• 19.08.2010
      22:45 Uhr
      Diplomatie im Mauerschatten Bonns Filiale in Ostberlin | rbb Fernsehen
       

      "Botschaft" konnte und durfte man nicht sagen: Da war das Grundgesetz vor - mit seinem Wiedervereinigungsgebot. Aber mit dem Grundlagenvertrag von 1973 wollte Bonn das innerdeutsche Verhältnis regeln.

      Donnerstag, 19.08.10
      22:45 - 23:30 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      "Botschaft" konnte und durfte man nicht sagen: Da war das Grundgesetz vor - mit seinem Wiedervereinigungsgebot. Aber mit dem Grundlagenvertrag von 1973 wollte Bonn das innerdeutsche Verhältnis regeln.

       

      Stab und Besetzung

      Redaktionelle Zustaendigkeit Sissy von Westphalen

      Dafür brauchte man eine diplomatische Vertretung in Berlin und taufte sie auf den bürokratischen, aber unanstößigen Begriff "Ständige Vertretung". Seit 1974 währte dieses Unikum im Schatten der Mauer - genau 5.997 Tage. Dann war Schluss: am 3. Oktober 1990, dem Tag der Deutschen Einheit.

      In den 80er Jahren avancierte die Ständige Vertretung zur Fluchtburg für DDR-Bürger, die sich, oft unter dramatischen Umständen, Zugang verschafften, um von dort ihren ungeliebten Staat zu verlassen. Mehrfach musste die "StäV" wegen Überfüllung schließen. Eine bundesdeutsche Exklave auf DDR-Gebiet, die nebenbei auch zu einem inoffiziellen Kulturzentrum und einer Begegnungsstätte zwischen Ost und West wurde, für Literaten, Staatskünstler, Dissidenten und Funktionäre.

      Der Film lässt in Äußerungen von Zeitzeugen aus Ost und West Alltag und Geschichte der "StäV" wieder lebendig werden. Egon Bahr ("Wandel durch Annäherung") schildert den Weg, der mitten im Kalten Krieg zur Einrichtung der "StäV" als diplomatischem Brückenkopf führte. Ein bisher unbekanntes Interview mit Günter Gaus, dem ersten Leiter, und Gespräche mit den Nachfolgern Klaus Bölling, Hans-Otto Bräutigam und Franz Bertele machen die diplomatische Gratwanderung dieser Institution deutlich. Mitarbeiter wie Georg Girardet, seit der Wende Kulturreferent in Leipzig, kommen zu Wort, ebenso Botschaftsbesetzer und Vertreter der DDR-Kunstszene. Ein prominenter Mitarbeiter der Staatssicherheit schildert seine Kontakte zur "StäV", der Anwalt Wolfgang Vogel seine Vermittlungsarbeit mit den DDR-Behörden, Ludwig Rehlinger vom Ministerium für innerdeutsche Beziehungen das Bonner Krisenmanagement. Ex-ARD-Korrespondent Peter Merseburger thematisiert die Selbstzensur der Westmedien zugunsten des deutsch-deutschen Dialogs, und der Historiker Hubertus Knabe kritisiert an der "StäV" politische Blauäugigkeit und mangelnde Distanz zum SED-Regime.

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      Donnerstag, 19.08.10
      22:45 - 23:30 Uhr (45 Min.)
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