• 27.02.2015
      23:00 Uhr
      Nachtcafé - Gäste bei Michael Steinbrecher Thema: Das geplante Kind | SWR Fernsehen BW
       

      Gäste:

      • Zoë Jenny, Schriftstellerin
      • Sabine Antoni
      • Dr. Jörg Puchta, Reproduktionsmediziner
      • Prof. Dr. Giovanni Maio, Medizinethiker
      • Dorothea Meyer
      • Marianne Neeb
      • Johannes Zeller

      Freitag, 27.02.15
      23:00 - 00:30 Uhr (90 Min.)
      90 Min.
      Stereo

      Gäste:

      • Zoë Jenny, Schriftstellerin
      • Sabine Antoni
      • Dr. Jörg Puchta, Reproduktionsmediziner
      • Prof. Dr. Giovanni Maio, Medizinethiker
      • Dorothea Meyer
      • Marianne Neeb
      • Johannes Zeller

       

      Schwanger werden, wenn Karriere- und Lebensplanung es zulassen? Was unter dem Schlagwort "social freezing" heiß diskutiert wird, ist nur die Zuspitzung der rasanten Entwicklung moderner Medizintechnik. Neben der künstlichen Befruchtung gibt es bereits viele Möglichkeiten, den Kinderwunsch - vor und nach der Zeugung - zu beeinflussen.

      Längst ist es zur Regel geworden, dass werdende Eltern prüfen lassen, mit welchen Eigenschaften ihr Kind zur Welt kommen wird. Ein umfangreiches Angebot an vorgeburtlichen Untersuchungen trägt jedoch nicht nur dazu bei, dass heute mehr gesunde Kinder geboren werden als früher. Im Falle einer ungewünschten Diagnose stellt es Paare auch vor die Entscheidung, ein möglicherweise behindertes Kind abzutreiben. Gibt es Zukunft das Designerbaby zum Wunschtermin? Welche Chancen bietet die technische Entwicklung in der Medizin? Und wie weit ist der Eingriff in den natürlichen Ablauf der Menschwerdung vertretbar?

      Als sich ihr Kinderwunsch auf natürlichem Wege nicht erfüllte, griff Zoë Jenny auf die Reproduktionsmedizin zurück und ist heute glückliche Mutter einer vierjährigen Tochter. Der Weg war eine körperliche wie seelische Tortur, aber für die Schweizer Schriftstellerin war es das alles wert. "Im Rückblick würde ich sagen, dass ich für dieses Mutterglück alles noch einmal genauso machen würde, wenn nicht noch mehr."

      Auch Sabine Antoni hat alles versucht. Doch bei ihr stieß die Reproduktionsmedizin an ihre Grenzen und auch eine Adoption scheiterte auf tragische Art und Weise. "Ich habe dem Flair geglaubt, das damals in der Luft lag von: Mach erstmal Beruf, Kinder kriegen kannst du immer noch! - Das war ein Fehler. Man kann Kinder nicht planen." Nach einem langen Prozess kann die 50-Jährige auch ohne Kind ein erfülltes Leben führen.

      Der Reproduktionsmediziner Dr. Jörg Puchta erfüllt in seiner Münchener Privatklinik zahlreichen kinderlosen Paaren den Kinderwunsch. Bereits seit 2007 bietet er auch "Social Freezing" an, das Einfrieren von Eizellen, wenn Frauen ihre biologische Uhr anhalten und die Kinderplanung aufschieben wollen. "Social Freezing ist eine Anti-Aging-Technik der Medizin. Ich friere das Alter einer Eizelle ein und damit das Duplikat eines Menschen. Das ist eine Sensation!"

      Auch der Medizinethiker Prof. Dr. Giovanni Maio ist überzeugt, dass die Reproduktionsmedizin eine Möglichkeit ist, das Leid kinderloser Paare zu lindern. Trotzdem warnt er deutlich: "Die Medizin verführt Paare mit dem Versprechen, dass heutzutage alles möglich ist. Das ist aber nicht der Fall!" Auch vermisst er mehr Aufklärung im Bereich der pränatalen Diagnostik und Hilfe im Umgang mit belastenden Diagnosen.

      Als Dorothea Meyer mit 43 nochmal schwanger wurde, entschied sie sich bewusst gegen intensive vorgeburtliche Tests und brachte eine Tochter mit Down-Syndrom zur Welt. Eine Situation, vor der viele Menschen Angst haben - nicht so Dorothea Meyer, sie bereute ihre Entscheidung keine Sekunde. "In unserer Gesellschaft gibt es einen Druck, behinderte Kinder abzutreiben. Ich finde aber, wir sollten dringend wieder mehr dem Zufall überlassen."
      Marianne Neeb hat diesen Druck gespürt. Als sie mit 43 ein drittes Mal schwanger wurde, erhielt auch sie die Diagnose: Down-Syndrom. Und plötzlich stand die Frage im Raum: Abtreibung oder nicht? "Es ist ein Trauma, das man da als Frau erlebt. Ich musste innerhalb kürzester Zeit über Leben und Tod entscheiden. Ich habe damals den Mut nicht aufgebracht, zu meinem Kind zu stehen und litt jahrelang unter Schuldgefühlen."

      Als Johannes Zeller und sein Partner erfuhren, dass sie als schwules Paar durch Adoption keine Chance auf ein Kind haben, erfüllten sie sich ihren Kinderwunsch mithilfe einer Leihmutter aus Thailand. In Deutschland eine umstrittene rechtliche Grauzone, und auch in Thailand neuerdings verboten. Doch für die frischgebackenen Eltern zählt nur ihr Familienglück: "Ich habe das Richtige getan. Deshalb bin ich auch nicht vor Problemen und Konsequenzen zurückgeschreckt."

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