• 17.02.2016
      21:15 Uhr
      Fremde Heimat (1/2) Das Schicksal der Vertriebenen nach 1945 | 3sat
       

      Täglich kommen tausende Flüchtlinge und Vertriebene in Viehwaggons an ausgehungert, erschöpft und verstört erreichen sie das Land, das 1945 von Deutschland übrig geblieben ist. Einst sollten sie die heldenhaften deutschen Vorposten im Osten sein, nun werden sie wie der letzte Abschaum behandelt. Als der Krieg verloren ist, entpuppt sich die sogenannte "Volksgemeinschaft" einmal mehr als bloße NS-Propaganda. Jetzt geht es für alle ums nackte Überleben. Die meisten Einheimischen akzeptieren die Einquartierungen der Fremden nur widerwillig. Selbst die, die genug haben, geben ungern etwas davon ab.

      Mittwoch, 17.02.16
      21:15 - 22:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Täglich kommen tausende Flüchtlinge und Vertriebene in Viehwaggons an ausgehungert, erschöpft und verstört erreichen sie das Land, das 1945 von Deutschland übrig geblieben ist. Einst sollten sie die heldenhaften deutschen Vorposten im Osten sein, nun werden sie wie der letzte Abschaum behandelt. Als der Krieg verloren ist, entpuppt sich die sogenannte "Volksgemeinschaft" einmal mehr als bloße NS-Propaganda. Jetzt geht es für alle ums nackte Überleben. Die meisten Einheimischen akzeptieren die Einquartierungen der Fremden nur widerwillig. Selbst die, die genug haben, geben ungern etwas davon ab.

       

      "Wir haben nichts mehr, wir sind nichts mehr, wir sind also am tiefsten Punkt der sozialen Leiter gelandet." Für den damals 16-jährigen Robert Brokoph aus dem Städtchen Heydekrug im Memelland ist die Vertreibung ein Absturz ins Nichts. Mehr als zwölf Millionen Menschen teilen dieses Schicksal am Ende des Zweiten Weltkriegs. Über ihre leidvolle Flucht und Vertreibung, über den Verlust der Heimat, auch über die Vorgeschichte dieser größten ethnischen Säuberung in der europäischen Geschichte gibt es mittlerweile zahlreiche Dokumentationen.

      Aber was erwartete die Flüchtlinge und Vertriebenen danach, als sie angekommen waren und in der noch fremden, der neuen Heimat bleiben mussten? Wie schwer war es für sie, dort von vorne anzufangen? Was bedeutete es für diese Menschen, nicht nur mittellos, sondern auch all ihrer sozialen Bezüge und ihrer vertrauten Umgebung beraubt zu sein? Und wie wurden sie von den Einheimischen aufgenommen? Mit der zweiteiligen Reihe "Fremde Heimat" wirft die ARD erstmals einen kritischen Blick auf das Schicksal der Vertriebenen nach 1945.

      Denn die Integration der zwölf Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten Mittel- und Osteuropas ist nicht die große Erfolgsgeschichte, als die sie gerne im Rückblick verklärt wird. Es war ein schwieriger Weg, gesäumt von schmerzhaften Erfahrungen und Enttäuschungen. "Ich hätte mich also nie getraut zu sagen, dass ich Flüchtling bin und dass ich aus Breslau, eben aus diesem Osten komme", erinnert sich im Film Horst-Dieter Lindner, dessen Familie aus Schlesien geflüchtet ist. Als evangelisches Stadtkind in katholisch-ländlicher Umgebung ist er ständig bemüht nicht aufzufallen und guckt sich im katholischen Schulgottesdienst die ihm fremden Rituale ab. Auch wenn am Ende die Integration geglückt ist, am Anfang stehen für die meisten Flüchtlinge und Vertriebenen zunächst weitere große Demütigungen und Entbehrungen. Viele beschließen zu schweigen und verstummen in der frühen Bundesrepublik, weil sie Angst haben, diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. In der DDR dürfen sie nicht von ihrer Heimat und der Vertreibung erzählen, weil die sozialistische Staatsräson es verlangt. Wie sehr solche Erfahrungen in beiden deutschen Staaten das Leid der Vertreibung noch verstärkt haben, zeigt der ARD-Zweiteiler auf beklemmende Weise. Die Reihe dokumentiert aber auch, wie sich die große Mehrheit der Flüchtlinge und Vertriebenen trotz allem und unter ganz unterschiedlichen Startbedingungen hier schließlich behauptet und ein neues Zuhause gefunden hat.

      Täglich kommen tausende Flüchtlinge und Vertriebene in Viehwaggons an - ausgehungert, erschöpft und verstört erreichen sie das Land, das 1945 von Deutschland übrig geblieben ist. Einst sollten sie die heldenhaften deutschen Vorposten im Osten sein, nun werden sie wie der letzte Abschaum behandelt. Als der Krieg verloren ist, entpuppt sich die so genannte "Volksgemeinschaft" einmal mehr als bloße NS-Propaganda. Jetzt geht es für alle ums nackte Überleben. Die meisten Einheimischen akzeptieren die Einquartierungen der Fremden nur widerwillig. Selbst die, die genug haben, geben ungern etwas davon ab. Peter Lindner aus Breslau wird das nie vergessen: "Ich habe mal einen Apfel aufgehoben, der fiel über den Zaun, das war Fallobst und das sah die Bäuerin, und dann: 'Den wirfst Du mal schön wieder zurück. Unsere Watscherln, das heißt die Gänse und die Schweinderl, die haben auch Hunger'. Und da musste ich den wieder zurückwerfen."

      Viele Flüchtlinge und Vertriebene ziehen jetzt in Barackenlager ein, dort wo früher Zwangsarbeiter hausen mussten. "Es sah wirklich trostlos aus. Dass man dort wohnen kann, wollte man nicht glauben." Die Donauschwäbin Eva Petto aus dem kleinen Ort Indija bei Belgrad kommt ins Barackenlager Schlotwiese in Stuttgart. Dort können die Donauschwaben wenigstens ihre alten Traditionen weiter pflegen.

      Ein Film von Henning Burk und Erika Fehse

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      21:15 - 22:00 Uhr (45 Min.)
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