• 21.02.2017
      22:45 Uhr
      Der Schnee von morgen Film von Peter Liska - Themenabend Klimawandel | 3sat
       

      Die Dokumentation begleitet einige Skigebiete durch die Wintersaison 2015/2016 und zeigt, was vielen Wintertouristen nicht bewusst ist: der enorme Aufwand, der hinter perfekten Pisten steckt. Dazu gehört auch die flächendeckende künstliche Beschneiung. Schneelandschaft, Natur und "Gaudi", davon leben heute ganze Berg- und Talregionen. Doch wenn er nicht kommt, der Schnee von oben, was dann? Kunst statt Natur - das ist der Schnee von heute.

      Dienstag, 21.02.17
      22:45 - 23:55 Uhr (70 Min.)
      70 Min.

      Die Dokumentation begleitet einige Skigebiete durch die Wintersaison 2015/2016 und zeigt, was vielen Wintertouristen nicht bewusst ist: der enorme Aufwand, der hinter perfekten Pisten steckt. Dazu gehört auch die flächendeckende künstliche Beschneiung. Schneelandschaft, Natur und "Gaudi", davon leben heute ganze Berg- und Talregionen. Doch wenn er nicht kommt, der Schnee von oben, was dann? Kunst statt Natur - das ist der Schnee von heute.

       

      Der Wintertourismus ist einer der wichtigsten Industriezweige Österreichs. Jedes Jahr das große Zittern: Wird es schneien? Jedes Jahr Milliarden-Investitionen - für den "Schnee von morgen".

      Peter Liskas Dokumentation begleitet einige Skigebiete durch die Wintersaison 2015/2016 und zeigt, was vielen Wintertouristen nicht bewusst ist: der enorme Aufwand, der hinter perfekten Pisten steckt. Dazu gehört auch die flächendeckende künstliche Beschneiung.

      Schneelandschaft, Natur und "Gaudi", davon leben heute ganze Berg- und Talregionen. Doch wenn er nicht kommt, der Schnee von oben, was dann? Kunst statt Natur - das ist der Schnee von heute. Kaum ein österreichisches Skigebiet kommt ohne technische Beschneiung, also ohne Kunstschnee, aus. Denn ohne weiße Pisten würden ganze Regionen vor massiven Existenzproblemen stehen. Ob wirklich Naturschnee fällt, ist eigentlich nur mehr ein eher psychologischer Effekt für Augen und Gemüt der Gäste. Für den Skibetrieb hat das kaum mehr Bedeutung. Der hängt längst von ein paar kalten Tagen im November ab. Dann wird in den großen, teils sehr hoch gelegenen Skidestinationen aus Kanonen und Lanzen Wasser geschossen. Und daraus dann ein weißes Band "gebastelt." Der Aufwand ist riesig: Kanalschächte werden bis in hochalpine Gebiete gegraben, Rohre verlegt, Gelände planiert, Seen angelegt, Wasser vom Tal auf den Berg gepumpt.

      Die Wiege des österreichischen Kunstschnees ist Lech am Arlberg. Der Ort, in dem in den 1970er-Jahren erstmals technisch erzeugter Schnee auf die Wiese fiel. Seit Jahrzehnten ist dort der "Schneepapst Österreichs" aktiv. Er hat eigene Schneekanonen erfunden, Patente in Amerika angemeldet und sogar ganze Olympische Spiele beschneit. Nicht nur das Bergdorf Lech setzt auf Kunst, auch Damüls in Vorarlberg, der "schneereichste Ort der Welt". Dort fallen durchschnittlich neun Meter Naturschnee im Jahr - trotzdem setzt man auf die technisch aufwendige und teure Schneeproduktion. Ohne Kunstschnee auf den Pisten keine Touristen, keine Einnahmen, keine Arbeitsplätze. In der ganzen Region. So die Argumentation der Seilbahnbetreiber.

      Ganz andere klimatische Voraussetzungen haben die kleinen Skigebiete im Osten des Landes. In Puchberg am Schneeberg zum Beispiel. Kaum eine Autostunde von Wien entfernt. Eine Sesselbahn, ein kleiner Schlepper - und 30 Schneekanonen mit zwei Speicherteichen. Und trotzdem wird jedes Jahr gebangt: Kann man überhaupt in Betrieb gehen? Oder schmilzt der Kunstschnee vor dem Start des Liftbetriebs wieder davon? Am Unterberg bei Pernitz, ebenfalls in Niederösterreich, geht man andere Wege. Kunstschnee kann man hier nicht produzieren. Es gibt kein Wasser für die Erzeugung. Also versucht man sich als Naturschnee-Skigebiet. Das ist finanziell besser zu kalkulieren. Aber ob überhaupt der Startknopf gedrückt werden kann, ist jedes Jahr ungewiss.

      Skigebiete unter 1500 Meter Seehöhe, da ist sich die Wissenschaft ziemlich einig, werden in Zukunft kaum wirtschaftlich existieren können. Nicht nur in Niederösterreich - vor allem im Süden des Landes. Etliche Gebiete kämpfen ums Überleben, einige haben schon die Reißleine gezogen und den Betrieb eingestellt. Trotz allem versuchen noch immer engagierte Unternehmer, kleine Skigebiete am Leben zu erhalten. Immerhin lernen dort die Skifahrer von morgen, wie schön dieser Sport sein kann. Die Betreiber gehen ein enormes Risiko ein, das oft mit Konkurs endet.

      In Hinterstoder in Oberösterreich, nördlich des Alpenhauptkamms, scheint man auf der sicheren Seite zu sein. Auch hier wird viel in die technische Beschneiung investiert - immerhin ist man Weltcup-Austragungsort - da kann man sich Schneeprobleme nicht leisten. Das Skigebiet gehört - sowie etliche andere - zu einem großen Teil dem österreichischen Mister Ski: Der Präsident des Österreichischen Skiverbands Peter Schröcksnadel mischt auch im "Skigebietszirkus" fleißig mit. In Hinterstoder, einem klassischen Tagesskigebiet, träumt man vom Sprung zur Wochendestination. Und setzt auf noch mehr "Kunst statt Natur".

      Peter Liska hat mit seinem Team einen Streifzug durch Österreichs einzigartige Berglandschaft gemacht, auf Baustellen und in Pumphallen geblickt, mit Seilbahnbetreibern, Klimaforschern, Umwelthistorikern gesprochen - und mit verzweifelten Skigebietsbetreibern mitgezittert - ob er aus der Kanone kommen kann, der "Schnee von morgen" - oder ob es auch für den Kunstschnee zu warm geworden ist.

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      Dienstag, 21.02.17
      22:45 - 23:55 Uhr (70 Min.)
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