Was bedeutet Heimat für Menschen in der ganzen Welt? Dieser Frage gehen die Weltbilder in einer monothematischen Ausgabe anlässlich der ARD-Themenwoche "Heimat" nach. Wie unterschiedlich leben Menschen ihre Heimatgefühle, wie gehen sie mit ihnen um?
Moderation: Julia-Niharika Sen
Was bedeutet Heimat für Menschen in der ganzen Welt? Dieser Frage gehen die Weltbilder in einer monothematischen Ausgabe anlässlich der ARD-Themenwoche "Heimat" nach. Wie unterschiedlich leben Menschen ihre Heimatgefühle, wie gehen sie mit ihnen um?
Moderation: Julia-Niharika Sen
Stab und Besetzung
Produktion | Stefanie Wellner |
Moderation | Julia-Niharika Sen |
Redaktionelle Leitung | Claudia Buckenmaier |
Redaktion | Nicole Boelhoff |
Daniel Satra |
Wie unterschiedlich leben Menschen ihre Heimatgefühle, wie gehen sie mit ihnen um? Wodurch fühlen sich Menschen an einen Ort gebunden oder einer Gemeinschaft zugehörig? Die ARD-Auslandskorrespondenten zeigen, dass die Antworten je nach Region, Kultur, Religion und Tradition sehr unterschiedlich ausfallen. Aber sie bekennen auch selbst Farbe und erzählen, was sie in ihren Wahlheimaten vermissen.
Ohne Kneipenwirte und ohne die Pubs ist das Leben auf der Insel undenkbar. Sie gehören zu Großbritannien wie die Kronjuwelen zur Queen. Der Pub ist der Hub, sagen sie hier, der Mittelpunkt, ein Stück unverwechselbares Britannien mit Ale und Sonntagsbraten. Heimat, Wohnzimmer, Heiratsmarkt - mehr als nur eine Tankstelle für die Durstigen. Und doch machen immer mehr Pubs dicht. Biersteuer, Rauchverbot und die Gier der Investoren machen dieser urbritischen Institution zu schaffen.
Es ist das letzte Stück Heimat der Cree-Indianer vom Stamm der Waswanipi: der Urwald am Broadback River. Gute, starke Bäume wachsen hier. Noch. Nur zu gerne würden die großen Holzfirmen hier einschlagen. Das Land gehört den Cree nicht. Jede Firma, die hier an die Bodenschätze will, kann ihre Ansprüche beim kanadischen Staat anmelden. Die Indianer kämpfen um ihre Heimat, auch damit die Traditionen des Stammes weiterleben können.
Dandora ist einer der übelsten Orte in Kenias Hauptstadt Nairobi. Unzählige Menschen leben vom und im Müll. Auch Brian Mwanika wohnt im Dunstkreis Dandoras mit dem giftigen Rauch, dem beißenden Geruch. Aber der 20-jährige Brian lebt auch in einer anderen Welt. In der Welt der Musik. Dreimal in der Woche probt der Student mit den anderen Mitgliedern des Ghetto Classics Orchester. Möglich gemacht hat dies Elisabeth Njoroge. Vor einigen Jahren kam sie nach langer Zeit im Ausland in ihre Heimat Kenia zurück. Sie gründete eine Stiftung, um Kindern und Jugendlichen im Slum die Welt der Musik zu eröffnen: Durch die Musik lernen die Slumkinder Menschen aus anderen Schichten kennen. Sie merken, dass nicht sie anders sind, sondern der Ort, wo sie leben. Aber sonst sind sie so gut wie jedes andere Kind und das gibt ihnen Selbstvertrauen.
Die Gefängnisse in Norwegen sind überfüllt, die in den Niederlanden leer. Beide Länder haben sich auf ein interessantes Mietverhältnis eingelassen: Der Gefängniskomplex in Veenhuizen in Nordholland wurde zum norwegischen Staatsgebiet erklärt, ein norwegischer Gefängnisdirektor eingestellt und nun werden dort norwegische Häftlinge untergebracht. Die holländischen Gefangenen mussten auf andere Strafanstalten verteilt werden. Aber ganz so problemlos wie es klingt, ist es nicht, denn: In Norwegen hagelte es Proteste. Es verstoße gegen Menschenrechte, Gefangene einfach von ihren Familien zu trennen.
Seit zwei Jahren erleichtert Brasilien syrischen Flüchtlingen die Einreise. Einige von ihnen trainieren nun regelmäßig auf dem heiligen Fußballrasen des WM-Stadions in Rio de Janeiro. Jeden Dienstag dürfen die Flüchtlinge zum Kicken kommen. Die Menschen aus Afrika und Syrien nehmen das Angebot gerne an. Für kurze Zeit sind die Probleme der Flucht vergessen, erklären sie. Die ungewöhnliche Aktion soll die Integration erleichtern. Die Flüchtlinge aus Syrien werden problemlos anerkannt, aber dort endet die Hilfe des Staates. Es gibt keinerlei finanzielle Unterstützung. Die Flüchtlinge müssen sich trotz Sprachbarriere um alles selbst kümmern.
Wie es ist, in der Ferne und damit auch der Fremde zu leben, wissen die ARD-Auslandskorrespondenten genau. Sie liefern die Nachrichten und erzählen Geschichten aus aller Welt. Hier bekennen sie mal Farbe und verraten uns, was sie in ihren Wahlheimaten vermissen.
ARD-Themenwoche Heimat
Die "ARD-Themenwoche Heimat" findet unter Federführung des Südwestrundfunks (SWR) vom 4. bis 10. Oktober 2015 statt. Paten der Themenwoche sind die Schauspielerin Natalia Wörner, der Sänger und Musiker Herbert Grönemeyer und der Fußball-Star Mesut Özil.
SWR-Intendant Peter Boudgoust: "Heimat bedeutet für jeden etwas anderes. Heimat verbindet und polarisiert. Und der Heimatbegriff wurde mal missbraucht, mal überhöht. Mit der ARD-Themenwoche soll der Blick auf die Heimat geschärft werden - auf das Besondere, Wertvolle, Unverwechselbare. Unser Wunsch ist es aber auch Diskussionen anzuregen mit dem Ziel, Heimat nach der Themenwoche vielleicht mit anderen Augen zu sehen."
Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen: "Heimat stiftet Identität. Weltweite Flüchtlingsströme und steigende Ressentiments gegenüber Fremden zeigen jedoch die gesellschaftspolitische Brisanz, die diesem Begriff - auch - zu eigen ist. All diese sehr unterschiedlichen Aspekte werden sich in unserem vielfältigen Programmangebot widerspiegeln."
Eine Woche, ein Thema: Im Ersten, in allen Dritten und in den Partnerprogrammen der ARD, im Radio und im Internet werden vom 4. bis 10. Oktober die unterschiedlichsten Facetten von "Heimat" in den Mittelpunkt gerückt: neben aktuellen, politischen Implikationen von "Heimat" die vielfältige, reiche Kultur, die "Heimat" in all ihrer Unterschiedlichkeit ausmacht, aber auch die moderne "Heimat" - mit Trends und dem Heimatgefühl der jungen Generation.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.03.2024