• 22.10.2011
      15:30 Uhr
      Endstation Almanya Vor 50 Jahren kamen die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland - Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard - Horizonte | hr-fernsehen
       

      Als Mehmet Ali Zaimoglu 1961 am Frankfurter Hauptbahnhof aus dem Zug stieg, hatte er nur einen Koffer und die Adresse seines zukünftigen Arbeitgebers in der Hand.

      Samstag, 22.10.11
      15:30 - 16:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      VPS 16:30
      Stereo

      Als Mehmet Ali Zaimoglu 1961 am Frankfurter Hauptbahnhof aus dem Zug stieg, hatte er nur einen Koffer und die Adresse seines zukünftigen Arbeitgebers in der Hand.

       

      Der Rest war Heimweh und ein schlechtes Gewissen, Frau und drei Kinder in Anatolien zurückgelassen zu haben. So blieb ihm nur die Hoffnung, rasch mit dem verdienten Geld zu ihnen zurückzukehren.

      Auch Lütfiye Rona dachte nie daran, sich für immer in Deutschland niederzulassen, als sie als junge Frau vor 50 Jahren von Istanbul aus alleine nach Deutschland aufbrach. Zunächst arbeitete sie in der Schokoladenfabrik Sarotti in Hattersheim, später 30 Jahre als Krankenschwester in Frankfurt. Sie gründete eine Familie. Ihre drei Kinder und fünf Enkel leben heute in Hessen. Heute ist Lütfiye Rona 80 Jahre alt - eine agile und moderne Frau, die ihre Verbundenheit zur türkischen Heimat und zur islamischen Religion nie verloren hat. Sie pendelt wie viele Gastarbeiter der ersten Generation zwischen Deutschland und der Türkei, engagiert sich ehrenamtlich in beiden Ländern.

      Wenn Mehmet Ali Zaimoglu heute auf 50 Jahre Leben in Deutschland zurückblickt, empfindet er vor allem Dankbarkeit. "Für mich ist es gut gelaufen", sagt der 73-jährige Rentner - wohl wissend, dass es vielen Landsleuten anders erging. Mit offenen Armen wurde der damals 23-jährige Gastarbeiter empfangen, schloss schnell Freundschaften. Als Türke war er ein willkommener Exot. Die Frauen flogen auf den smarten, schüchternen Mann. Die Arbeitsbedingungen als Elektriker waren besser als erträumt. So fällt es dem gläubigen Moslem heute auch leicht, sich zu "seiner" Stadt Offenbach zu bekennen: Familie und Enkelkinder leben hier. Seinen Lebensabend möchte er in Deutschland verbringen, nur begraben werden möchte er dann doch in der Türkei.

      Die Geschichten von Mehmet Ali Zaimoglu und Lütfiye Rona stehen stellvertretend für die Migrationsgeschichte der türkischen Gastarbeiter in Hessen. Es sind aber auch Geschichten der deutschen Nachkriegsgesellschaft, die auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen, jedoch auf Menschen mit einer anderen Kultur und Religion nicht eingestellt war. Heute, 50 Jahre nach dem ersten Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei, erzählen diese Geschichten, wie Deutschland zu dem wurde, was es heute ist - mit all seinen Integrationsdebatten und Deutsch-Türken, die aus Deutschland nicht mehr wegzudenken sind.

      Ein Film von Ilyas Meç und Emel Korkmaz

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