• 27.07.2016
      14:00 Uhr
      Der Imam und die Knackis ARD alpha
       

      Am Anfang ist so mancher Häftling irritiert: Ist der kumpelhafte Typ, der stets für einen Scherz zu haben ist, am Ende doch einer von ihnen, also ein Knastbruder? Spätestens wenn dieser aber abends aus dem Gefängnis herausspaziert, wird auch dem Neuankömmling klar, dass es sich bei Mustafa Cimsit um den Imam handelt, der aus beruflichen Gründen im Knast ist. Seit drei Jahren arbeitet Mustafa Cimsit im Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim als Seelsorger für die muslimischen Gefangenen. Es sind die Gestrandeten der Gesellschaft, die Kriminellen, die Radikalen, um die sich der 42-jährige Islamwissenschaftler kümmert.

      Mittwoch, 27.07.16
      14:00 - 14:30 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      Am Anfang ist so mancher Häftling irritiert: Ist der kumpelhafte Typ, der stets für einen Scherz zu haben ist, am Ende doch einer von ihnen, also ein Knastbruder? Spätestens wenn dieser aber abends aus dem Gefängnis herausspaziert, wird auch dem Neuankömmling klar, dass es sich bei Mustafa Cimsit um den Imam handelt, der aus beruflichen Gründen im Knast ist. Seit drei Jahren arbeitet Mustafa Cimsit im Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim als Seelsorger für die muslimischen Gefangenen. Es sind die Gestrandeten der Gesellschaft, die Kriminellen, die Radikalen, um die sich der 42-jährige Islamwissenschaftler kümmert.

       

      Am Anfang ist so mancher Häftling irritiert: Ist der kumpelhafte Typ, der stets für einen Scherz zu haben ist, am Ende doch einer von ihnen, also ein Knastbruder? Spätestens wenn dieser aber abends aus dem Gefängnis heraus spaziert, wird auch dem Neuankömmling klar, dass es sich bei Mustafa Cimsit um den Imam handelt, der aus beruflichen Gründen im Knast ist. Seit drei Jahren arbeitet Mustafa Cimsit im Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim als Seelsorger für die muslimischen Gefangenen. Es sind die Gestrandeten der Gesellschaft, die Kriminellen, die Radikalen, um die sich der 42-jährige Islamwissenschaftler kümmert.

      Seine lockere Art hilft ihm, leichter Zugang zu den Häftlingen zu bekommen. So war das auch bei Hasan K.: Als der 25-jährige schüchterne Mann wegen schweren Raubes ins Gefängnis kam, kümmerten sich die Salafisten um ihn und boten ihm in dieser schwierigen Situation Hilfe an. Hasan fand bei den salafistischen Gefangenen Anerkennung und eine Art Ersatzfamilie. Die Salafisten sind nun mal auch im Gefängnis diejenigen, die ihre Werte und Ideologie am entschiedensten präsentieren , sagt Cimsit.

      Das beeindrucke gerade Neuankömmlinge. Die seien dann für die Extremisten leichte Beute. Das habe oft schon dazu geführt, dass einige als Kleinganoven ins Gefängnis kamen und es als religiöse Extremisten wieder verlassen hätten. Das will der Imam verhindern: Mit fast schon missionarischem Eifer kümmert sich Cimsit um die muslimischen Gefangenen. Der Imam hält im Gefängnis jede Woche das Freitagsgebet, bietet Gesprächskreise an, ist Ansprechpartner und Ratgeber, nicht nur in religiösen Belangen.

      Denn der Kampf um die Deutungshoheit des Korans wird schon seit Längerem auch in deutschen Gefängnissen geführt. Nicht viele kennen den Koran wirklich, aber sie werfen mit Versatzstücken um sich, und das ist sehr gefährlich , sagt Cimsit. Zumal so mancher Gefangene versuche, seine kriminellen Taten religiös zu begründen, um sich so der moralischen Verantwortung zu entledigen.

      Spätestens da versteht der Imam aber keinen Spaß mehr: Am Ende muss jeder Einzelne sein Handeln vor Allah verantworten , ist die Botschaft seiner Predigten. Bei Hasan und dem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Ömer hat er damit kleine Erfolge erzielen können. Denn in Cimsit haben sie nicht nur einen Zuhörer, sondern auch einen kritischen Koranexperten gefunden, der es nicht durchgehen lässt, dass kriminelle Handlungen mit dem Verweis auf den Koran gerechtfertigt werden.

      Im Gegensatz zu seinen katholischen oder evangelischen Kollegen, die täglich die Gefangenen betreuen können, stehen Cimsit für diese Arbeit gerade mal 16 Stunden in der Woche zur Verfügung. Obwohl mittlerweile mehr als ein Viertel der Gefangenen in deutschen Gefängnissen Muslime sind, ist ihre Seelsorge immer noch ein Provisorium, das auf das Wohlwollen von Behörden und das Engagement von Menschen wie Cimsit angewiesen ist.

      Der Film von Ilyas Meç begleitet den muslimischen Gefängnis-Seelsorger Mustafa Cimsit bei seiner Arbeit, gewährt Einblicke in die Welt muslimischer Straftäter, in der religiöse Eiferer versuchen, das Zepter in die Hand zu nehmen, und zeigt, was ein engagierter Theologe dem entgegensetzen kann.

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