• 30.10.2014
      23:30 Uhr
      Menschen hautnah: Die Aufrechten Handeln statt Schweigen | WDR Fernsehen
       

      Inge Bultschnieder liegt im Krankenhaus, als sie von katastrophalen Umständen in ihrer Stadt erfährt. Im Nachbar-Bett liegt nämlich Katya. Krank und völlig entkräftet ist die junge Bulgarin an ihrem Arbeitsplatz zusammengebrochen, und das nicht zum ersten Mal. Jetzt kann sie einfach nicht mehr, muss in der Klinik aufgepäppelt werden. Doch auf ihre Krankmeldung folgt der Rausschmiss. Katya arbeitet für die Fleischindustrie. Inge Bultschnieder ist erschüttert und empört. So geht das nicht weiter, beschließt sie und gründet eine Interessengemeinschaft. "Menschen hautnah" hat sie ein Jahr lang begleitet.

      Donnerstag, 30.10.14
      23:30 - 00:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Inge Bultschnieder liegt im Krankenhaus, als sie von katastrophalen Umständen in ihrer Stadt erfährt. Im Nachbar-Bett liegt nämlich Katya. Krank und völlig entkräftet ist die junge Bulgarin an ihrem Arbeitsplatz zusammengebrochen, und das nicht zum ersten Mal. Jetzt kann sie einfach nicht mehr, muss in der Klinik aufgepäppelt werden. Doch auf ihre Krankmeldung folgt der Rausschmiss. Katya arbeitet für die Fleischindustrie. Inge Bultschnieder ist erschüttert und empört. So geht das nicht weiter, beschließt sie und gründet eine Interessengemeinschaft. "Menschen hautnah" hat sie ein Jahr lang begleitet.

       

      Inge Bultschnieder liegt im Krankenhaus, als sie von katastrophalen Umständen in ihrer Stadt erfährt. Im Nachbar-Bett liegt nämlich Katya. Krank und völlig entkräftet ist die junge Bulgarin an ihrem Arbeitsplatz zusammengebrochen, und das nicht zum ersten Mal. Jetzt kann sie einfach nicht mehr, muss in der Klinik aufgepäppelt werden. Doch auf ihre Krankmeldung folgt der Rausschmiss. Katya arbeitet für die Fleischindustrie.

      Die "Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG" ist der größte Fleischverarbeitungsbetrieb Europas und beschäftigt allein in Rheda-Wiedenbrück neben 2.500 Festangestellten rund 3.500 Menschen aus Ländern wie Polen, Bulgarien und Rumänien. Die meisten davon nicht in direkter Anstellung, sondern über so genannte Werkverträge mit Subunternehmern, die ihren Sitz in osteuropäischen Ländern haben. Katyas Arbeitgeber ist also nicht Tönnies, sondern der Subunternehmer, der wiederum nach den Gesetzen seines Herkunftslandes anstellt und handelt. Das ist zwar legal, bedeutet aber für Menschen wie Katya: Bezahlung mit Billiglöhnen, meist schlechte und überteuerte Unterkünfte, extremer Arbeitsdruck, bei Widerspruch oder Krankheit sofortige Entlassung und Rückkehr in die Heimat.

      Inge Bultschnieder ist erschüttert und empört. So geht das nicht weiter, beschließt sie: "Tönnies muss daran was ändern!". Innerhalb kurzer Zeit trommelt sie weitere aufrechte Bürger der Stadt zusammen und gründet mit ihnen die Interessensgemeinschaft "Werk-Fair-Träge", um die osteuropäischen Arbeiter zu unterstützen und öffentlichen Druck auf Unternehmer Clemens Tönnies und die politischen Verantwortlichen der Stadt zu machen.

      Die 42-Jährige vermutet: "Denen gefällt das nicht. Die werden uns attackieren, wo sie können. Aber sollen sie ruhig, wir werden täglich mehr und hören nicht mehr auf!" Wir, das ist sie selbst: Mutter von zwei Töchtern im Teenie-Alter, Marathonläuferin, selbstständige Bäckerin mit Marktstand, verheiratet mit Heinz, einem Angestellten bei Tönnies, der das Engagement seiner Frau nicht ohne Sorge beobachtet. Inge Bultschnieders erste und wichtigste Mitstreiterin ist Almuth Stork, Ärztin für Allgemeinmedizin in Rheda-Wiedenbrück. Schon seit Jahren muss sie in ihrer Praxis immer wieder Menschen behandeln, die durch die Arbeitsbedingungen im Schlachtbetrieb krank und ausgelaugt sind. Jetzt will auch sie nicht mehr schweigen, sondern zupacken.

      Aber wie kämpft man gegen solche Ungerechtigkeit? Keiner von ihnen hat damit Erfahrung. Also wollen sie als erstes auf die Straße: Ein Marsch mit Fackeln und Glocken zum Fleisch-Werk, um Unternehmer Clemens Tönnies "wachzurütteln". Sie hoffen auf 400 Teilnehmer und träumen von mehr als 1.000. Werden sie in dieser konservativen Stadt wirklich so viele dafür gewinnen können? Um Menschen aus Osteuropa zu unterstützen gegen einen der Mächtigsten hier?

      Es gibt erste Anzeichen der Annäherung. Ein runder Tisch wird mit der Absicht gegründet, die Wohn- und Arbeitsbedingungen der Werkvertragsarbeiter zu verbessern. Doch wird daraus mehr entstehen als reine Lippenbekenntnisse? Oder wird sich etwas bewegen im Land der geschlachteten Schweine? Wie lange halten "die Aufrechten" ihren Protest durch und welchen persönlichen Preis müssen sie dafür vielleicht in Kauf nehmen? "Menschen hautnah" hat sie ein Jahr lang begleitet.

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