• 08.12.2017
      03:45 Uhr
      Nachtcafé Der Herkunft auf der Spur | SWR Fernsehen RP
       

      Fremd in der eigenen Familie, dieses beklemmende Gefühl beschleicht viele Adoptivkinder im Laufe ihrer Kindheit. Das Empfinden, irgendwie nicht richtig dazuzugehören, zieht sich oft wie ein roter Faden durch das ganze Leben, selbst wenn nie darüber gesprochen und ein Mantel des Schweigens über die tatsächliche Herkunft gelegt wird. Auch wenn sich die Adoptiveltern noch so sehr um Normalität bemühen - was in allen Fällen bleibt, ist eine gefühlte innere Unvollständigkeit und Zerrissenheit.

      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 08.12.17
      03:45 - 05:15 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Fremd in der eigenen Familie, dieses beklemmende Gefühl beschleicht viele Adoptivkinder im Laufe ihrer Kindheit. Das Empfinden, irgendwie nicht richtig dazuzugehören, zieht sich oft wie ein roter Faden durch das ganze Leben, selbst wenn nie darüber gesprochen und ein Mantel des Schweigens über die tatsächliche Herkunft gelegt wird. Auch wenn sich die Adoptiveltern noch so sehr um Normalität bemühen - was in allen Fällen bleibt, ist eine gefühlte innere Unvollständigkeit und Zerrissenheit.

       

      Fremd in der eigenen Familie, dieses beklemmende Gefühl beschleicht viele Adoptivkinder im Laufe ihrer Kindheit. Selbst wenn nie darüber gesprochen und ein Mantel des Schweigens über die tatsächliche Herkunft gelegt wird - das Empfinden, irgendwie nicht richtig dazuzugehören, zieht sich oft wie ein roter Faden durch das ganze Leben. Auch wenn sich die Adoptiveltern noch so sehr um Normalität bemühen, was in allen Fällen bleibt, ist eine gefühlte innere Unvollständigkeit und Zerrissenheit. Ob als Findelkind ausgesetzt, als Waisenkind im Heim oder als Kuckuckskind aufgewachsen - die Einen holt die Frage nach den Wurzeln erst später ein, Andere wiederum tragen die Sehnsucht nach Identität von Anfang an in sich. Sie geben alles dafür, herauszufinden, warum sie wurden, was sie sind. Nichts über die biologischen Eltern zu wissen, ist für die Betroffenen ein kaum auszuhaltender Zustand. So geht es auch vielen Samenspenderkinder. Viele verlieren die Bodenhaftung und stürzen in ein G!
      efühlschaos, das ihr komplettes Leben aus den Fugen reißt. Manchmal ist es purer Zufall, der Racheakt eines verlassenen Partners oder das Lüften eines lange gehüteten Geheimnisses: Endlich kommt ans Tageslicht, was meist eine jahrelange Ahnung war. Nicht selten beginnt eine langwierige Suche. Doch nicht jedes Aufeinandertreffen endet als Happy End, die Vergangenheit kann auch Schreckliches über die eigenen Eltern enthüllen. Besonders schmerzhaft aber ist die Suche für diejenigen, die nach akribischen Nachforschungen endlich Licht ins Dunkel bringen, dem Ziel so nahe sind und dann feststellen müssen: 'Meine wahren Eltern sind verstorben oder wollen mich nicht sehen'.

      Mathias Kopetzki verbrachte eine glückliche Kindheit bei seinen Adoptiveltern. Das Bedürfnis, mehr über seine leiblichen Eltern zu erfahren, hatte der Schauspieler lange nicht. Dies änderte sich auch nicht, als eines Tages ein Lebenszeichen von seinem Vater kam: "Ich bin aus allen Wolken gefallen. Zu einem Treffen war ich damals aber nicht bereit." Erst viele Jahre später führte eine Reise in ein fernes Land zu einer Begegnung mit seinem Vater und seinen kulturellen Wurzeln.

      Eine liebevolle Kindheit war Marianne Schäfer nicht vergönnt, sie wurde in einem Alkoholiker-Haushalt voller Gewalt und Kälte groß. Schon früh hatte sie das leise Gefühl, ganz anders als der Rest ihrer Familie zu sein. Bis ein Zufall fast 50 Jahre später ans Licht brachte: Marianne wurde als Baby im Krankenhaus vertauscht: "Als ich mit meiner leiblichen Schwester Familienfotos ausgetauscht habe, war das Gänsehaut pur."

      Auch Marco Hauenstein hatte keinen leichten Start ins Leben. Bereits als Baby musste der Schweizer einen Heroinentzug hinter sich bringen. Seine Mutter war drogenabhängig, er wuchs bei Pflegeeltern auf. Von seinen leiblichen Eltern wusste er nur wenig. Deshalb startete der 20-Jährige eine Suchaktion auf Facebook: "Ich habe Sehnsucht nach meiner Familie", schrieb er dort. Sein Hilferuf löste zwar eine große Anteilnahme aus, brachte ihm allerdings auch traurige Gewissheit.

      Wie viele Kinder er genau hat, das ist Florian Weber nicht bekannt. Auch wissen nicht alle seine Nachkommen, wie sie gezeugt wurden. Denn der gelernte Metzger ist auf einer Internetplattform als Samenspender registriert. Für ihn ein lukrativer Nebenverdienst, für die kinderlosen Paare eine unkomplizierte Möglichkeit auf dem Weg zum Kinder-Glück: "Auch wenn die Kinder meine Gene haben, für mich sind das nicht meine Kinder."

      Vater unbekannt! So geht es auch Christiane Grams-Dollmann. Mit neun Jahren erfuhr die Bühnenkünstlerin, dass sie durch eine anonyme Samenspende in einem Kinderwunschzentrum gezeugt wurde. Die Ungewissheit über ihre wahre Identität quält die 33-Jährige sehr: "Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht daran denke: Welche Charaktereigenschaften trage ich wohl in mir - wer und wo ist mein Vater?" Auch wenn der damalige Arzt alle Unterlagen vernichtet hat, hofft sie, eines Tages Klarheit zu bekommen.

      Irmela Wiemann kennt solche Schicksale zur Genüge. Seit 30 Jahren arbeitet sie in der Familienberatung und betreut vorrangig Adoptivkinder und Pflegefamilien. Als langjährige Familientherapeutin weiß sie, wie belastend Herkunftslügen und Familiengeheimnisse sein können. Ihre Erfahrung: "Je früher Kinder über ihre wahren Wurzeln Bescheid wissen, umso gefestigter können sie als Erwachsene durchs Leben gehen.".

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