• 05.04.2024
      22:00 Uhr
      alpha-retro: Der Schmied aus Böhmen (1992) Der Letzte seines Standes? | ARD alpha
       

      Alfred Habermann ist einer der Großen seiner Zunft, ein Schmied wie aus dem Bilderbuch. Genauer gesagt ist er ein Freiformschmied. Er stammt aus Böhmen, sein selbst geschmiedeter Hammer ist ihm Weggefährte und Glücksbringer. Steht er nicht an der Esse, reist er durch die Welt, um sein Wissen weiterzugeben und dafür zu werben, dass auch in unserer Zeit das Schmieden wieder Einzug in den Bau hält. "Jede Epoche hatte ihre Schmiedekunst in der Architektur."

      Freitag, 05.04.24
      22:00 - 22:30 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      Alfred Habermann ist einer der Großen seiner Zunft, ein Schmied wie aus dem Bilderbuch. Genauer gesagt ist er ein Freiformschmied. Er stammt aus Böhmen, sein selbst geschmiedeter Hammer ist ihm Weggefährte und Glücksbringer. Steht er nicht an der Esse, reist er durch die Welt, um sein Wissen weiterzugeben und dafür zu werben, dass auch in unserer Zeit das Schmieden wieder Einzug in den Bau hält. "Jede Epoche hatte ihre Schmiedekunst in der Architektur."

       

      Stab und Besetzung

      Autor Benedikt Kuby

      Müsste man für den „Ring“ in Bayreuth die Rolle des Schmieds besetzen, Alfred Habermann wäre dafür vom Äußeren her eine Idealbesetzung. So stellt man sich einen Schmied vor: kräftige Gestalt, rundes Gesicht und Lockenkopf über dichtem graumelierten Bart. Habermann stammt aus einer tschechischen Schmiededynastie und hat sein Handwerk von seinem Großvater gelernt. Der erste Gegenstand, den er selbst geschmiedet hat, war ein Schmiedehammer: Dieser Hammer begleitet ihn seitdem sein ganzes Leben lang, quasi als Glücksbringer. Nach seiner Meisterprüfung in Prag durfte er für seine künstlerische Ausbildung nach Ostberlin und Venedig gehen, um dort an entsprechenden Akademien zu studieren, denn die Arbeit des Freiformschmiedens verlangt nicht nur enormes handwerkliches Geschick, sondern auch großes künstlerisches Verständnis. Aufträge bekommt Habermann inzwischen aus aller Welt, vor allem aus Italien, um dort z.B. ein 300 Jahre altes geschmiedetes Tor zu restaurieren. Denn in der mitteleuropäischen Architektur werden heutzutage Schmiede nicht mehr verlangt: Es wird stattdessen industriell hergestellter Pseudobarock verbaut. Habermann sagt, dass es den Schmied vermutlich auch in Zukunft geben wird, was jedoch seit vielen Jahren mehr und mehr verloren ginge, sei das schöpferische, künstlerische Handwerk und das dafür benötigte Wissen und Können. Auch die „Schmiedesprache“, mit der sich Habermann in der ganzen Welt von Japan bis Amerika verständigen konnte, geht verloren: Schmiede reden nicht viel, sie lassen ihren Hammer sprechen, wenn dieser auf den Amboss trifft.
      In einem kleinen Tal in den italienischen Alpen besucht Habermann einen weit über 80-jährigen Kollegen, der eine Sichel mittels eines jahrhundertealten Wasserhammerwerks schmiedet: Das ist eine Schmiede, in der der Hammer von einem Wasserrad angetrieben wird. Benedikt Kuby und seinem Kameramann Bernd Strobel gelingen Bilder von großer Suggestionskraft: Man könnte ewig dabei zusehen, wie aus einem rohen Stück Metall mittels Feuer und Hammerschlägen z.B. eine Zange geschmiedet wird. Aber solche Stücke verlangen Zeit, viel Zeit, die heute oftmals nicht vorhanden ist.

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