatelang leben. Als ehrenamtlicher Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt setzte er sich für die Offenheit gegenüber Flüchtlingen ein. Als eine Pegida-Demo vor seinem Haus enden sollte, zog er die Reißleine. Seinen Überzeugungen blieb er jedoch bis heute treu. So zog bei Familie Nierth erst kürzlich eine afghanische Familie ein. Ich kann nicht anders agieren, auch wenn es die Angst gibt. Ich kann mich doch nicht selbst verraten.

      Die Flüchtlingssituation im Land und die derzeitige Angst vor Terroranschlägen führen bei vielen zu Unsicherheit, sagt der Sozialpsychologe und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Wagner. Dabei bestehe die Gefahr, dass diffuse Ängste in Hass und Gewalt umschlagen. Er warnt vor starken Vereinfachungen: Dies kann dazu führen, dass Terroristen und Flüchtlinge in einen Topf geworfen werden. Das kann den Frieden in unserer Gesellschaft sehr verändern. Aber genau das ist ja das Ziel dieser terroristischen Akte.

      Schockierende Meldungen über Terror-Anschläge wie jüngst in Paris reißen bei Renate Martinez alte Wunden auf. Sie hat das Oktoberfestattentat 1980 in München überlebt. Auch wenn sie von Beginn an mutig nach vorne schaute, vergisst sie nicht, was sie damals erlebt hat. Alleine durch meine körperlichen Einschränkungen werde ich jeden Tag daran erinnert , sagt Martinez, die noch immer Bombensplitter im Körper hat.

      Ruth Kinet hat viele Jahre mit ihrer Familie in Israel gelebt. Ein Land, in dem die Angst vor Anschlägen und Raketen-Angriffen zum Alltag gehören. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Dauerpräsenz von Polizei und Militär jedoch zur Gewohnheit und veränderte ihr Bewusstsein: Ein Anblick, an den wir uns in unseren Städten auch gewöhnen müssen , ist Kinet überzeugt: Die Sicherheit, in der wir uns in Deutschland wähnen, ist eine Illusion.

      Als Dunja Khoury die Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs auf die Zivilbevölkerung sah, flog die junge Studentin mit syrischen Wurzeln an die türkisch-syrische Grenze, um dort traumatisierten Kindern und Erwachsenen zu helfen. Die direkte Konfrontation mit dem Leiden der Menschen ist für mich immer wieder eine intensive Erfahrung. In den Nachrichten wird das nicht so gezeigt, wie ich es dort erlebt habe , sagt Khoury die gerade wieder von einem ihrer Hilfseinsätze zurückgekehrt ist.

      Der Straßenmusiker Davide Martello wünscht sich Frieden auf der Welt. Dafür spielt er mit seinem Flügel immer wieder an Orten, wo Leid oder Trauer herrschen: Inmitten politischer Unruhen, umringt von Hooligans oder jüngst für die trauernden Menschen in Paris, die nur wenige Stunden zuvor vom Terror getroffen wurden. Wenn Worte nicht antworten können und es politisch keine Lösung gibt, dann muss es die Musik tun.

      Das Nachtcafé ist keine Arena für Exhibitionisten und Voyeure. Zynismus und Krokodilstränen haben keinen Platz, wohl aber Menschen aller Art, die den Zuschauern etwas zu erzählen haben.

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