• 02.06.2012
      23:55 Uhr
      Tracks arte
       

      Themen:

      • Jack White - Die One-Man-Supergroup
      • Mundi - Der Prügelknabe der Modewelt
      • Noise Jazz
      • Willis Earl Beal - Abgesandter des Planeten Blues
      • Julia Pott - Warum Zeichentricktiere die besseren Menschen sind
      • Rebelbingo - The New Game in Town
      • Die Türen - Schlaumeier mit Beat in der Buxe

      Samstag, 02.06.12
      23:55 - 00:45 Uhr (50 Min.)
      50 Min.
      Stereo

      Themen:

      • Jack White - Die One-Man-Supergroup
      • Mundi - Der Prügelknabe der Modewelt
      • Noise Jazz
      • Willis Earl Beal - Abgesandter des Planeten Blues
      • Julia Pott - Warum Zeichentricktiere die besseren Menschen sind
      • Rebelbingo - The New Game in Town
      • Die Türen - Schlaumeier mit Beat in der Buxe

       
      • Jack White - Die One-Man-Supergroup: Jack White mag sich nicht länger verstecken, der geniale Erfinder des Garagenrock-Duos The White Stripes ist jetzt solo unterwegs. Was nicht unbedingt heißt, dass er leiser geworden ist. Auch wenn er noch unter 40 ist, ist der Most-Stylish-Man im Rock'n'Roll bereits als Ikone verschrien. Dabei hat es 20 Jahre gedauert, bis er sich ganz allein ins Rampenlicht traut. An der Angst lag es aber nicht - schon als Kind hatte Jack kein einziges Mal Lampenfieber. Und außerdem spielt er nicht einfach nur Gitarre - er will was in die Luft jagen. Doch bisher gab er sich als prominentes Anhängsel für andere Musiker zufrieden, immer nach dem Prinzip: Jack gesellt sich dazu und schon wird es eine Supergroup! Ob die Prügel-Popper The Raconteurs mit Brendan Benson, die Explosions-Blueser The Dead Weather mit Kills-Sirene Alison Mosshart oder die 007-Trällerei mit Alicia Keys. Im "Interview der Woche" erzählt Jack White von seiner Kindheit in Detroit mit neun Geschwistern, von Sinn und Kunst des Möbelpolsterns, vom Geistesblitz zu seinem größten White-Stripes-Hit "Seven Nation Army" und was bitteschön auf seinem Grabstein stehen soll: "Ich komm' gleich wieder - bin nur schnell Zigaretten holen."

      • Mundi - Der Prügelknabe der Modewelt: Guðmundur Hallgrímsson alias Mundi ist Grafiker, Performance-Künstler und Modedesigner. Prügel, Urin, aufeinandergestapelte Models - seine Fashionshows sind echte Provokation. Wer hätte das von der Modewelt noch erwartet? Mundi lässt sich bei seinen Shows, die er teilweise mit seinem Künstlerkollegen Morri unter dem Pseudonym MoM realisiert, hauen oder anpinkeln. Bei seinen Modeschauen stapelt er Models am Ende des Laufstegs aufeinander, statt sie regulär wieder zurückschreiten zu lassen. Auch mit dem Bürgermeister seiner Heimatstadt hat sich Mundi schon mal angelegt, weil er eine riesige Skulptur aus ausgebrannten Autos vor einer Ausstellung platziert hat, die dann unter mysteriösen Umständen abgebrannt ist.

      Irgendwie scheint der Mittzwanziger sowieso ein bisschen vom Pech verfolgt zu sein. Einmal lief einen Tag vor einer Show ein 6.000-Liter-Aquarium aus, in dem seine Models schwimmen sollten. Passiert, wenn man das Fashionbusiness nicht so angeht, wie die meisten anderen. Denn angefangen hat Mundis Modekarriere mit dem Muster für einen Stoff, der als Einband für das Reykjavíker Telefonbuch fungieren sollte. Er war von dem Entwurf so angetan, dass er einen Pullover aus diesem Stoff produzieren ließ. Der "Mundi Sweater" war bald in aller Munde. Seitdem schlägt sich Mundi als künstlerischer Tausendsassa durchs Leben, der sich immer wieder neue Felder sucht, auf denen er sich austoben kann. Kürzlich hat er einen Weihnachts-Splatter-Film gedreht und nebenbei auch noch ein neues Bankensystem für die Welt entwickelt. Das kann sich "Tracks" nicht entgehen lassen!

      • Noise Jazz: Bands wie Talibam! oder Child Abuse sind die Speerspitze einer musikalischen Bewegung, die irgendwo im Jazz wurzelt. Und wie das so ist mit Wurzeln: Sie machen einen aus, aber zunächst will man sich von ihnen wegbewegen. Sprich, ausbrechen aus der Jazzwelt, die sich selbst oft viel zu ernst nimmt. Folglich machen die Protagonisten des Noise Jazz genau das Gegenteil: Sie schaffen sich ihre eigenen bizarren Welten aus seltsamer Verkleidung, skurrilem Humor und grenzenloser Musik: Grindcore, Jazz, Hip-Hop und vor allem sehr viel Noise.

      Hört sich an wie planloser Lärm mit Potenzial zur Trommelfell-Sprengung, folgt aber durchaus einer Struktur, hinter der musikalische Virtuosen stecken. Es geht Talibam! genauso wie Child Abuse in erster Linie um künstlerischen Ausdruck und nicht um typisches Show-Off-Muckertum. Ihr aller "Pate" ist übrigens: John Zorn - der sieht sich demonstrativ nicht als "Jazzmusiker", lehnt Einordnungen ab, ist Hauptfigur der "Neuen Musik" und Propagandist eines radikalen Judentums.

