• 08.07.2011
      20:15 Uhr
      Familienerbe NRW Die Bierbrauer aus Westfalen | WDR Fernsehen
       

      "Es genügt nicht, etwas zu erben. Man muss auch damit umgehen können, sonst ist es irgendwann weg." Michael Kohlschein weiß, wovon er spricht. Der 51jährige leitet in der zehnten Generation eine Brauerei in Warburg.

      Freitag, 08.07.11
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      "Es genügt nicht, etwas zu erben. Man muss auch damit umgehen können, sonst ist es irgendwann weg." Michael Kohlschein weiß, wovon er spricht. Der 51jährige leitet in der zehnten Generation eine Brauerei in Warburg.

       

      Sein Vater hat noch die goldenen Zeiten der Bierbrauer erlebt: "Die Leute haben das Bier schneller getrunken, als wir es produzieren konnten", erzählt Senior Heinrich Kohlschein. Doch das ist lange vorbei. Der Bierverbrauch in Deutschland sinkt Jahr für Jahr, immer mehr Eckkneipen machen dicht, die Deutschen trinken heute fast ein Drittel weniger Bier als noch vor dreißig Jahren. Selbst für eine traditionsreiche Brauerei wie die der Kohlscheins, mit treuer Stammkundschaft in der Region, ist das eine besorgniserregende Entwicklung. An Michaels Seite kämpft auch sein Cousin Franz-Axel Kohlschein um die Zukunft des Familienerbes - und um den Erhalt der jahrhundertealten Brautradition ihrer Heimatstadt Warburg.

      Denn seit dem Mittelalter ist Warburg weit über die Stadtgrenzen hinaus für sein gutes Bier bekannt. Die Geburtsstunde der Kohlschein-Brauerei liegt im Jahr 1721. Damals war Brauen noch schwere körperliche Arbeit, die Bierwürze wurde über offenem Feuer gekocht, die Fässer mussten in kühlende Keller geschleppt, das Eis dafür im Winter aus dem zugefrorenen Fluss Diemel gehackt werden. Heute sind Kohlscheins die letzten, die in Warburg die Brautradition aufrechterhalten und ein lokales Bier brauen. Das Wasser für ihr Bier stammt aus dem eigenen Brunnen, die idyllische Diemel liefert die Energie für Sudhaus und Gärkeller. Doch ihre Bodenständigkeit allein wird in Zukunft nicht mehr ausreichen, um dauerhaft das Überleben der Brauerei zu sichern. Neue Ideen müssen her.

      Die Dokumentation "Familienerbe NRW - Die Bierbrauer aus Warburg" begleitet die beiden Kohlscheins in ihrem Ringen um den Fortbestand des Familienbetriebes. Sie führt die Zuschauer durch drei Jahrhunderte Familiengeschichte, erzählt vom sozialen Aufstieg, von mutigen unternehmerischen Entscheidungen, von Kriegen und wirtschaftlichen Rückschlägen. Und vom Alltag einer Brauerfamilie, in der sich fast alles ums Bier dreht.

      Sie gehören zu unserer Region wie die Landschaft, die typische Bauweise, das Wetter oder der Dialekt - traditionsreiche Handwerksbetriebe, die mit Nordrhein-Westfalen eng verbunden sind: Die Scherenmacher in Solingen, die Bierbrauer in Westfalen, die Krawattenmacher in der Seidenstadt Krefeld, der Schieferdachdecker im Siegerland, der Gutshof im Münsterland, der echten westfälischen Schinken räuchert. Es sind alteingesessene Familienbetriebe, in denen das Handwerk mit leidenschaftlicher Hingabe ausgeübt wird. Und es sind Familien, die sich jeden Tag dafür einsetzen, ihren Betrieb eines Tages verlässlich an die nächste Generation weitergeben zu können. Vererbt werden Werkzeuge und Maschinen, überliefert und weiterentwickelt die handwerklichen Fachkenntnisse - von Generation zu Generation, von den Großeltern auf die Eltern und die Kinder. Das ist nicht immer leicht, auch die kleinen Familienbetriebe müssen mit der Zeit gehen, sich anpassen und behaupten. Das geht nicht ohne Reibereien ab, der Senior hat manchmal andere Vorstellungen als der Junior, Erfahrung und Tradition ringen mit neuen Erkenntnissen und moderneren Produktionstechniken. Doch man ist aufeinander angewiesen, muss sich einigen. Wenn's hart auf hart kommt, packen alle mit an und stellen eigene Wünsche zurück - in der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, für ihr gemeinsames Familienerbe zu kämpfen.

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