• 23.10.2017
      06:20 Uhr
      Sehen statt Hören Wochenmagazin für Hörgeschädigte | MDR FERNSEHEN
       

      Thema: Für Nachwelt & Wissenschaft - Lebensgeschichten sammeln

      Wie lebte man vor 60, 70, 80 Jahren? Die historische und politische Geschichte ist längst notiert – doch mindestens genauso spannend sind die Alltagschroniken, also die Geschichten darüber, wie die Menschen ihr Leben gelebt und empfunden haben. Diese Lebensgeschichten werden derzeit von der Uni Göttingen gesammelt – und wissenschaftlich ausgewertet. Eine Menge gehörlose Senioren haben sich schon beteiligt. Erinnerungen an eine Zeit, die lange zurückliegt – an eigene Schicksalsschläge, aber natürlich auch an gute Zeiten.

      Montag, 23.10.17
      06:20 - 06:50 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Thema: Für Nachwelt & Wissenschaft - Lebensgeschichten sammeln

      Wie lebte man vor 60, 70, 80 Jahren? Die historische und politische Geschichte ist längst notiert – doch mindestens genauso spannend sind die Alltagschroniken, also die Geschichten darüber, wie die Menschen ihr Leben gelebt und empfunden haben. Diese Lebensgeschichten werden derzeit von der Uni Göttingen gesammelt – und wissenschaftlich ausgewertet. Eine Menge gehörlose Senioren haben sich schon beteiligt. Erinnerungen an eine Zeit, die lange zurückliegt – an eigene Schicksalsschläge, aber natürlich auch an gute Zeiten.

       

      Wie lebte man vor 60, 70, 80 Jahren? Die historische und politische Geschichte ist längst notiert – doch mindestens genauso spannend sind die Alltagschroniken, also die Geschichten darüber, wie die Menschen ihr Leben gelebt und empfunden haben. Diese Lebensgeschichten werden derzeit von der Uni Göttingen gesammelt – und wissenschaftlich ausgewertet. Eine Menge gehörlose Senioren haben sich schon beteiligt.

      Gehörlose Frauen wurden im Dritten Reich zwangssterilisiert, manchmal wurden sogar Zwangsabtreibungen vorgenommen. In den Gehörlosenschulen wurde keine Gebärdensprache verwendet, lange Zeit war sie sogar verboten. Nach dem Mauerbau gab es nur noch wenig Schokolade im Osten, dafür soziale Ordnung. Und: gehörlose Kinder wurden häufig von hörenden Kindern verspottet. Die Erinnerungen an eine Zeit, die lange zurückliegt – an eigene Schicksalsschläge, aber natürlich auch an gute Zeiten: An der Universität Göttingen gibt es ein Gebärdensprach-Team, das zu gehörlosen Senioren in ganz Deutschland fährt und solche Geschichten sammelt. Lebensgeschichten – lebendige Geschichten.

      Doch es ist mehr, als eine reine Geschichtensammlung: Die Informationen verwendet die Universität auch für die Forschung. Wie hat sich die Gehörlosengesellschaft entwickelt? Was sind die Aufgaben der Gehörlosenvereine – auch im Wandel der Zeit? Und vor allem: Wie hat sich die Gebärdensprache in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Es gibt viele verschiedene Fragen, mit denen man das gesammelte und archivierte Material auswerten kann. Die Interviews sind aktuell und doch auch für später wichtig.

      Inzwischen wurden schon zahlreiche Interviews gesammelt, die nun wissenschaftlich ausgewertet werden. Betrachtet wird zum einen aus kultureller und geschichtlicher Sicht, besonders aber aus linguistischer, sprachwissenschaftlicher Sicht.

      Doch nicht nur in Göttingen ist man mit den Senioren-Interviews befasst: Es gibt eine Kooperation mit sieben Universitäten in ganz Europa – und auch hier werden Interviews mit der gleichen Zielsetzung gefilmt. Ziel für dieses Jahr ist es, die Videoaufnahmen fertig auszuwerten. Im nächsten Jahr soll es dann eine Ausstellung in Göttingen geben, bei der sich interessierte Besucher über die Arbeit und Forschung im Rahmen des Projekts informieren können. Auch nach Hamburg, Berlin und andere Städte soll diese Ausstellung anschließend wandern. Ein weiteres Ziel: Eine Homepage mit einem „Atlas der Gebärdensprachen“. Darin sollen alle Gebärdensprachen weltweit erfasst und ihre jeweilige Grammatik beschrieben werden. Und jeder kann die Ergebnisse einsehen.

      Willkommen bei "Sehen statt Hören" - der einzigen Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln. Zielpublikum sind vor allem die etwa 300.000 gehörlosen, spätertaubten oder hochgradig schwerhörigen Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bundesrepublik, die ein solches Programm benötigen, das ihren Kommunikationsbedürfnissen entspricht und ihnen optimale Verständlichkeit ermöglicht, aber auch alle anderen, die sich von den Themen und der ungewöhnlichen Machart angesprochen fühlen.

      In wöchentlich 30 Minuten bringt das vom BR produzierte und in allen Dritten Programmen ausgestrahlte Magazin Informationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Arbeitswelt, Familie, Freizeit, Sport über Kunst, Kultur, Bildung, Geschichte bis hin zu politischen, sozialen, rechtlichen und behindertenspezifischen Themen.

      Wird geladen...

programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.03.2024