• 31.08.2014
      17:35 Uhr
      Félix Vallotton, mit kühlem Pinselstrich Dokumentation Frankreich 2013 | arte
       

      Félix Vallotton (1865-1925) war ein vielseitiger, dem breiten Publikum jedoch kaum bekannter Künstler. Er malte Interieurs, weibliche Akte, Stillleben - seine Bilder waren kühn in der Form, aber kühl und distanziert angelegt. Der gebürtige Schweizer und Wahlfranzose gehört zu den Avantgardisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das Pariser Grand Palais widmete Félix Vallotton im Oktober 2013 eine erste große Retrospektive.

      Sonntag, 31.08.14
      17:35 - 18:30 Uhr (55 Min.)
      55 Min.
      HD-TV Stereo

      Félix Vallotton (1865-1925) war ein vielseitiger, dem breiten Publikum jedoch kaum bekannter Künstler. Er malte Interieurs, weibliche Akte, Stillleben - seine Bilder waren kühn in der Form, aber kühl und distanziert angelegt. Der gebürtige Schweizer und Wahlfranzose gehört zu den Avantgardisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das Pariser Grand Palais widmete Félix Vallotton im Oktober 2013 eine erste große Retrospektive.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Juliette Cazanave

      Félix Vallotton (1865-1925) war ein vielseitiger, dem breiten Publikum jedoch kaum bekannter Künstler. Der bedeutende Maler, geniale Grafikkünstler und produktive Schriftsteller vereinte eine Vielzahl von Widersprüchen, die ihn als Menschen aber umso interessanter machen: Vallotton trieben metaphysische Fragen um, dennoch pflegte er einen bissigen Humor, und obwohl er ein wohlsituiertes bürgerliches Leben führte, vertrat er anarchistische Auffassungen.

      Das Pariser Grand Palais widmete Félix Vallotton im Oktober 2013 eine erste große Retrospektive. Dieses herausragende Ereignis des vergangenen französischen Kunstherbstes sollte dem Maler endlich auch in der breiten Öffentlichkeit die ihm gebührende Anerkennung verschaffen. Aus diesem Anlass zeigt der Film erstmals Bedeutung und Stimmigkeit des umfang- und facettenreichen OEuvres und versucht dabei, dem "Rätsel Vallotton" auf die Spur zu kommen.

      Der aus der Schweiz stammende Vallotton war Calvinist und stark von der deutschen Kunst (Dürer, Holbein) geprägt. In Paris besuchte er die Académie Julian und auch später war Frankreich Mittelpunkt seines Schaffens. Sein malerisches Werk ist von internationalem Rang, und nach Paris war die Ausstellung zunächst in Amsterdam zu sehen und läuft nun bis September 2014 in Tokyo. Der Film spürt den verschiedenen Facetten des Künstlers nach und sucht auch in seinen teils autobiografischen Schriften nach Aufschluss über Vallottons Persönlichkeit.

      Vallotton wurde 1865 in Lausanne geboren. Er studierte in Paris und ließ sich dort als Maler nieder. Schnell machte er mit einem konsequent realistischen Stil jenseits aller damals gängigen Strömungen auf sich aufmerksam. Großen Erfolg erzielten insbesondere seine in der literarisch-künstlerischen Zeitschrift "La Revue blanche" veröffentlichten Holzschnitte. Sein sehr persönlicher, humorvoller Stil war von unglaublicher grafischer Klarheit; die dynamische Linienführung und die charakteristischen großen schwarzen Flächen beeinflussten Pressezeichnung und Comic nachhaltig; beispielsweise nennt ihn die iranisch-französische Comiczeichnerin Marjane Satrapi als eines ihrer wichtigsten Vorbilder.

      Vallotton stand dem Avantgarde-Milieu nahe, wo seine Vorstellungen und seine Begabung eine gewisse Anerkennung fanden. 1892 schloss er sich der Nabis-Gruppe um Pierre Bonnard und Edouard Vuillard an. Er malte Interieurs und intime Alltagsszenen, in denen er insbesondere von der Paarbeziehung ein schonungslos-ironisches Bild zeichnete, in mancher Hinsicht ein Vorgriff auf Edward Hopper. Zur gleichen Zeit heiratete Vallotton in die Großbourgeoisie ein. Nach der Auflösung der Nabis-Gruppe im Jahr 1905 hatte Vallotton kaum noch Kontakte zum Künstlermilieu und schuf ein singuläres Werk. In großen Aktgemälden, Gruppenbildern und mythologischen Szenen analysierte er mit der Akribie eines Insektenforschers seine in grelles Licht getauchten Figuren, die er in spärlichen Dekors oft unweit großer Wasserflächen platzierte.

      Jenseits der damaligen Avantgarde-Bewegungen (Kubismus, Fauvismus) konzentrierte sich Vallotton in diesen Jahren auf eine vergleichsweise naturalistische Malerei und hier vor allem auf die Darstellung des menschlichen Körpers. Der Erste Weltkrieg erschütterte Félix Vallotton tief und warf auch für ihn die ästhetische Frage auf, was Kunst angesichts einer solchen Katastrophe überhaupt noch darzustellen vermag. In seinen letzten Lebensjahren malte er Landschaften und Sonnenuntergänge in lebhaften Farben, die eine ungewöhnliche, mitunter beunruhigende Stimmung verbreiten. Unberührt von den künstlerischen Strömungen und der jungen Avantgarde blieb Vallotton ein klassischer Maler, setzte sich jedoch auf seine Art bis zum Schluss mit den wesentlichen formalen Fragen seiner Zeit auseinander. Ein Beleg mehr für die große Intelligenz, die intellektuelle Integrität und die Modernität dieses Künstlers.

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      Sonntag, 31.08.14
      17:35 - 18:30 Uhr (55 Min.)
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