• 19.10.2011
      02:50 Uhr
      Die Schlacht um den Teller Dokumentation Deutschland 2010 - Thema: Was essen wir morgen? | arte
       

      Einer wachsenden Zahl fettleibiger Menschen in den Industrieländern steht eine wachsende Anzahl Hungernder in der Dritten Welt gegenüber. Wo liegen die Ursachen dieses Phänomens?

      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 19.10.11
      02:50 - 03:45 Uhr (55 Min.)
      55 Min.
      HD-TV Stereo

      Einer wachsenden Zahl fettleibiger Menschen in den Industrieländern steht eine wachsende Anzahl Hungernder in der Dritten Welt gegenüber. Wo liegen die Ursachen dieses Phänomens?

       

      Stab und Besetzung

      Regie Wiltrud Kremer

      Die Dokumentation führt zu den Zukunftsforschern in Sachen Nahrung und Ernährungssicherheit und zu den Bewahrern jahrhundertealter Nahrungstraditionen in Mexiko, in Südkorea und in den USA. Und sie zeigt, in welcher Weise massiver Lobbyismus der Global Player der Nahrungsmittelindustrie die weltweite Ernährungslage beeinflusst.

      In den USA leben die meisten Fettleibigen, aber längst ist Adipositas zu einem globalen Problem geworden. 300 Millionen fettleibige Menschen gibt es auf der Welt. Schuld daran sei die Nahrungsmittelindustrie, so Nicholas Freudenberg, Professor für Öffentliche Gesundheit in New York. "Die amerikanische Nahrungsmittelindustrie gibt 30 Milliarden Dollar jährlich für Werbung aus. Sie richtet ihre Werbung gezielt auf die Ärmsten der Gesellschaft, denn die leben am stärksten unter Stress, Armutsstress." Und weil die Menschen biologisch so disponiert seien, erläutert der Forscher weiter, essen sie unter Stress mehr Fett, mehr Zucker, mehr Salz. Eben diese Produkte, die in großen Mengen konsumiert zu Gesundheitsstörungen führen, bewerbe die Nahrungsmittelindustrie am stärksten.
      Und die Global Player dieser Industrie exportieren ihre Produkte weltweit. Die Freihandelsabkommen, die die USA mit Mexiko und jüngst mit Südkorea abgeschlossen haben, helfen ihnen dabei, neue Märkte zu erobern. So sind Fettleibigkeit und Diabetes auch im Schwellenland Mexiko zum Problem geworden.

      Das noch größere Problem in Mexiko ist, dass zwei Millionen Kleinbauern in der Folge des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens durch hoch subventionierten Mais und Genmais aus den USA ihre Existenz verloren haben. Knapp eine Milliarde Menschen hungert oder leidet weltweit an Unterernährung. Die meisten sind Kleinbauern. "Einer der Hauptgründe ist, dass die Kleinbauern politisch marginalisiert wurden und ökonomisch nicht interessant genug schienen, in sie zu investieren," sagt Olivier de Schutter, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung.

      Aber was essen wir morgen? Natürliche, lokale, nachhaltig angebaute Produkte aus kleinbäuerlichen Betrieben oder industriell hergestelltes Fast- und Trash-Food? Klonfleisch aus den USA oder genetisch veränderter Reis, angereichert mit Eisen und Zink, aus Südkorea? Gemüse aus vertikalen Gewächshäusern, gebaut in den Zentren der Megalopolen, von dort frisch auf den Tisch unter Verzicht auf weite, umweltschädliche Transportwege? Wer wird hungern, wer wird satt? Die Dokumentation sucht Antworten.

      Was essen wir morgen? Ein Themenabend zur Zukunft unserer Ernährung

      Was essen wir morgen? Wie kann sichergestellt werden, dass in naher Zukunft ausreichend und qualitativ hochwertige Lebensmittel für die Weltbevölkerung zur Verfügung stehen?

      Die Sicherheit und die Qualität der Ernährung sind weltweit gefährdet. Klimawandel, Wassermangel, Bevölkerungsentwicklung, eine fragwürdige Agrarpolitik und der Rückgang von Arten und Agrarflächen lassen die Frage brisant werden: Was essen wir morgen? Wie kann sichergestellt werden, dass in naher Zukunft ausreichend und qualitativ hochwertige Lebensmittel für die Weltbevölkerung zur Verfügung stehen, sowohl für die Bewohner der Riesenstädte, als auch für Menschen in von Hungersnöten akut bedrohten Gebieten? Der Themenabend zeigt mögliche Entwicklungen und Fehlentwicklungen auf und fragt nach den Ernährungstrends der Zukunft.

      Abenteuerliche Prognosen bestimmen die Schlagzeilen zur zukünftigen Ernährung der Menschheit. Von Nährstoffpillen mit dem Geschmack eines ganzen Menüs über Laborsteaks und Algensushi bis hin zu Gen-Reis oder Gen-Karotten, die vor Alzheimer schützen und dabei auch noch schlau machen, ist die Rede. Forscher entwerfen grüne Gewächshochhäuser und künstliche Agrarflächen für die Megacitys der Zukunft. Dabei ist die Verunsicherung, was die Menschen essen sollen und wie eine ausreichende Ernährung für alle Menschen sicherzustellen ist, heute schon groß.
      Wer bestimmt, was auf den Tellern landet? Wer garantiert Ernährungssicherheit? Sind es die Giganten der Agrarindustrie, eine Handvoll Unternehmen, die weltweit agieren, oder die Milliarde Kleinbauern ohne Lobby, die über die ganze Welt verstreut ihre Felder bestellen? Bei der Erzeugung der Lebensmittel wird zugleich die Abhängigkeit von der Natur deutlich. Die Entwicklung der Landwirtschaft und Ernährung in den letzten Jahrzehnten hat zu ökologischen, ökonomischen, gesundheitlichen, sozialen und kulturellen Problemen geführt. So bringt die Intensivierung der Nahrungsmittelproduktion neben höheren Erträgen auch Umweltbelastungen und Lebensmittelskandale mit sich. Subventionen führen einerseits zu drastischen Marktverzerrungen und können zudem den Verlust von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft nicht verhindern. Auch Krankheiten aufgrund von Fehlernährung nehmen zu. Zur dringlichsten Frage in den reichen Industrienationen wird, wie die Menschen zu einem angemessenen und nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmittelwohlstand finden können.
      Der Themenabend sucht nach Antworten und wirft einen Blick in die Zukunft unserer Ernährung.

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      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 19.10.11
      02:50 - 03:45 Uhr (55 Min.)
      55 Min.
      HD-TV Stereo

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