      Dementsprechend kompromisslos ist auch seine Kunst: Free Jazz trifft auf Hardcore trifft auf jüdische Folklore. "Tracks" hat sich mitten hinein gestellt in den genialen Krach von John Zorns Erben und lässt sich erklären, was Lärm von Kunst unterscheidet.

      • Willis Earl Beal - Abgesandter des Planeten Blues: Er lässt Märchen wahr werden: Willis Earl Beal, zeichnender Singer-Songwriter aus Chicago. Einst obdachlos, aus der Armee entlassen, wohnt bei seiner Oma, singt seine Songs auf der Straße - und schließt dann beim Label von Adele und Radiohead einen Vertrag über gleich mal vier Alben ab. Sein lo-fi Blues lässt eben auch die härtesten Plattenbosse nicht kalt.

      In Zeiten, in denen soziale Netzwerke fast schon wieder old-school sind, verweigert sich Willis Earl Beal der digitalen Welt. Statt mit dem Computer nimmt er seine Songs mit dem Kassettenrekorder auf. Anstatt seine Songs auf Myspace zu posten, lässt er selbst aufgenommene CDs herumliegen. Und Fans sucht er sich nicht per Facebook, sondern mit selbstgemalten Flyern. Willis Earl Beal ist der Meister der naiven Selbstvermarktung: Sogar seine Telefonnummer gibt er preis. Wer ihn anruft, bekommt einen Song zu hören. Wir haben ihn nicht nur an der Strippe, sondern vor der Kamera. Willis Earl Beal in "Tracks".

      • Julia Pott - Warum Zeichentricktiere die besseren Menschen sind: Die britische Animationsfilmerin und Illustratorin Julia Pott macht Herzen wärmer und Seelen trauriger. Mit ihren ergrauenden Hunden oder melancholischen Katzenwesen erzählt sie herzzerreißende Geschichten, deren Vorlage das ganz menschliche Gefühlswirrwarr ist.

      All die Mühe macht Julia nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Popkultur: Bands wie The Decemberists oder Bat for Lashes nutzen ihre Zeichnungen mittlerweile. Julia Potts Markenzeichen sind skurrile Gestalten, die eine Mischung aus Mensch und Tier sind. Julia geht nicht nur mit fliegendem Zeichenstift, sondern auch mit offenen Ohren durch die Welt: Für ihre Animationsfilme nutzt sie Interviews als Vorlage, in denen ihre Mitmenschen zum Beispiel über das erste Verliebtsein reden."Tracks" trifft die Illustratorin, um über erste Liebe, bösen Liebeskummer und seltsame Tierwesen zu sprechen.

      • Rebelbingo - The New Game in Town: Rebelbingo ist ein Spieleabend für die Clubgeneration. Mehr als 300 Partys hat der Underground Rebel Bingo Club bereits geschmissen, auf drei Kontinenten. Ganz schön viel kommerzieller Erfolg für eine Idee, die in einer alten Kirche entstanden ist. Dort hat Freddie Sorensen zusammen mit ein paar Kumpels in London in einer durchzechten Nacht angefangen, Bingo zu spielen. Und dann kam es, wie es immer kommt: Die Freunde brachten beim nächsten Mal neue Freunde mit, die wiederum noch einmal neue Freunde mitbrachten und schon waren mehr Leute da, als in den Gemeinderaum passten. Der schlaue Hipster von heute macht daraus natürlich sofort eine Eventreihe, das zumindest hat Freddie getan. In Los Angeles und New York sind die Rebelbingo-Partys mittlerweile Kult und Wochen im Voraus ausverkauft. Ein bisschen Geheimnis muss natürlich sein, um das Underground im Clubnamen zu rechtfertigen. Also werden die Locations nur Clubmitgliedern mitgeteilt. Auch Rebelbingo ist ein Glücksspiel - und das ist illegal in den USA. Wenn man mal drin ist in der Halle, wird recht schnell klar - um die richtige Zahlenreihe in möglichst kurzer Zeit geht es hier nicht. Regeln? Zählen nur rudimentär. Hauptsache der Alkoholpegel sinkt nicht ab und es sind genügend Stifte zur Verfügung, sagt Freddie. "Es ist interessant zu sehen, was passiert, wenn man Leuten einen Marker in die Hand gibt, nachdem sie ein paar Drinks hatten. Es ist einfach eine große und schmutzige Party". Bingo!

      • Die Türen - Schlaumeier mit Beat in der Buxe: Wer das aktuelle Album der Berliner Band hört, dem fliegen die Statements nur so um die Ohren. "Ich will keinen Mindestlohn, ich will Mindestliebe" würde sich zum Beispiel auf jedem T-Shirt gut machen.

      Und von den Assoziationsketten von Sänger Maurice Summen wird einem ganz schwindelig. Angefangen haben "Die Türen" als Schülerband auf dem norddeutschen Land. Von der Schulaula ging's dann in den Prenzlauer Berg nach Berlin. Da sie für ihre Musik kein Label fanden, gründeten "Die Türen" einfach selber eins - und sind heute Heimat für Bands wie Bonaparte oder Ja, Panik! Ihr aktuelles Album kann jeder zum persönlichen Gesamtkunstwerk formen - alle Buchstaben von ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ lassen sich zum individuellen Titel zusammensetzen, alles andere wäre ja auch zu langweilig.

      In ihren Songs nehmen sich die Türen den Hipster-Menschen zwischen Yoga, Kapitalismuskritik und Kindergeburtstag vor. Wer nicht popkulturell genug sozialisiert ist, muss sich dennoch keine Sorgen machen: Der kann nämlich zum formidablen Sound der Türen auch einfach tanzen. Die Türen - live in "Tracks".

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      Samstag, 02.06.12
      23:55 - 00:45 Uhr (50 Min.)
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